CONTROLLER Magazin 2/2020
73 Der vorliegende Beitrag ist eine Praxis-orientierte Zusammenfassung des Artikels „ERM-Maturity Assessement (ERMMA): Definition von ERM- Best-Practice-Reifegraden und deren Messung in Unternehmen“ (Schwaiger/Brandstätter 2020; www.controllermagazin.de). De r Beitrag ist wie folgt aufgebaut: Zuerst wird das für die Reife- gradmessung (Maturity Assessment) der ERM- Implementierungen verwendete Klassifikations- schema („ERMMA-Messmodell“) und der darauf basierende Online-Fragebogen vorgestellt. An- schließend wird auf das zur Reifegradmessung entwickelte „ERMMA-Monitoring-Tool“ und auf die damit in der Befragung erzielten Ergebnisse eingegangen. Abgeschlossen wird der Beitrag mit dem Fazit, wobei insbesondere auf die nun- mehrigen Nutzungsmöglichkeiten des Tools ein- gegangen wird. Reifegradmodelle von Risikomanagementsystemen: State of the Art In der einschlägigen Fachliteratur gibt es bis- lang verschiedene Modelle zur Messung der Reifegrade im Zusammenhang mit dem Risiko- management. · Das Capability Maturity Modell (CMM) , wel- ches auf dem Maturity Model von Hum- phrey (1988) basiert, stellt den gemeinsa- men Ausgangspunkt aller nachfolgend skizzierten Modelle dar. Es bezieht sich auf Prozesse im Bereich der Software-Entwick- lung. Im CMM-Modell sind fünf konsekutive (kumulative) Reifegrade definiert, u.z. 1) In- itial (Prozesse sind nur vereinzelt oder über- haupt nicht definiert), 2) Repeatable (Pro- zesse unterliegen einem einfachen Monito- ring), 3) Defined (Prozesse sind unterneh- mensweit definiert), 4) Managed (Prozesse werden mit quantitativen Kennzahlen ge- steuert) und 5) Optimizing (Prozesse unter- liegen einem kontinuierlichen Verbesse- rungsprozess). Die 5 Reifegrade sind inhalt- lich mit Indikatoren belegt, welche im Wesentlichen anhand von dichotomem Va- riablen, d. h. mit Ja/Nein zu beantworten- den Fragen gemessen werden. In der Folge wurde das CMM-Modell zum Capability Maturity Modell Integrated (CMMI, 2010) generalisiert, was dessen Anwendungs- bereich auf viele Einsatzgebiete erweitert. · Das Risk Maturity Model von Hillson (1997) bezieht sich auf das CMM-Modell, welches für den Kontext der Risiko(-Management)- Implementierung adaptiert wird, indem für jede der vier Dimensionen, i.e. Kultur, Pro- zess, Erfahrung und Applikation, die vier Rei- fegrade, i.e. naïve, novice, normalized und natural anhand von Indikatoren spezifiziert werden. Hillson bleibt auf der konzeptionalen Ebene, zumal er den Indikatoren der 16 Di- mension/Reifegrad-Konstrukte keine Variab- len und Fragen zuweist. · Vanini (2016) verweist auf das von Hillson (1997) entwickelte Reifegradmodell für das Risikomanagement und konzipiert in Anleh- nung an das CMMI-Reifegradmodell ein 5-dimensional/5-stufiges Messmodell hin- sichtlich der Reifegrade der Integration von Risikomanagement und Controlling. Das „Risk Management Integration Maturity Mo- del (RiskMIMM)“ basiert auf einem Selbst- analysefragebogen des Arbeitskreises „Risi- komanagement und Controlling“ der Risk Management Association e.V. (RMA) und des Internationalen Controller Vereins e.V. (ICV) , welches den Prozess der Integration anhand der 5 Dimensionen organisiert, und zwar Strategie/Steuerung, Instrumente, Organisa- tion/Prozesse, Personal und Technik/IT. (2016, S. 172). Im Beitrag wird auch auf Er- gebnisse eingegangen, welche in einer unter den Mitgliedern der RMA gemeinsam mit Le- schenko durchgeführten Befragung erzielt wurden. Durch die Verwendung von Fragen als Ausgangspunkt hat das RiskMIMM aller- dings keine explizit formulierten Indikatoren für die Reifegrade. · Gleißner (2016) bezieht sich auf Vanini und stellt ein 6-stufiges Reifegradmodell als Ergänzung vor, das insgesamt die Risiko- managementfähigkeit eines Unternehmens Qualitätsmessung von ERM-Systemen anhand von Reifegraden von Walter S. A. Schwaiger und Michael Brandstätter © Ds Foto – www.stock.adobe.com CM März / April 2020
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==