CONTROLLER Magazin 3/2020

40 stellt, sondern vielmehr Systembrüche sowie ineffiziente manuelle Tätigkeiten und somit Kosten und Fehler vermieden. Im Zielbild gilt es folglich, den gesamten Be- richtsprozess – vom Laden und Validieren der Daten bis zur Verteilung und Analyse der Be- richte – zu automatisieren und von Eingriffen durch den Controller zu befreien. In der Regel ist der Weg zu diesem Zielbild von einer Phase geprägt, in welcher einzelne Fragmente des Reporting noch nicht an eine einheitliche Da- tenquelle angebunden sind oder aus anderen Gründen noch nicht automatisiert werden kön- nen. In diesem Fall werden bereits heute oft- mals Roboter (Robotics Process Automation bzw. RPA) eingesetzt, welche repetitive, manu- elle Schritte im Berichtserstellungsprozess meist deutlich schneller und präziser ausführen können. Wie bereits skizziert ist der Einsatz von RPA allerdings eher als Übergangslösung zu sehen. Am Ende der Evolution hin zum digitalen Reporting werden die heute noch prägnanten Prozesse für den Anwender kaum noch wahr- nehmbar sein. Dies bedeutet, dass sich die Tätigkeiten der Nutzer zukünftig auf die Inter- aktion mit der KI sowie den wertschöpfenden Entscheidungsprozesse fokussieren wird. Auswirkungen auf die Unternehmenssteuerung Die Veränderungen im Reporting eröffnen Un- ternehmen völlig neue Potenziale, Entschei- dungsträger mit steuerungsrelevanten Informa- tionen zu versorgen. Dies wird dazu führen, dass sich auch die Unternehmenssteuerung selbst, also die Art, wie Informationen genutzt und in Entscheidungen überführt werden, sig- nifikant verändern wird. Nachfolgend sollen die aus unserer Sicht wichtigsten Veränderungen kurz erläutert werden. 1. Proaktive-prognostizierende Steuerung Die den Entscheidungsträgern bereitgestellten Informationen werden insbesondere durch den Einsatz von Predictive Analytics einen signifi- kant stärkeren Zukunftsbezug haben. Statt, wie heute noch sehr verbreitet, sich insbeson- dere mit der Erklärung der Vergangenheit aus- einanderzusetzen und reaktiv auf Abweichun- gen zu reagieren, erhalten Entscheidungsträ- empfehlungen sowie das Modellieren von Sze- narien und Maßnahmen. Hier wird deutlich, dass der Sprachassistent die aufwendige und statische klassische Kommentierung durch Controller zunehmend ersetzen wird. · Alerts – Aufbauend auf der im Teil „Künstli- che Intelligenz“ beschriebenen Eigenschaft des Systems, Datenstrukturen sowie Abwei- chungen und Ursachen zu analysieren, weist der digitale Sprachassistent hier den Nutzer eigenständig auf Sachverhalte und Erkennt- nisse hin. Beispielsweise werden so Risiken durch vorgeschlagene Handlungsempfehlun- gen nicht nur erkannt, sondern auch recht- zeitig mitigiert. Weitgehende Automatisierung Die vorangegangenen Ausführungen haben verdeutlicht, dass die Bereitstellung von steue- rungsrelevanten und intuitiv erfassbaren Infor- mationen Kern des Konzepts des digitalen Re- porting sind. Konsequenterweise muss damit auch eine weitgehende Automatisierung der Berichterststellung einhergehen. Nur ein schnelles und mit minimalem Aufwand operie- rendes Reporting kann die Entscheidungsfin- dung im Unternehmen nachhaltig unterstützen und Wettbewerbsvorteile sichern. Die in diesem Kontext führende Zielsetzung ist folglich der Aufbau einer integrierten Systemarchitektur mit vollautomatisierten Schnittstellen zu sämtlichen relevanten internen und externen Datenquellen. Hierdurch wird nicht nur Schnelligkeit sicherge- führt letztendlich dazu, dass Nutzer Inhalte fort- laufend ergänzen, anpassen, erläutern, und ihre Erkenntnisse mit denen ihrer Teams teilen. Somit wird insgesamt die Interaktion in der Controlling Community intensiviert. Natürlich müssen in diesem Zusammenhang entspre- chende Governance-Strukturen sicherstellen, dass die hiermit erzielte Flexibilität im Reporting das zentral definierte Standardreporting sinn- voll ergänzt und keinesfalls aufweicht bzw. nicht dazu führt, dass in dezentralen Einheiten ein Schattenreporting entsteht. Zugleich verändert sich das Anwendererlebnis zwischen Nutzer und dem Berichtstool gerade radikal. Ähnlich wie in der Unterhaltungsindus- trie, wo Geräte mit Sprachsteuerung bereits all- täglich sind, werden Nutzer im Reporting künf- tig verstärkt mit digitalen Sprachassistenten in- teragieren. Hierdurch wird der Zugriff auf rele- vante Informationen noch direkter, schneller und vor allem wesentlich komfortabler. Dabei lassen sich bereits jetzt folgende Anwendungs- szenarien skizzieren: · Navigation – In diesem einfachsten Anwen- dungsfall wird es dem Nutzer durch einfache Sprachbefehle ermöglicht, schnell und direkt durch komplexe Daten oder Dashboards zu navigieren. Der Zugriff auf Information wird somit deutlich bequemer, intuitiver und schneller. · Analysen – Der Sprachassistent kann hier bereits Erkenntnisse und Ursachen zu relevan- ten Sachverhalten liefern. Denkbar ist hier auch der Vorschlag verschiedener Handlungs- Abb. 2: Erstellung von Berichten per Drag & Drop Reporting im digitalen Wandel

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==