CONTROLLER Magazin 1/2020
62 der Factory hervor. Insgesamt kann so ein schnelles, verlässliches und qualitativ hochwer- tiges Reporting als optimale Basis für Entschei- dungsträger geschaffen werden. Die meisten Unternehmen verfolgen mit dem Aufbau einer Reporting Factory das primäre Ziel, dass der Controller mehr Zeit für Analysetätigkeiten gewinnt und somit verstärkt wertschöpfende Aufgaben wahrnehmen kann. Zudem können dadurch Spezialisten hervorstechen, wodurch Personalengpässe vermieden und die Quali- tät gesteigert werden können. Die klare Struk- turierung der Prozesse und Vernichtung nicht wertschöpfender Tätigkeiten führt schließlich zur Effizienzsteigerung . Risiken Einer der Theoretiker sieht insbesondere in der Erhöhung der Prozesskosten das größte Risi- ko bei der Implementierung einer Reporting Factory. Dies kann geschehen, wenn die Facto- ry unzureichend in die eigentlichen Prozesse in- volviert wird, was schließlich den Abstimmungs- und Koordinationsaufwand steigen lässt. Die Prozesse gestalten sich in diesem Falle durch eine Factory deutlich komplexer als vor ihrer Einführung. Die Prozessgeschwindigkeit ver- langsamt sich und die Kosten steigen. Es be- steht damit die Gefahr, dass ein Schattenre- porting aufgrund von Akzeptanzproblemen entsteht. Durch die Nichtakzeptanz der Factory seitens der ursprünglichen Mitarbeiter führen diese das ursprüngliche Reporting weiter und nutzen die Dienste der Reporting Factory nicht. Dies kann zudem zur Folge haben, dass es zu einem Wissensverlust im Unternehmen kommt, wenn Controller mit der Errichtung einer Reporting Factory nicht einverstanden sind und daraufhin das Unternehmen verlassen. Auch in der Praxis stellt die mangelnde Akzep- tanz bei den meisten Unternehmen das größte Risiko dar. Ein Großteil sieht die Gefahr, dass der Controller durch den Aufbau einer Factory kein Bewusstsein mehr für die Entstehung der Zahlen besitzt und dadurch Geschäftsver- ständnis verliert. Des Weiteren könnte es zu ei- nem Qualitätsverlust kommen, wenn bspw. nicht die passenden Mitarbeiter für die Re- porting Factory ausgewählt werden. Manche Unternehmen haben die Befürchtung des Ver- tists, bspw. inwiefern dieser dem Controlling oder dem IT-Bereich zuzuordnen ist. Wird der Data Scientist als Controller gesehen, geht der Großteil der Befragten von einer gleichbleiben- den Controlleranzahl aus; andernfalls von einer sinkenden. Alle Experten sind der Meinung, dass es auch künftig Controller geben wird. Le- diglich diejenigen, die den Anforderungen einer der Rollen nicht gerecht werden und ihre Fähig- keiten in der Datenaufbereitung sehen, werden nach Mehrheit der Experten wegfallen. Chancen Mittels einer Effizienzsteigerung innerhalb der Reporting Factory kann nach Ansicht der Theo- rieexperten eine bis zu 20-prozentige Kosten einsparung erreicht werden. Weiter sieht die Mehrheit dieser Expertengruppe dieses Ziel als primären Grund für den Aufbau einer Factory. Als weitere Chancen werden Qualitätsziele ge- nannt. Hierunter fällt eine Reporting Factory, die als zuständige Zentrale für die Datenquali- tät agiert und dementsprechend eine einheitli- che Datenbasis gewährleistet. Des Weiteren sichert sie eine bessere Transparenz durch einheitliche Notationen im Reporting, wodurch sich der Berichtsempfänger schneller einlesen und ergo bessere und schnellere Entschei- dungen treffen kann. Zudem wird beim Aufbau die Notwendigkeit der Reports untersucht, wo- durch eine Qualitätskontrolle innerhalb der Berichte durchgeführt wird. Einer der Experten hebt insbesondere die Eliminierung von nicht wertschöpfender Arbeit als große Chance derzeitige Rolle wird sich dabei stärker ausdif- ferenzieren. Hierdurch erkennt der Großteil der Experten die Chance des Controllers, sich den Kernaufgaben des Controllings zu widmen und somit die Rolle des Business Partners stärker einzunehmen. Insgesamt sehen ca. 90% der befragten Unternehmen künftig verstärkt analytische Tätigkeiten durch die Einführung einer Reporting Factory vom Controller gefor- dert; der Rest rechnet mit keiner Veränderung der Controllertätigkeit. Dabei wird er neben der Analysetätigkeit eine stärkere Ursachenfor- schung und Szenarioplanung durchführen, hie- raus Handlungsmaßnahmen für das Manage- ment generieren und diesem als Business Partner beratend zur Seite stehen. Hierbei werden neben einem tiefgreifenden Geschäfts- verständnis insbesondere Interpretationskön- nen, Kommunikationsfähigkeit, soziale Kompe- tenzen und ein gewisses Toolverständnis vom Controller gefordert. H ierdurch erkennt der Großteil der Experten die Chance des Controllers, sich den Kernaufgaben des Controllings zu widmen. Die andere Entwicklung des klassischen Con trollers bewegt sich in Richtung Data Scientist . Dieser verfügt über starke IT-Kenntnisse sowie ausgeprägte analytische Fähigkeiten. Diese Ent- wicklung betreffend herrscht Einigkeit unter den Experten. Jedoch gibt es unterschiedliche An- sichten bzgl. der Klassifizierung des Data Scien- Reporting Factory Autoren Bilal Chaudhry ist seit 2019 Gründer der CHARTINS UG in Ludwigsburg. Zuvor sammelte er reichlich Erfahrung in verschiedenen Konzernen als Beteiligungscontroller. Im Jahr 2017 absolvierte er seinen Mas- terabschluss an der HS Pforzheim, wobei er den Forschungs- schwerpunkt seiner Arbeit auf die Reporting Factory legte. E-Mail: chaudhry.bilal@web.de M.A. Stefan Bantscheff ist seit Juli 2019 bei der Landesmesse Stuttgart GmbH als Referent Prozessmanagement & Digitalisierung im Finanz bereich tätig. Er ist Projektleiter für die Einführung von Robotic Process Automation (RPA) und zuständig für den Aufbau eines Center of Excellence. E-Mail: s.bantscheff@gmx.de
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