CONTROLLER Magazin 3/2020
41 Ein entscheidender Faktor für die erfolgreiche Weiterentwicklung und Digitalisierung des Re- porting ist die Verfügbarkeit qualitativ hochwer- tiger Daten. Neben der grundsätzlichen Sicher- stellung der Datenqualität besteht eine beson- dere Aufgabe darin, externe und funktionale Daten anzubinden und diese mit finanziellen Daten zu verknüpfen. Dies erfordert eine neue Generation leistungsfähiger BI-Architekturen sowie geeignete Modelle und Algorithmen. Da- rüber hinaus ist eine übergreifende Data- Governance erforderlich, um langfristig eine hohe Datenqualität sicherzustellen. Die Digitalisierung führt zudem zu einer Ver- schiebung der Rollenprofile und zu veränderten Kompetenzanforderungen im Controlling. Wäh- rend transaktionale Aufgaben zunehmend au- tomatisiert werden und damit die Produktions- Rolle an Bedeutung verlieren wird, rücken die Rollen Business Partner und Data Scientist im- mer stärker in den Vordergrund. Die Control- ling-Organisation muss entsprechend an diese veränderten Anforderungen angepasst und Mitarbeiter müssen für neue Aufgaben und Rollenprofile befähigt werden. Letztendlich stellt auch die Weiterentwicklung des Reporting selbst eine Herausforderung dar. Unternehmen fällt es aufgrund der hohen Inno- vationsdynamik und der Unübersichtlichkeit existierender und neuer Software-Lösungen häufig schwer, ein klares Zukunftsbild zu entwi- ckeln und den Weg dorthin vorzuzeichnen. Bei der Weiterentwicklung des Reporting müssen die Bedürfnisse der Kunden des Controllings zwingend beachtet werden. Innovative Funktio- nalitäten und technische Möglichkeiten müssen kritisch mit den Bedürfnissen der Nutzer abge- glichen werden, um dysfunktionale Effekte, wie Informationsüberflutung und Überforderung der Empfänger zu vermeiden. Die Entwicklung und erfolgreiche Verankerung digitaler Reporting- Ansätze hängt zudem stark vom jeweiligen digi- talen Reifegrad eines Unternehmens ab. Sind erforderliche Voraussetzungen und Rahmenbe- dingungen noch nicht gegeben, werden digitale Ansätze schlussendlich ins Leere laufen und keinen Nutzen entfalten. Die digitale Reporting- Agenda eines Unternehmens sollte daher im- mer mit Bezug zur jeweiligen Ausgangssituation entwickelt werden und nicht von kurzfristigen Trends getrieben sein. Das aufwendige und zeitintensive Durcharbei- ten umfangreicher Berichtsmappen oder unter- schiedlichster Dashboards entfällt. 4. Maschinengestützte Steuerung Wie hier beschrieben, übernehmen zukünftig Algorithmen die Analyse umfangreicher Da- tenbestände, identifizieren relevante Entwick- lungen und Abweichungen und weisen den Nutzer automatisch, z. B. in Form von Alerts, auf relevante Sachverhalte hin. Da dies durch die Maschine und nicht durch Menschen er- folgt, kann eine enorm große Bandbreite un- terschiedlichster Kennzahlen und Wirkzusam- menhänge laufend überwacht werden. Ma- schinell gestützt haben Entscheidungsträger damit zu jeder Zeit alle für sie relevanten Zu- sammenhänge im Blick. Neben der Identifikation steuerungsrelevanter Sachverhalte werden zukünftig auch Entschei- dungen selbst mit Hilfe von Algorithmen voll- automatisiert getroffen, indem durch Machine Learning Muster im menschlichen Entschei- dungsverhalten erkannt und imitiert und – in einer weiteren Evolutionsstufe – erlernte Ent- scheidungsmuster sogar auf andere Sachver- halte übertragen werden. Für Unternehmen eröffnen sich damit völlig neue Effizienz- und Automatisierungspotenziale. Zudem wird die Qualität von Entscheidungen erhöht, da diese auf einer breiten Datenbasis basieren und frei von möglichen kognitiven Verzerrungen menschlicher Entscheidungsträger sind. Voraussetzungen für eine erfolgreiche Digitalisierung des Reporting Wie eingangs aufgezeigt, übt die Digitalisierung einen enormen Veränderungsdruck auf Unter- nehmen aus. Neben einer stetigen Überprüfung und Anpassung von Strategien, Geschäfts modellen, Organisationsformen und Unterneh- mensprozessen müssen sich auch die Unter- nehmenssteuerung im Allgemeinen und das Reporting im Speziellen verändern, damit Un- ternehmen sich auch zukünftig in einem sich dynamisch verändernden Umfeld erfolgreich behaupten können. Dazu sind frühzeitig die erforderlichen Voraussetzungen und Rahmen- bedingungen zu schaffen. ger die Möglichkeit, zukünftige Trends und Ent- wicklungen frühzeitig zu erkennen und in diesem Kontext zukunftsgerichtet Entschei- dungen zu treffen. Die Digitalisierung des Re- porting wird somit maßgeblich die Entwicklung von einer analytisch-reaktiven hin zu einer pro- aktiv-prognostizierenden, zukunftsgerichteten Unternehmenssteuerung befördern. 2. Integrierte Steuerung Entscheidungsträger werden zukünftig auf eine breite Datenbasis zugreifen können, die finanziel- le und nicht-finanzielle Daten miteinander ver- knüpft, interne und externe Daten enthält und eine integrierte Betrachtung des Gesamtunter- nehmens ermöglicht. Grenzen und Informations- barrieren zwischen den verschieden Unterneh- mensfunktionen werden aufgelöst, so dass auch komplexe funktionsübergreifende Wirkzusam- menhänge und Einflussfaktoren transparent ge- macht werden können. Eine wesentliche Ursache des heute noch sehr verbreiteten Silodenkens wird dadurch aufgebrochen, wodurch eine effek- tivere funktionsübergreifende Zusammenarbeit ermöglicht wird und Verantwortliche bessere, i. S. auf das Gesamtoptimum des Unterneh- mens gerichtete Entscheidungen treffen können. 3. Dynamische Steuerung Die Geschwindigkeit, mit der Entscheidungen getroffen werden, wird sich durch die Digitali- sierung des Reporting signifikant erhöhen. Die Verfügbarkeit steuerungsrelevanter Informatio- nen ist nicht länger an bestimmte Reportingzyk- len gebunden. Informationen stehen zukünftig in Echtzeit zur Verfügung und können von den Adressaten jederzeit und ortsunabhängig auf- gerufen werden. Durch Drag & Drop Analytics oder Digital Assistants (Chat Bots) wird es An- wendern zudem ermöglicht, Fragestellungen unmittelbar zu analysieren, wodurch schneller und dynamischer auf Entwicklungen reagiert werden kann. Die Dynamik der Steuerung wird zudem auch durch eine konsequente Fokussie- rung auf die tatsächlich für einen Entschei- dungsträger relevanten Informationen und Sachverhalte erhöht. Innerhalb einer sehr brei- ten Datenbasis identifizieren Algorithmen steue- rungsrelevante Informationen und stellen diese adressaten- und kontextabhängig zum Beispiel in Form von Stories oder Alerts zur Verfügung. Die Aufmerksamkeit wird somit unmittelbar auf tatsächliche Entscheidungsbedarfe gerichtet. CM Mai / Juni 2020
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