Controllermagazin 4/2020
53 Controller Magazin | Ausgabe 4 DieMöhlenhoff GmbHarbeitet seit über 50 Jahren in der Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik. Als Original Equipment Manufacturer (OEM) beliefert das Unterneh- men lokale und internationale Systempartner. Standard- mäßig plant die Möhlenhoff GmbH ein Jahres-Budget, beobachtet die Ist-Daten und erstellt regelmäßig Fore- casts. Mit demAbgleich von Plan und Realität schafft das Unternehmen sich Handlungsspielraum, um negativen Entwicklungen entgegenzuwirken und positive Effekte zu verstärken. Keine Zeit, auf Ist-Daten zu warten Doch der Corona-Lockdown ließ die Möhlenhoff GmbH von einemauf den anderen Tag in eine unsichere Zukunft blicken. Würde der Umsatz sinken? Welche Einsparun- gen könnte Kurzarbeit erzielen? Und unter welchen Vor- aussetzungen müsste man staatliche Hilfen nutzen? In ihrer Unvorhersehbarkeit eröffnete die Corona-Krise ein derart weites Feld möglicher Marktentwicklungen, dass Geschäftsführung und Aufsichtsrat nicht auf neue Ist- Daten und Forecasts warten wollten. „Mit den Szenarien ‚Corona minus 30%‘ und ‚Corona mi- nus 50%‘ sollte unsere Planung die Wirklichkeit einholen, bevor vollendete Tatsachen entstünden,“ erläutert Dirk Hermann Frank, Bereichsleiter Finanzen / Controlling / IT der Möhlenhoff GmbH. „Würden Kurzarbeit oder gar KfW- Hilfskredit nötig, wollten wir die vorbereiteten Unterlagen nur noch aus der Schublade ziehen müssen.“ An einem Tag mit 70 Schritten zumZiel Ausgehend vom ursprünglichen Budget entwickelte das Controlling zwei Corona-Szenarien – jeweils mit vollstän- diger GuV-, Bilanz- und Cashflow-Planung. Einmal nahm man einen 30%igen, einmal einen 50%igen Umsatzein- bruch an. In dieser Situation bewährte sich das Control- ling-Werkzeug der Möhlenhoff GmbH in zuvor unge- kanntemMaße. Umdie Szenarien abzubilden, nutzte Dirk Hermann Frank das im Corporate Planner vorliegende Budget als Ausgangspunkt. Die Corona-Szenarien bilde- ten unter anderem die Cashflow-Effekte verspäteter Zahlungen, diverser Ausfallquoten von Forderungen, von Anpassungen bei Investitionen und Krediten oder die Berücksichtigung von Kurzarbeit als Einnahmen ab. Die Effekte auf den Cashflow fest im Blick, wurden über 70 der integrierten Logik-Bausteine im Corporate Planner angepasst. Mit den programmierten BWL-Funktionen und durch den Echtzeit-Zugriff der Lösung auf sämtliche Ist- und Plan-Daten gelang an einemeinzigenWerktag die Fertigstellung beider Corona-Szenarien bezüglich GuV. Nach zwei weiteren Tagen lagen die vollständige Konzern- Abstimmung, die neben der Möhlenhoff GmbH fünf Tochterfirmen umfasst, sowie Plan-Bilanz und Plan-Cash- flow vor. Plan überholt Realität Neben der Geschwindigkeit, mit der das Controlling die Corona-Szenarien vorlegte, begeisterten das Manage- ment auch die Stimmigkeit und Nachvollziehbarkeit je- des einzelnen Wertes. Derart transparente und belast- bare Szenarien erlaubten die Ableitung geeigneter Maßnahmen für denWorst- und denWorst-Worst-Case (-30% und -50%). Bisher verzeichnet die Möhlenhoff GmbH nur minimale Einbußen. Doch sollte die prognostizierte Rezession das Unternehmen doch noch treffen, wird es keine zeitauf- wendigen Planungen geben. Die Herstellung von Hand- lungsfähigkeit geht dann sehr schnell. Wie die Igel in der Fabel sind die Corona-Szenarien für den gesamten Möhlenhoff-Konzern immer schon da, wo eine mögliche Zukunft hinsteuern könnte. Wenn Ist- und Plan-Daten Hase und Igel spielen Raumklima-Spezialist Möhlenhof f in der Corona-Belastungsprobe. VON TATJANA DEMS TATJANA DEMS ist Corporate Communi- cations Manager bei der CP Corporate Planning AG, Hamburg. tatjana.dems@cp.ag CORONA-SZENARIEN
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