CONTROLLER Magazin 1/2020

79 lang dauern. Für die Einplanung verwenden wir jedoch in aller Regel deterministisch den Durch- schnittswert. Fallbeispiel: Für den Umrüstvorgang bei einer Walzenstraße wurde bei der Einplanung ein Durchschnittswert von 6 Std. angesetzt. Die tatsächlichen Werte schwankten meist zwi- schen 4 bis 8 Std. Für die Abfolge mehrerer Tätigkeiten hinterein- ander sind bei der Ermittlung der Gesamt- durchlaufzeit die einzelnen Verteilungskurven pro Tätigkeit zu berücksichtigen: Die einzelnen Bearbeitungsstationen weisen mal eine Unter-, mal eine Überbelastung auf. Tendenziell verlän- gert sich die tatsächlich resultierende Gesamt- durchlaufzeit gegenüber der deterministischen Betrachtungsweise (vgl. Abbildung 4). Betriebsaufträge entstehen. Der Autor stellt einen weiteren grundsätzlichen und regel­ mäßigen Einplanungs-Stolperstein fest: Die Planung erfolgt deterministisch, die betrieb­ liche Realität dagegen ist stochastisch. 2 Kon- sequenzen sind Mura, Muri und Muda, was sich äußert in: · Leerlauf der Bearbeitungsstationen bzw. erhöhtem Ressourcenbedarf bei Überbelastung · längeren Durchlaufzeiten · erhöhtem Working Capital (WoC) und damit einer Beeinträchtigung des Cash- flow. Zur Erläuterung: Wenn wir eine bestimmte Tä- tigkeit mehrfach durchführen, wird sie Varian- zen aufweisen und um einen Durchschnittswert herum stochastisch entlang einer Verteilungs- kurve mal etwas länger, mal etwas weniger bei Betrachtung der Aufgabenlast durch Be- triebsaufträge zwei wesentliche Einflussgrößen im „Belastungsgebirge“ (vgl. Abbildung 2): · starke Varianzen in der zu bearbeitenden Aufgabenlast (japanisch: Mura) z. B. durch ungleichmäßig eingehende Kundenaufträge · Überbelastung von Mitarbeitern und/oder Maschinen (japanisch: Muri). Ein typischer Zyklus ist: Mura führt zu Muri, führt zu Muda, führt zu Mura ... (vgl. Abbil- dung 3). Bildhaft gesehen ist es das Ziel, ei- nen „flow“ zu erhalten, einen Arbeits-„Fluss“, der die vorhandenen Kapazitäten weitgehend ausfüllt und ohne Stockungen oder (Korrek- tur-)Schleifen und ohne überschießende Be- lastungswellen abläuft. Mura und Muri kön- nen generell durch ungeschickte Verarbei- tung von Kundenaufträgen und unausgegli- chene Einplanung ins Belastungsgebirge der CM Januar / Februar 2020 Abb. 3: Muri, Mura, Muda (Quelle: Klepzig, eigene Darstellung) Abb. 4: Auftragsplanung und -realität (Quelle: Klepzig, eigene Darstellung)

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