Controllermagazin 4/2020

50 Controller Magazin | Ausgabe 4 AKTUELL AZ-Material mit hohemVerbrauch und niedriger Lieferfähigkeit Materialien in der AZ-Kategorie mit hohem Verbrauch und einer hohen Bedeutung für die Produktion der zuge- hörigen Fertigwaren bekommen in Kombination mit ei- ner niedrigen Lieferfähigkeit eine besondere Aufmerk- samkeit. Bei diesen Materialien sollten die Sicherheits- bestände unmittelbar erhöht werden, um eine ausrei- chende Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Weite- re Sofortmaßnahmen sind die Identifikation von alter­ nativen Lieferquellen und im Zweifel eine umfassende Lieferantenmarktanalyse, um weitere Bezugsquellen aufschalten zu können. CZ-Material mit niedrigemVerbrauch und niedriger Lieferfähigkeit Bei Materialien in der CZ-Kategorie mit niedrigem Ver- brauch und niedriger Lieferfähigkeit ist es wichtig vorab zu differenzieren, ob der niedrige Verbrauch auch mit einer geringen Bedeutung für die Produktion der aktuell not- wendigen Fertigwaren einhergeht, oder ob das betrachte- te Material mit einem geringen Anteil in zahlreichen Fer- tigwaren von aktuell ggf. sogar steigender Nachfrage gebraucht wird. In diesem Fall werden die Sicherheitsbe- stände systematisch erhöht und parallel wiederum alter- native Bezugsquellen identifiziert und aufgeschaltet, um die Versorgungsicherheit bestmöglich sicherzustellen. Kalibrieren Sie Ihre Produktions- losgrößen kontinuierlich Die kontinuierliche Überarbeitung von Vorgaben zu (kosten-)optimalen Produktionslosgrößen ist ohnehin eine Notwendigkeit, um stets im Einklang zwischen Nachfragemengen, Lager- und Produktionskapazitäten, Materialverlusten und den zugehörigen Kostenpositio- nen sowie weiteren Einflussfaktoren zu agieren. Gerade in Zeiten von dynamischen Märkten und sich noch schneller ändernden Annahmen und Kostensätzen, wel- chen das Losgrößenmodell unterliegt, ist eine dynami- sche und ggf. sogar monatliche oder wöchentliche Über- arbeitung der Produktionslosgrößen wichtig. Ein gut aufgesetztes Losgrößenmodell ist typischerwei- se auf Optimierung der Gesamtkosten ausgelegt (siehe Abb. 1) und berücksichtigt hierbei alle operativen Rest- riktionen. In einer Krisensituation mit sich ständig än- dernden Einflüssen und ggf. auch anderen Zielstellun- gen als Kostenoptimierungmüssen alle Einflussfaktoren dynamisch angepasst und hinterfragt werden. Rüstkosten und Lagerkosten: Im kostenoptimierten Losgrößenmodell ergeben sich die Rüstkosten verein- facht aus den Rüstzeiten in Produktion und Qualitätssi- cherung (QS) sowie rüstabhängigen Materialverlusten. Die Losgrößenbestände ergeben in Verbindung mit Be- wegungs- und Bestandkosten die Lagerkosten des Los- größenmodells. Bei hohen Produktionslosgrößen redu- zieren sich demnach aufgrund weniger Rüstvorgänge die Rüstkosten, wohingegen die Lagerkosten steigen und umgekehrt. In einer Krisensituation sollten nun zur reinen Kostenperspektive weitere Dimensionen im Kon- text der Krise berücksichtigt werden; zwei Beispiele sind im Folgenden beschrieben. 1.) Produktionskapazitäten: Bei einer Erhöhung der Produktionslosgrößen sinken nicht nur die Rüstkos- ten, sondern steigen auch die Produktionskapazitä- ten einer Produktionsanlage. Dies kann in einer Situa- tion mit erhöhter Nachfrage der Sortimente ausgenutzt werden. Durch die Umstellung auf höhere Produktionslosgrößen von verstärkt nachgefragten Artikeln können wertvolle Anlagenzeiten durch redu- zierte Rüstvorgänge freigeräumt und genutzt wer- den, um in Summe eine erhöhte Ausbringungsmenge über die Anlage zu erzielen. Die erhöhten Lagerkos- ten durch höhere Losgrößenbestände können hierbei bewusst in Kauf genommen werden, auch wenn diese die reduzierten Rüstkosten überwiegen sollten. Für diesen Fall kann das Losgrößenmodell auch um De- ckungsbeiträge der zusätzlichen Ausbringungsmen- gen aufgrund freier Produktionskapazitäten erwei- tertwerden.ImFallerückläufigerMengenfunktioniert das Modell dann genau in gegenteiliger Richtung. Abb. 1: Losgrößenberechnung DENNIS GOETJES ist Principal bei der HÖVELER HOLZMANN CONSULTING GmbH, Düsseldorf und ist spezialisiert auf gesamt- hafte Optimierung im Supply Chain Management. dennis.goetjes@ hoeveler-holzmann.com

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