Controllermagazin 4/2020
42 Controller Magazin | Ausgabe 4 Cash is King Deutsche Unternehmen arbeiten stark GuV-orientiert: Der EBIT ist eine wesentliche resultierende Ziel-Kenn- zahl. Doch die Zielsetzung EBIT ist einseitig: Derzeit ist festzustellen, dass in vielenUnternehmen der EBIT durch Bestandsaufbau „weggefressen“ wird 1 . Liquiditätsrele- vant und damit überlebenswichtig für ein Unternehmen ist der resultierende Cashflow. Notfalls sogar auf Kosten des EBIT! Die konsequente Steuerung der den Cashflow beeinflussenden Größen – insbesondere Bestandsver- änderungen neben den weiteren Größen des Working Capital – ist in vielen Unternehmen jedoch ebenso ein Defizit wie die kurzfristige Liquiditätsverfolgung. Cashflow-Ermittlung Bei der Cashflow-Rechnung werden zwei Methoden un- terschieden: ■ die direkte Methode : Alle zahlungsrelevanten Vor- gänge werden – nach Einnahmen- und Ausgabenkate- gorien unterteilt – zusammengestellt und gemäß Fris tigkeit saldiert. In der Praxis stehen diese Daten bei vielen Unternehmen nicht direkt zur Verfügung und müssen erst zusammen gestellt werden. Nur die di- rekte Methode erlaubt eine detaillierte Aussage über Herkunft und Verwendung der Zahlungsströme. Die- se Methode bietet sich insbesondere bei Verfolgung der kurzfristigen Liquidität an. ■ die indirekte Methode : Aus den vorliegenden Daten der Finanzbuchhaltung werden der Cashflow aus lau- fender Geschäftstätigkeit, aus Investitionstätigkeit und aus Finanzierungstätigkeit ermittelt. Eine separa- te Datenhaltung wie bei der direkten Methode ist nicht notwendig. Diese Methode liefert – im Vergleich zur direkten Methode – ergänzende Betrachtungs- und Gestaltungsaspekte (z. B. zu Cash-to-Cash-Abläu- fen) und bietet sich insbesondere bei Verfolgung der mittel- bis längerfristigen Liquidität an. Beide Methoden führen bei Berücksichtigung der not- wendigen Abgrenzungen auf unterschiedlichen Wegen zu den gleichen Ergebnissen. Kurzfristige Liquidität Es hat sich in den liquiditätsorientierten Projekten des Verfassers als zweckmäßig erwiesen, mit einem Kredit- spiegel (Abb. 1) zu beginnen. Dieser sollte stichtagsbezo- gen auf den Beginn der Liquiditätsbetrachtung abgestellt sein und aktuell die zahlungsrelevanten Vereinbarungen enthalten. Die aus den Vereinbarungen resultierenden Zahlungs- ströme gehen gemäß vereinbarten Terminen – neben anderen Größen wie z. B. Personalausgaben – als SOLL- Größen in die Liquiditätsrechnung ein. Das vomVerfasser bevorzugte einfache Grundschema dieser kurzfristigen Liquiditätsrechnung umfasst pro Betrachtungsperiode (z. B. Monat): Summe Einnahmen ./. Ausgaben – nicht verschiebbar ./. Ausgaben – verschiebbar ./. Gesamtausgaben Überdeckung/Unterdeckung Dieses Grundschema wird – wie in Abbildung 2 skizziert – ergänzt und erfasst ab Stichtag nacheinander pro Be- trachtungsperiode (z. B. Monat) die geplanten (bzw. vereinbarten) SOLL-Zahlungsströme. Der Anfangsbe- stand (Kasse, Bank) und der durch Über-/Unterdeckung resultierende Endbestand pro Betrachtungsperiode werden ergänzt. ImKrisenfall kann es sich anbieten, die Betrachtungsperiode zu reduzieren und die Zahlungs- ströme und damit die Liquidität Tag-genau zu erfassen. Wesentliches Ergebnis auf Basis der SOLL-Größen ist die resultierende Über- oder Unterdeckung, die über die Monate hinweg kumuliert verfolgt wird. Kritische Größe ist dabei pro Monat wie auch kumuliert die Kredit ausschöpfung. Die bisher beschriebene Arbeit liefert Transparenz über den absehbaren Status-Quo: Wann gibt es entlang der Zeitachse durch welche Zahlungsströme Liquiditätseng- pässe in welcher Höhe? Liquide sein, liquide bleiben Überleben in stürmischen Zeiten. VON HEINZ-JÜRGEN KLEPZIG LIQUIDITÄT
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