Controllermagazin 4/2020
Die Corona-Krise führt aktuell zu erheblichen Verschie- bungen von Mengenströmen in den Supply Chains der Unternehmen. Neben wegbrechenden Absätzen und Umsätzen auf der einen Seite gibt es ebenso Geschäfts- bereiche mit erheblichem Wachstum, Vollauslastung und Lieferengpässen. Ein Beispiel ist die Lebensmittel industrie: Zum einen brechen ganze Geschäftsbereiche (z. B. der Foodservice oder der Export) ein, zum anderen steigen die Absätze mit bestimmten Sortimenten (z. B. Konserven, Nudeln oder Hygienepapieren) oder in be- stimmten Vertriebsschienen wie dem Lebensmittelein- zelhandel (LEH) oder auch dem e-Commerce deutlich an. Neben diesen Mengenverschiebungen kommen eine Vielzahl neuer operativer Probleme und Risiken hinzu: Infizierte Mitarbeiter und resultierende Schließungssze- narien, problembehaftete internationale Lieferketten – Inboundwie Outbound – oder finanziell in Schieflage ge- ratene Zulieferer. In diesem Zusammenhang geben die folgenden Punkte Hinweise, welche Themen und Maß- nahmen das Supply Chain Controlling in dieser heraus- fordernden Situation unmittelbar prüfen sollte: Hinterfragen Sie Ihre Sales &Operations Planning Prozesse In Krisenzeiten mit hohen Unsicherheiten und anorma- len Nachfrageschwankungen mit höchst unterschiedli- chen Tendenzen in einzelnen Sortimentsbereichen gilt es, im Supply Chain Management eine hohe Agilität und eine hohe Resilienz der internen sowie externen Supply Chain Prozesse zu gewährleisten. Als mächtiges Tool im SCM für eine schnelle Reaktionsfähigkeit hat sich ein strukturierter Sales & Operations Planning (S&OP) Pro- zess mit einem S&OP-Meeting als Kernstück bewährt. Sollten S&OP-Prozesse und S&OP-Meeting noch nicht etabliert sein, bietet eine Krisensituation einen Anlass, dies gemeinsam mit den Key-Stakeholdern kurzfristig nachzuholen, da alle Beteiligte unmittelbare Profiteure der Einführung von S&OP sein werden. In diesem Fall können über eine zielgerichtete und pragmatische Auf- bereitung bestehender Daten und Reports mit relativ kleinem Aufwand bereits ein erheblicher Effekt auf die Flexibilität und Kommunikation imUnternehmen erzielt und Optimierungspotentiale gehoben werden. Als über- geordnete Querschnittfunktion mit hoher Datenaffinität bietet sich hier insbesondere das Supply Chain Control- ling an, diesen strukturierten S&OP Prozess anzustoßen und zu gestalten. Sind der S&OP-Prozess und das S&OP-Meeting bereits etabliert und fester Bestandteil im operativen Ablauf, sollten als Reaktion auf eine Krisensituation die beste- henden Strukturen und Zeitabläufe des S&OP-Prozesses sowie die Inhalte des S&OP-Meetings auf das Wesentli- che fokussiert werden. In Bezug auf den S&OP-Prozess sollten in jedem Prozessschritt die zeitlichen Intervalle Supply Chain Controlling in Corona- Zeiten Neue Anforderungen an die Controller. VON MATTHIAS LÜTKE ENTRUP / DENNIS GOETJES © vegefox.com – www.stock.adobe.com SUPPLY CHAIN
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