CONTROLLER Magazin 3/2020
81 Änderungspriorisierung mit WSJF Die Auswahl einer geeigneten Priorisierungs- methode ist für den Erfolg des Konzeptes be- sonders relevant. Dabei müssen methodische Aspekte, Aufwands- und Qualitätsaspekte be- rücksichtigt werden. Die Komplexität der Prio- risierungsmethode beeinflusst die Verständ- lichkeit und Handhabbarkeit der Priorisierung. Gleichzeitig soll der benötigte Aufwand zur Backlogpriorisierung möglichst gering sein. Dieser muss aber immer im Verhältnis zur re- sultierenden Lösungsqualität gesehen werden. Die Priorisierungsergebnisse müssen eindeu- tig sein, sodass eine eindeutige Reihenfolge der Änderungen im Backlog gewährleistet ist. Eindeutigkeit meint in diesem Zusammen- hang den Grad der Handlungsbefähigung. Je eindeutiger das Ergebnis der Priorisierung ist, desto klarer ist die Reihenfolge der Ände- rungsumsetzung. WSJF wird überwiegend zur Priorisierung von Anforderungen im Scaled Agile Framework eingesetzt. Die WSJF-Methode berücksichtigt bei der Priorisierung von Backlog-Einträgen – wie oben angeführt – die Verzögerungskosten und den benötigten Implementierungsauf- wand. Die Methode muss zur Priorisierung von technischen Änderungen angepasst wer- den, um die Kriterien zur Änderungsbewer- tung zu berücksichtigen. Für jede Änderung muss der WSJF-Index berechnet werden, an- sich Änderungsanfragen mit geringerer Priori- tät und hoher Komplexität unten im Backlog. Das Backlog wird von oben abgearbeitet, daher werden automatisch nur Änderungen mit hoher Priorität sowie hohem Business Value bearbei- tet. Es wird vermieden, dass Änderungen um- gesetzt werden, die Kapazität von Ressourcen binden und wenig zum Unternehmenserfolg beitragen. Die Verbindung und Parallele zu agi- len Vorgehensweisen wie Scrum kann an dieser Stelle leicht gezogen werden. Eine mögliche Struktur des Änderungsbacklogs ist, basierend auf diesen Überlegungen, schematisch in Ab- bildung 2 dargestellt. Für eine erfolgreiche Steuerung des Änderungseingangs ist es not- wendig, dass das Änderungsbacklog kontinuier- lich gepflegt wird. Es muss regelmäßig überprüft und priorisiert werden. im Backlog herangezogen. Eine Möglichkeit zur Abhängigkeitsanalyse ist die Aufstellung einer Einflussmatrix 6 (vgl. Abbildung 1). Darü- ber werden zwei Kriterien ermittelt. Die Ein- flussstärke bestimmt, wie hoch der Einfluss der Änderung auf weitere Backlog-Einträge ist. Die Beeinflussbarkeit zeigt, wie hoch die Abhängigkeit der Änderung von weiteren Backlog-Einträgen ist. Um die Abhängigkeitsanalyse zu vereinfachen, werden nur unmittelbare Abhängigkeiten zwi- schen Änderungen betrachtet. Werden zwei Änderungen erfasst und eine Abhängigkeit festgestellt, wird diese mit einer „1“ symboli- siert. Für die Priorisierung sind insbesondere die Änderungen zu beachten, die einen hohen Einfluss auf andere Änderungen haben, dabei aber wenig von anderen Änderungen beein- flusst werden. Die Einflussstärke einer Ände- rung ist die Summe der Änderungen, die von ihr beeinflusst werden. Analog dazu ist die Beein- flussbarkeit einer Änderung die Summe der Änderungen, von denen sie beeinflusst wird. Das Änderungsbacklog Das Änderungsbacklog agiert als Reservoir von angefragten Änderungen und bildet die Basis für anstehende Änderungsumsetzungen. Die Priorisierung des Backlogs dient als eine Art Filter für Änderungsanfragen. Änderungen mit hoher Priorität stehen oben im Backlog, diese nimmt nach unten hin ab. Ebenso sind dazuge- hörige Änderungsanträge soweit spezifiziert, dass die Änderung bestenfalls direkt imple- mentiert werden kann. Entsprechend befinden Abb. 1: Beispiel einer Einflussmatrix zur Abhängigkeitsanalyse Abb. 2: Schematische Struktur des Änderungsbacklogs CM Mai / Juni 2020
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