CONTROLLER Magazin 1/2020
31 Beste aus diesen Welten in einem universelle- ren − einem Lean Project Management-Ansatz − vereinen und operationalisieren. Lean PM spannt dabei den Bogen im Sinne eines moder- nen, zielgerichteten und flexiblen Projektma- nagements (siehe Abbildung 1). E in zeitgemäßer PM-Ansatz sollte das Beste aus diesen Welten vereinen. Wir leben in einer VUKA-Welt: V olatilität, U nsi- cherheit, K omplexität und A mbiguität kenn- zeichnen nicht zuletzt die Anforderungen an das Management in und die Steuerung von Un- ternehmen. Eine Reihe nationaler und globaler Trends und Megatrends, wie Globalisierung und Digitalisierung, charakterisieren und verursa- chen VUKA. Welche Anforderungen ergeben sich insgesamt an ein modernes Projektma- nagement in der VUKA-Welt? Folgende Implikationen leiten wir daraus ab: · Flexibilität Ein modernes PM-System muss flexibel an die jeweiligen Erfordernisse der Projekte und der Organisation anpassbar sein. Je nach Projektkontext kann bspw. ein plange- triebener Ansatz (z. B. Bau eines Einfamili- enhauses) oder ein agiler Ansatz (z. B. Ent- wicklung eines neuen, Internet-basierten Services) angemessen sein. · Leichtgewichtigkeit Kleine Projekte wollen nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen, sondern administrativen Overhead vermeiden. Mitarbeiter müssen sich schnell im PM-System zurecht finden. · Praktikabilität/Praxisorientierung Gleichwohl ein umfassendes theoretisches Fundament für das Projektwesen einer Orga- nisation insgesamt hilfreich ist, fordern die Praktiker, also die aktiven Projektmanager, einfache, klare und zielführende „Rezepte“ zur Steuerung der Projekte. · Universalität Das PM-System einer Organisation muss auf alle vorhandenen Projektarten anwendbar sein. Ein Portfoliomanagement, in dem Scrum-Projekte nach Methode X berichten und Infrastrukturprojekte nach Methode Y, ist nicht zielführend. Die im Rahmen dieses Beitrags fundierte An- wendung von Lean Thinking unter Adaption der verschiedenen Ausprägungen Lean Produktion, Administration, Produkt- und nicht zuletzt IT- Entwicklung auf das Projektwesen verspricht, die Anforderungen an ein modernes Projektma- nagement zu erfüllen. Kernprinzipien des Lean Managements Lean Management ist die konsequente Aus- richtung der betrieblichen Prozesse auf den Kunden durch Reduzierung auf das, was für den Kunden einen Wert darstellt. Primäres Pos- tulat ist die Vermeidung von Verschwendung (Muda) jeglicher Art im Unternehmen – das zentrale Paradigma des Lean Thinkings. Als Verschwendung sind allgemein alle Aktivitäten und Prozesse zu bezeichnen, die zwar Kosten verursachen, aber keinen Wert für einen Kun- den erzeugen. Womack und Jones formulieren bereits 1995 ergänzend fünf grundlegende Prinzipien des Lean Thinkings: Wert- und Wertstrom-Orientie- rung, Umsetzung des Flow- und des Pull-Prin- zips sowie Streben nach Perfektion. Neben den genannten fünf Kernprinzipien, die wir als zentrale Gestaltungsprinzipien charak- terisieren, sind eine Vielzahl weiterer Handlungs- prinzipien, Methoden und Tools in der Ausgestal- tung des Lean Managements bekannt: · Ein Handlungsprinzip wie Gemba (Ort des Geschehens) fordert, dass Probleme dort analysiert, bearbeitet und behoben werden, wo sie auftreten. Abb. 1: Lean Project Management vereint die PM-Welten CM Januar / Februar 2020
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==