CONTROLLER Magazin 3/2020
RMA Risk Management & Rating Association e.V. 98 Editorial dem zweiten Weltkrieg. Die globale Schicksals gemeinschaft ist mit der Gefahr einer weltwei ten Rezession konfrontiert, wie wir dies auch bei der globalen Klimaerwärmung erfahren. Einmal mehr wird die Komplexität unserer Sys teme offenkundig. Unsere Risikowahrnehmung ist noch immer zu sehr geprägt von dem Leit spruch „weil nicht sein kann, was nicht sein darf“ und ebenso begrenzt, das vermeintlich Unmögliche zu denken. Je komplexer aber die Zusammenhänge sind, desto mehr sind wir mit Unsicherheit und Unwissen behaftet. Um so wichtiger ist es, sich Szenarien vorzustellen, die einen Blick von einer möglichen Zukunft in die Gegenwart erlauben. Auch dann, wenn Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadenshöhe nicht quantifizierbar sind. Alleine der expon entielle Anstieg an infizierten Personen zeigt leidvoll, dass in komplexen Systemen die Betrachtung linearer Zusammenhänge fehl am Platz ist. Eine holistische Vorgehensweise unter Beiziehung von Experten aus verschiedenen Fachkreisen ist für die Risikowahrnehmung, Ursachenanalyse und mitigierende Maßnahmen erforderlich. Krisenmanagement auf Unternehmensebene Als Krise bezeichnet man im Allgemeinen einen Höhe- oder Wendepunkt einer gefährlichen Situation in einem System. Jetzt sind wir betrof fen und die Welt sieht ganz anders aus! Jetzt in der Krise zeigt sich, wie effektiv das Risiko management implementiert wurde, wie Supply Chain und Ressourcen-Management, wie Notfalls Pläne und Business Continuity in der Realität funktionieren. Wer noch von Lagerbeständen zehren kann und nicht alles ausgelagert hat. Wer bei kritischen Ressourcen eine Second Source oder alter native Produktionsstätten aufgebaut hat. Wer genügend Cash und Eigenkapital zur Verfügung hat, um die Umsatzeinbrüche und zusätzlichen Kosten verkraften zu können. Wer Notfallpläne erstellt hat, wo jeder sofort weiß was zu tun ist. Wer auf entsprechende IT-Ressourcen und Infrastruktur zurückgreifen kann, damit viele Mitarbeiter auch remote arbeiten können. Wer Safety & Security implementiert hat, um gegen Cyberangriffe gewappnet zu sein. Wer es schafft, ohne Personalabbau den geringeren Personalbedarf durch flexible Arbeitszeitmodelle anzupassen. Wer es schafft, Mitarbeiter aus dem Ausland zurück zu holen. Wer Produktion und Dienstleistung in der kritischen Infrastruk tur funktionsfähig aufrechterhalten muss. Wer Maßnahmen setzt, um die gegenseitige Anste ckungsgefahr arbeitender Menschen zu mini mieren (Fürsorgepflicht). Wer Vorkehrungen getroffen hat, sollten (viele) Vorstände, Mana ger, Schlüsselarbeitskräfte gleichzeitig erkran ken oder wegen privater Verpflichtungen nicht am Arbeitsplatz erscheinen. Neben den vielen Aktivitäten als Krisenmanager denken Unternehmensleiter jetzt über Anpas sungen der Businessmodelle nach. Die Erkenntnisse aus der Krise werden sicher lich eine Rückbewegung in die Industrieländer bewirken. Produktionen wird man wieder nach Europa holen. Wertschöpfungsketten wird man verkürzen und „glocal“ wird nicht nur ein neuer Begriff, sondern man wird ganz gezielt ent scheiden, was man global bzw. lokal bezieht bzw. produziert. Bei kritischen Ressourcen wird man sich nicht nur mehr auf eine Single Source verlassen. „Roboterisierung“ wird Kosten redu zieren helfen. Die Krise beschleunigt die Digita lisierung, denn jetzt gewinnen z.B. eCommerce und eLearning eine Notwendigkeit für die Kon sumenten, Schüler und Studierende, aber auch eine große Chance für die Anbieter, neue Services anzubieten. Angebots- und Nachfrage schwankungen sind jetzt massiv eingetreten, nicht nur weil jetzt Schutzausrüstung und Atemschutzmasken benötigt werden, sondern weil sich zukünftig unsere Bedürfnisse durch Bewusstseinsänderung und Einkommensver hältnisse zwangsweise verändern werden. Die nächsten Wochen werden entscheidend sein, wie die Politik den Balance-Akt schafft, Menschenleben durch Schutzmaßnahmen zu retten, die Wirtschaft wieder in Gang bringen, Arbeitslosigkeit zu begrenzen und die Finanz gebarung nicht im Übermaß zu strapazieren. Ansonsten löst eine Krise eine andere ab. >> Nichts wird mehr so sein wie vor der Corona- Krise. Es ist Zeit, aus der „Not eine Tugend“ zu machen, den Wendepunkt der strategischen Ausrichtung zu erkennen und sein Geschäfts modell zu adaptieren oder vielleicht auch ganz neue Wege seiner Unternehmensstrategie ein zuschlagen. Nehmen Sie am Arbeitskreis „Strategisches Risikomanagement“ teil. Wir möchten uns auch in diesem Zusammenhang mit Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und Nachhaltigkeit aus einandersetzen. Tauschen wir uns aus, wie wir die Zukunft besser gestalten und uns besser auf Krisen vorbereiten können. // Aktuelle Termine finden Sie auf unserer Homepage: www.rma-ev.org Bleiben Sie und Ihr Unternehmen gesund !!! Brigitta John Brigitta John, MBA Vorstandsmitglied der Risk Management & Rating Association e.V. Regionaldirektorin für Österreich und Schweiz: brigitta.john@rma-ev.org TOP EVENT 16. September 2020 Start des nächsten Fortbildungsprogramms Enterprise Risk Manager (Univ.) 9./10. November 2020 Risk Management Congress in München
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