CONTROLLER Magazin 1/2020

70 genheit die Kosten gut prognostizieren. Ein Un- ternehmen berichtet von einer hohen Vorschau- genauigkeit bei gleichzeitiger Kostenersparnis durch die Automatisierung. Entscheidend ist auch hier eine detaillierte Ana- lyse der Zusammenhänge. Abhängigkeiten sind auf folgenden Ebenen zu finden: · Zwischen Treibern gibt es vielfältige Abhän- gigkeiten. Schließlich repräsentieren diese das Mengengerüst im Unternehmen. Diese Abhängigkeiten können sicherer Natur sein, also zum Beispiel Stücklisten mit dem Ziel des Zusammenhangs zwischen Absatz und Material, aber auch Ergebnisse von Machi- ne-Learning-Analysen wie beispielsweise eine Ermittlung von Ausschussquoten um- fassen. · Zwischen Treibern und Kosten, also die Er- mittlung der eigentlichen Kostenfunktion. · Auch zwischen Kosten gibt es etliche Abhän- gigkeiten. EBIT-Forecasting Der EBIT-Forecast markiert ein mögliches Ziel einer integrierten Vorschaurechnung. Warum also nicht gleich mit diesem Forecast beginnen und auf Absatz- und Kostenvorschau verzich- ten? Das mag effizient klingen, ist aber aus in- tegrativer Sicht wenig zweckmäßig. Sinnvoll ist es, möglichst granular in Einzelanalysen einzu- steigen – und zwar aus folgenden Gründen: · In den Fachbereichen werden die Detailinfor- mationen zur Steuerung, beispielsweise zur Maßnahmen-Überprüfung benötigt · Wirkungen werden unter Umständen ver- mischt. Die Bedeutung der Theoriebildung ist bereits erläutert worden. Theorien sind greif- barer, wenn sie möglichst konkrete Sachver- halte betreffen. Beispiel: Dass Rabatt den Absatz beeinflusst, ist intuitiv nachvollzieh- barer als die Wirkung von Rabatt auf das Er- gebnis, da der Rabatt ja zusätzlich auch über die Preisreduktion auf den Umsatz wirkt. Die veränderte Menge wirkt auch auf die variab- len Kosten. · Residualgrößen wie EBIT schwanken stärker. Es ist unmittelbar einleuchtend, dass der Umsatz prozentual weniger schwankt als der hieraus resultierende Gewinn bei konstanten Kosten. Dies setzt voraus, dass Produktionsfunktionen auch vorhanden sind bzw. erarbeitet werden müssen. In der Fertigung, aber auch in der Lo- gistik ist dies eine realistische Annahme. Was ist aber mit den indirekten Bereichen? Hier be- steht häufig eine hohe Intransparenz. Es fehlen Einflussgrößen oder Treiber. Die Prozesskos- tenrechnung stellt zwar einen methodischen Ansatz zum Arbeiten mit solchen Treibern dar. Dies erfolgt analog zur Grenzplankostenrech- nung, allerdings auf der Basis von Vollkosten. Aber das Grundproblem liegt hier in der vorge- schlagenen analytischen Ermittlung. Verfahren wie die Wertanalyse oder das ZBB gehen einen ähnlichen Weg. Wäre es nicht sinnvoll, über maschinelles Lernen mehr Transparenz zu er- zeugen? Damit könnten insbesondere Gemein- kostenbereiche leichter gesteuert werden. 9 Ein Vorteil bei der Kostenvorschau ist die in der Regel gute Verfügbarkeit von Daten. Allerdings hat sich in verschiedenen Projekten gezeigt, dass die Kostenkontierung zwar insgesamt or- dentlich ist, es aber häufig Ungenauigkeiten in Bezug auf die Periodenabgrenzung gibt. So ist die jährliche Abgrenzung in der Regel akzepta- bel, bei der monatlichen Abgrenzung wird hin- gegen teilweise vereinfacht kontiert. Dies stellt eine Verzerrung da und hat damit Einfluss auf die Qualität der Kostenvorschau. Ohne Daten- bereinigung geht es also auch hier nicht. Ein konkreteres Beispiel ist die Vorschau von Reisekosten, welche über entsprechende Trei- ber analysiert werden können. Veranstaltungen oder Ferienzeiten bis hinunter auf die einzelne Urlaubsplanung lassen sich relativ einfach ein- beziehen. Somit lassen sich aus der Vergan- Die Abbildung 2 macht diesen Sachverhalt deutlich. Die untere Kurve ist das Ergebnis der Pipeline-Analyse. Die obere Kurve wird benötigt, um den Jahres-End-Forecast zu beschreiben. Eine Lösung kann über die Kombination zweier Analysen erreicht werden: Über einen ausrei- chend langen Horizont kann die Pipeline-Ent- stehung selbst fortgeschrieben werden. Diese Pipeline enthält dann zusätzliche künstliche Einträge, die sich aus der Fortschreibung erge- ben. Mithilfe dieser Pipeline kann nun die Jah- resvorschau erzeugt werden. Die Berücksichtigung der Unsicherheit stellt al- lerdings ein Problem dar, da verschiedene Un- sicherheiten aggregiert werden müssen. Ver- knüpft man beispielsweise die Wahrscheinlich- keit einer Leadgenerierung mit dem späteren Abschluss, so müssen zwei Dichtefunktionen zusammengeführt werden. Die notwendige so- genannte Faltung (Konvolution) kann einfach über eine Monte-Carlo-Simulation simuliert werden. Kostenvorschau Ein nicht ganz unumstrittenes Gebiet ist die Vorschau von Kosten. 8 Vielleicht haben Sie noch aus dem Studium in Erinnerung, dass die flexible Grenzplankostenrechnung mit dem Fo- kus auf der analytischen Kostenplanung die beste Ausgestaltung der Kostensteuerung ist. Grundlage ist dabei die Produktionsfunktion. Diese muss analytisch erarbeitet werden. Mit den Preisen multipliziert, ergeben sich dann die Plankosten. Abb. 2: Überleitungsproblematik Advanced Analytics im Controlling

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