CONTROLLER Magazin 1/2020
20 Es gibt immer wieder Entscheidungen von Un- ternehmen, die – um es vorsichtig auszudrü- cken – sehr überraschen. Als einfaches Bei- spiel kann das Dezemberfieber gelten, bei dem die betroffenen Manager noch schnell ihre Budgetreste ausgeben. Dies geschieht auch dann, wenn die gekauften Güter nicht oder erst sehr viel später gebraucht werden. Aber aus Angst vor Budgetkürzungen im nächsten Jahr macht es aus der individuellen Sicht der Mana- ger Sinn, auch überteuerte Beschaffungen durchzuführen. Die Unternehmen – und vor allen Dingen ihre Besitzer – werden damit ge- schädigt. Neben diesem offensichtlichen Miss- stand gibt es viele weitere Fehlsteuerungen, in denen die Manager als Agents gegen die Inte- ressen des Unternehmens/seiner Besitzer (Principals) entscheiden. Dieses Principal- Agent-Problem kann durch die Vorgabe fal- scher Zielgrößen wesentlich verstärkt oder durch gute Zielgrößen weitgehend entschärft werden. In diesem Beitrag soll untersucht wer- den, welche Fehlsteuerungen bei den heute üblichen Zielgrößen auftauchen und wie diese reduziert werden können. Grundlagen Viele Branchen – wie auch die Autoindustrie – werden heutzutage im nicht geringen Umfang über EBIT bzw. EBIT-Renditen (teilweise auch EBIT-Margen genannt) gesteuert. Diese Ear- nings Before Interest and Taxes (EBIT) sollen dann zeigen, ob ein Hersteller bzw. seine Ge- schäftsbereiche wirtschaftlich erfolgreich wa- ren. Zur Berechnung werden von den Umsät- zen alle Aufwandsarten abgezogen, mit Aus- nahme der Kapitalkosten und der Ertragssteu- ern. Häufig erfolgt noch eine Korrektur um Einmaleffekte, um dann zu dem sogenannten operativen Ergebnis zu gelangen. Um die Profi- tabilität zu messen, werden die EBITs teilweise auch auf den Umsatz bezogen, so dass EBIT- Umsatzrenditen ausgewiesen werden (vgl. zu den großen Problemen dieser Umsatzrendite Hoberg (2016), S. 1129 ff.). Von den vielen Problemen sei nur erwähnt, dass die Kapital- kosten dabei außen vor bleiben und damit auch die Eigenkapitalverzinsung, also genau diejeni- ge Größe, die eigentlich für die Kapitalgeber maximiert werden sollte. Im Weiteren werden EBITs und EBIT-Umsatzrenditen zukunftsge- richtet als Maß für Entscheidungen eingesetzt. Wenn eine Strategie oder eine Handlungsmög- lichkeit die EBITs oder die EBIT-Rendite erhöht, gilt sie als angeblich vorteilhaft. Um die Eignung des EBIT beurteilen zu kön- nen, muss zunächst erwähnt werden, dass es sich um eine Periodengröße handelt, z. B. um das EBIT des vergangenen bzw. eines zukünf- tigen Jahres. Auf dieser Basis können die ein- Fehlsteuerung durch falsche Zielvorgaben von Peter Hoberg © adragan – www.stock.adobe.com Fehlsteuerung durch falsche Zielvorgaben
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