CONTROLLER Magazin 3/2020

105 CM Mai / Juni 2020 Prof. Dr. Ronald Gleich: Wir beschäftigen uns beim ICV seit Jahren mit dieser Thematik und mich hat immer beeindruckt, wie der Armatu- renhersteller Hansgrohe das Krisenmanage- ment angegangen ist. Die haben anlässlich der großen Krise 2008/2009 ihr gesamtes Steue- rungssystem auf diese Denkweise umgestellt: „Wir denken mehr in Szenarien und arbeiten Schubladenpläne aus.“ Dadurch konnten die Controller das Management auf alle Eventualitä- ten einer Krise und Möglichkeiten der Krisenbe- wältigung vorbereiten. In diesem Fall ist der Controller Partner des Managements in einer schwierigen Phase, der schnell Ideen und Im- pulse zur Hand hat, um die Krise zu bewältigen. Welche Erfahrungen haben Sie als Leiter der ICV-Ideenwerkstatt noch gemacht? Prof. Dr. Ronald Gleich: Wichtig ist auch, das haben unsere Expertenrunden der letzten Wochen gezeigt, dass hinsichtlich der Fähig- keit, entsprechende Maßnahmen ergreifen zu können, Unternehmen auch recht schnell ihr Produktportfolio bewerten müssen: Welche Produkte bringen Geld und welche verursachen möglicherweise großen Aufwand ohne großen Nutzen? Wichtig ist, dabei nicht immer nur die Kosten im Blick zu haben, sondern auch gute von schlechten Umsätzen zu unterscheiden. Ebenso spielen auch Projekte eine Rolle: Muss ich die Software gerade jetzt einführen oder brauche ich die Landesgesellschaft in Brasilien im Moment wirklich? Diesbezüglich, so ist mein Eindruck, sind die Unternehmen heutzutage etwas flexibler als noch vor zehn oder 15 Jahren. Sind diesbezüglich auch die Controller gefordert? Prof. Dr. Ronald Gleich: Das ist die ureigenste Controller-Aufgabe, immer wieder Deckungs- beiträge, Profitabilitäten und ganz grundsätzlich die strategische Sinnhaftigkeit von Produkten und Projekten zu hinterfragen. Noch einmal kurz zurück zur ICV-Ideen- werkstatt: Wie oft finden die angesproche- nen Expertenrunden statt? Prof. Dr. Ronald Gleich: Wir haben in der Regel drei Expertenrunden pro Jahr zu verschiedenen Themen, unlängst etwa das Controlling von Start-ups. Gründungen sind ja immer öfter Teil der Unternehmensstrategie. Wir beschäftigen uns mit Themen, die hochak- tuell sind, bei denen es aber noch wenige Ant- worten gibt. Wir versuchen dann, in einem Expertenkreis aus Wissenschaft, Beratung und Unternehmenspraxis Lösungen zu erarbeiten. Das haben wir beispielsweise beim Thema „Controlling von Start-ups“ gemacht und auch ganz aktuell beim Thema „Controlling und Krise“. Da lag es für uns nahe, uns mit Vertre- tern großer Unternehmen aus verschiedenen Branchen wie Trumpf, Kärcher, Baramundi und Wittenstein auszutauschen. Mit dem Input der Berater und von renommierten Wissenschaft- lern entsteht so ein ganz guter Überblick. Wir haben das bei vielen verschiedenen Themen erprobt und ich muss ehrlich sagen: Es funktio- niert recht gut. n Interview: Robert Torunsky Ein großer Tag für die Studierenden des 3. Semesters der Hochschule Ostwestfalen- Lippe (OWL) des Master Studiengangs BWL. Am 23. Januar präsentierten sie ihre Semester- arbeit vor Publikum als Abschluss im Modul Projektmanagement von Prof. Dr. Christian Fau- pel. Vier Studierendengruppen bearbeiteten im Semester eigenverantwortlich jeweils ein aktu- elles Unternehmensprojekt. Alle Firmenvertreter – die Sponsoren der Semesterarbeit – waren bei der Präsentation anwesend und Teil der Jury, die die beste Gruppenarbeit kürte. In Präsenta- tionen erläuterten die Studierenden detailliert, welche Instrumente sie benutzt und welche Herausforderungen sie wie gemeistert hatten. Im Anschluss hatte das Publikum Zeit und Gele- genheit, durchaus kritische Fragen zu stellen. Durch die lebhaften Diskussionen und zielfüh- renden Anmerkungen verging die Gesamtzeit von einer Stunde pro Gruppe wie im Flug. Die Jury verlieh der Gruppe mit dem Thema „Res- sourcenschaffung für die digitale Transforma- tion“ der Wago Gruppe aus Minden den Preis: eine einjährige Vollmitgliedschaft im ICV. Tho- mas Meyer überreichte die Urkunden an die überglücklichen Studierenden und lud sie zum nächsten Arbeitskreistreffen (inkl. Betriebsfüh- rung) ein, bei dem sie ihr Projekt den gestande- nen Controllern vortragen können. Die Veran- staltung war bereits die dritte offizielle Gelegenheit, die Kooperation der Hochschule OWL mit dem ICV zu vertiefen. Der AK-Leiter Westfalen, Thomas Meyer, der die Kooperation mit Prof. Faupel initiiert hatte, sowie Thomas Brandauer waren Teil der Jury. Prof. Faupel war stolz auf die praxisbezogenen Leistungen seiner Studenten, und die Firmenvertreter werden die vorgeschlagenen Lösungen als Fundament für die Implementierung vor Ort nutzen. Abschlie- ßend bedankte sich Prof. Faupel beim ICV für die gute Zusammenarbeit und machte deutlich, dass die Beteiligung des ICV an der Veranstal- tung ihm viel bedeutet und ihr ein besonderes Gewicht verleiht. Info: Thomas Meyer, Leiter AK Westfalen n ICV-Arbeitsreis Westfalen: Gelebte Hochschul-Kooperation Preisträger und Jury: Thomas Brandauer, Thomas Meyer, Prof. Dr. Christian Faupel, David Syring, Anna Althof, Melanie Gerhardt und Max Kegel. (v.l.n.r.) Foto: Thomas Meyer

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