CONTROLLER Magazin 3/2020
38 steuerungsrelevanter Inhalte vorgenommen werden, um diese dann entsprechend der Argumentation in Management Meetings visuell und interaktiv aufzubereiten. Angerei- chert mit den von der KI vorgeschlagenen Analyseergebnissen und Handlungsempfeh- lungen kann somit bereits auf eine traditio- nelle, oftmals mühsame und manuelle Kom- mentierung verzichtet werden. Die KI wird künftig die Selektion der relevanten Inhalte automatisch vornehmen und somit abhängig von Ort, Teilnehmern, Thema und anderen Faktoren die „Story“ für ein definiertes Ereig- nis vorschlagen. Dies kommt heute schon in Internetartikeln zur Anwendung. · AI Dashboarding – Die KI wird hier künftig nicht nur die Auswahl entsprechender Inhal- te vornehmen, sondern zudem auch eine ge- eignete Visualisierung bzw. Darstellung der Inhalte in den passenden Auswertungsdi- mensionen sowie den dazugehörigen Abwei- chungstypen vorschlagen. Der Controller wird somit neben den vordefinierten Stan- dardberichten zunehmend situativ passge- naue Berichte vom System zur Verfügung gestellt bekommen. Eine mühsame Zusam- menstellung von Ad-hoc-Berichten durch den Controller wird also hinfällig. Hierzu gibt es schon heute Softwarelösungen. Die skizzierten Anwendungsfälle verdeutlichen, dass durch den Einsatz von KI das digitale Re- porting der Zukunft sehr agil und situativ aus- prägt ist. Wichtig ist dabei, dass es sich bei der KI um ein lernendes System handelt und sich diese in Folge der aktiven Nutzung ständig wei- von Prozessen ermöglichen. Hiervon zu unter- scheiden und für das digitale Reporting von weitaus größerer Bedeutung ist die Künstliche Intelligenz (KI), welche maschinelle Systeme mit kognitiven Fähigkeiten beinhaltet. Diese Systeme können im Zielbild auf die zuvor ge- schaffene einheitliche und breite Datenbasis zugreifen, selbständig Probleme lösen und (hoch)komplexe Entscheidungen treffen. KI zeichnet sich durch die Übernahme von menschlichen Tätigkeiten, die individuelle Lö- sungen erfordern und weitgehend nicht stan- dardisiert sind, aus. Im Kern wird dabei ver- sucht, das menschliche Gehirn sowie das Ler- nen bzw. kognitive Fähigkeiten durch künstliche neuronale Netze sowie Machine-Learning-Algorithmen zu imitieren. Sicherlich stehen wir in dieser Entwicklung noch am Anfang, doch bereits heute lassen sich die Implikationen auf das Reporting der Zukunft abzeichnen. Zudem werden manche KI-Produkteigenschaften schon gegenwärtig in einigen Reporting Tools angeboten. Nachfol- gend werden einige prägnante Anwendungs fälle kurz beschrieben: · Alerts – Die KI übernimmt hier die Analyse der zu Grunde liegenden Datenstrukturen, identifiziert Abweichungen sowie Ursachen und weist den Nutzer automatisch auf diese Erkenntnisse hin. Im Zielzustand schlägt die KI dem Nutzer zudem Handlungsempfehlun- gen vor, bzw. übernimmt die Entscheidung. · Story Telling – Bereits heute kann mit Hilfe moderner Reporting-Produkte eine Selektion und Funktionen hinweg zu vereinen und so ei- nen in sich konsistenten und harmonisierten Datenbestand herzustellen. Hierbei wird die klassische Trennung zwischen der Datenhal- tung für transaktionale Prozesse im ERP und der Datenhaltung im DWH zunehmend aufge- löst. In einer weiteren Ausbaustufe beinhaltet eine SPOT auch die Integration von steuerungs- relevanten externen Datenquellen. Hierdurch wird eine integrierte Steuerung mittels finanziel- ler und operativer Daten ermöglicht. Dies be- deutet, dass im Rahmen der Digitalisierung des Reporting die rein finanziellen Informationen zu- künftig noch stärker mit operativen Informatio- nen verknüpft werden und zusätzlich auch un- ternehmensexterne Daten für eine erfolgreiche Steuerung von elementarer Bedeutung sind. Die Konsolidierung sämtlicher Datenquellen in einem harmonisierten DWH führt folglich zu einer wesentlich breiteren Informationsbasis. Darüber hinaus wird zugleich durch die Einbin- dung der transaktionalen Daten die Informati- onstiefe erweitert, so dass im Reporting bei Be- darf Absprünge bis in die operativen Details bzw. bis hin zu Einzelbelegen möglich sind. Im Zielbild wird durch die Zentralisierung und Harmonisierung der Daten die maximale Trans- parenz für Zwecke der Unternehmenssteue- rung erreicht. Dies ermöglicht völlig neue Mög- lichkeiten, interne und externe Daten zielge- richtet zu verknüpfen und zu analysieren. So können durch maschinengestützte Analysen steuerungsrelevante Zusammenhänge wie bei- spielweise Risiken und Indikatoren erkannt und aktiv in die Entscheidungsfindung einbezogen werden (Business Radars). Ferner werden die Daten zunehmend zukunftsorientiert genutzt und mit den historischen Informationen in Zu- sammenhang gebracht, so dass Konzepte wie das „Predictive Forecasting“ mittelfristig im digi- talen Reporting verschmelzen. Künstliche Intelligenz und Entscheidungsunterstützung Bereits heute kommt im Controlling zunehmend Robotic Process Automation (RPA) zum Ein- satz, wo Roboter oder „Bots“ die Bearbeitung von regelbasierten und repetitiven Aufgaben übernehmen und damit einen effizienten Ablauf Autoren Dr. Michael Schönherr ist Principal bei Horváth & Partners und leitet industrieüber- greifend das Business Segment Reporting & Analytics. Er berät Unternehmen bei der Konzeption und Umsetzung moderner Reporting- und Planlösungen sowie bei der Digitalisierung der Unternehmenssteuerung. E-Mail: mschoenherr@horvath-partners.com Dr. Konstantin Wehrum ist Senior Projekt Manager im Bereich Controlling & Finance bei Horváth & Partners. Er berät Unternehmen bei der Trans- formation zur digitalen Finanzorganistion und Unternehmens- steuerung und ist Experte für die Konzeption und Umsetzung digitaler Reportinglösungen. E-Mail: kwehrum@horvath-partners.com Reporting im digitalen Wandel
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