CONTROLLER Magazin 1/2020

21 zelnen Bestandteile des EBIT analysiert wer- den. Ausgangsgröße ist der Nettoumsatz, der um alle Rabatte reduziert werden muss. Denn es geht nicht um irgendwelche Listen- oder Bruttopreise, sondern um Nettopreise. Diese sind deutlich niedriger, weil häufig hohe Ra- batte und teure Zahlungsziele oder sogar sub- ventionierte Finanzierungen gegeben werden müssen (vgl. zu dieser Nettopreisbildung z. B. Hoberg (2004), S. 347 ff.). Der Gesamteffekt liegt in fast allen Branchen im 2-stelligen Pro- zentbereich und überschreitet fast immer die EBIT-Rentabilität deutscher Unternehmen. Im Einzelnen sind Rabatte a) in der Rechnung (z. B. Mengenrabatte), b) an der Rechnung (z. B. Skonti und Zentralkonditionen) und c) anlässlich der Jahresendabrechnungen (Rückvergütungen) abzuziehen. Nicht enthalten im Umsatz sind die Wirkungen von Zahlungszielen und von Finan- zierungssubventionen, was problematisch wer- den kann. Denn in der EBIT-Definition heißt es ja „before interest“, also vor Zinsen. Gemeint sind nur die Fremdkapitalzinsen, welche das Betriebsergebnis reduzieren. Dieser Effekt von Zahlungszielen (den tatsächlichen, nicht den gewährten) müsste auch schon im EBIT subtra- hiert werden. Die ebenfalls auftretenden kalku- latorischen Eigenkapitalzinsen werden im ex- ternen Rechnungswesen überhaupt nicht be- rechnet. Dies geschieht teilweise bei wertorien- tierten Konzepten auf Basis der Kapitalkosten. Auch die Rückvergütungen an die Händler, wel- che am Jahresende gezahlt werden, müssten einschließlich ihrer Zinseffekte im Nettoumsatz berücksichtigt werden. Von diesem unvollstän- dig ermittelten Nettoumsatz werden im EBIT- Konzept verschiedene Aufwandsarten abgezo- gen, wobei wiederum Zinsen und Ertragssteu- ern außen vor bleiben. VW hat für die PKW-Sparte folgende Ergebnis- se erzielt (vgl. GB 2017, S. 115, GB 2018, S. 111), wobei VW das operative Ergebnis (= mo- difiziertes EBIT) berechnet, das ebenfalls vor allen Zinsen und Ertragssteuern ermittelt wird (vgl. Abbildung 1). Die wichtigsten Aufwandsarten, die zur Realisie- rung der Umsatzerlöse anfallen, bestehen aus Rohmaterial/Zukaufteilen, Personal, Energie und Abschreibungen, woraus das Bruttoergeb- nis resultiert. Von dieser Zwischengröße werden die Kosten für Vertrieb/Marketing und für die Verwaltung abgezogen. Wenn dann das sonstige betriebliche Ergebnis addiert wird, erhält man das operative Ergebnis. Mit dem operativen Er- gebnis müssen die Fremdkapitalzinsen und insb. die Eigenkapitalzinsen abgedeckt werden. Aber der Geschäftsbericht VW 2018 (S. 70) zeigt auch, dass das operative Ergebnis und die operative Marge (also auf den Umsatz be- zogen) in die variablen Bestandteile der Ma- nagement-Boni eingehen. Dies bedeutet, dass die Manager keinen direkten Nutzen davon ha- ben, wenn sie die Kapitalkosten reduzieren. Somit besteht ein gefährlicher Anreiz. Wenn längere Zahlungsziele gegen höhere Preise ge- währt werden, dann steigt das operative Er- gebnis, während die höheren Kapitalkosten nicht in die Bonusbemessungsgrundlage ein- gehen. Ähnlich sieht es auf der Aufwandsseite aus. Eine schnellere Bezahlung der Lieferanten drückt sich in höheren Rabatten aus, so dass der Aufwand fällt, die Kapitalkosten aber stei- gen, weil sofort gezahlt wird. Typen von Fehlentscheidungen Auch wenn Mengen- und Umsatzziele kaum noch auf höchster Ebene verwendet werden, so sollen die Nachteile dieser Ziele kurz dargestellt werden. Denn einige Unternehmen brüsten sich mit Marktanteilssteigerungen oder Umsatzzu- wächsen, ohne zu erwähnen, dass kaum Ge- winn erzielt wurde. Probleme bei Mengen- und Umsatzzielen Mengenziele findet man teilweise noch auf un- tergeordneten Ebenen, wo sie manchmal sinn- voll sein können. Die Vertriebsmannschaft kann in solchen Fällen mit Mengenzielen geführt werden, in denen sie keinen Einfluss auf die Nettopreise hat. Ansonsten besteht die große Gefahr, dass insb. zum Jahresende Sonderprei- se eingesetzt werden, welche zwar die Zieler- reichung bei den Mengen im laufenden Jahr unterstützen, aber in den Folgejahren zu gro- ßen Problemen führen können. Denn die Kun- den werden auch im neuen Jahr auf den Son- derrabatten bestehen. Wenn solche negativen zeitlichen Interdependenzen weitgehend aus- geschlossen werden können, kann es vernünf- tig sein, die einfacher zu messenden und zu verstehenden Mengenziele einzusetzen. In der Produktion lassen sich ähnliche Fälle denken, wobei insb. auf die Qualität geachtet werden muss. In dem nachvollziehbaren Bemü- hen, die Produktionsziele zu erreichen, darf es auf der Qualitätsseite keine Kompromisse ge- ben. Schon das Verarbeiten von B-Rohstoffen bei Inhalt oder Verpackung sollte nur nach vor- heriger Freigabe von unabhängiger Seite er- laubt sein. Umsatzziele können ebenfalls nur in Abb. 1: Operative Ergebnisse 2016-2018 bei VW gemäß Geschäftsberichten CM Januar / Februar 2020

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