CONTROLLER Magazin 2/2020

55 ten internationalen Verrechnungspreises ab. 1 Vereinfacht ausgedrückt: Erzielt eine Stell- schraube nicht das erwünschte Ergebnis, ist es sinnvoll, eine weitere Stellschraube hinzu- zufügen. Wichtig ist dabei, dass die Stell- schrauben nicht unabhängig voneinander ein- gestellt werden, sondern aufeinander abge- stimmt werden. Fußnote 1 Für vertiefende Details zum Zusammenhang von internationalen und nationalen Verrech- nungspreisen sei auf Löffler (2019) verwiesen. Literatur  Cools, M., Emmanuel, C., Jorissen, A. (2008): Management control in the transfer pricing tax compliant multinational enterprise, in: Accoun- ting, Organization and Society 33, 603-628.  Hiemann, M., Reichelstein, S. (2012): Transfer pricing in multinational corporations: an integ- rated management and tax perspective, in: Schön, W., Konrad, K.A. (eds): Fundamentals of International Transfer Pricing in Law and Eco- nomics, Springer, Heidelberg, 3-18.  Hirshleifer, J. (1956): On the economics of transfer pricing, in: Journal of Business 29, S. 172-184.  Löffler, C. (2019): Divisionalization and dome- stic transfer pricing for tax considerations in the multinational enterprise, in: Management Ac- counting Research, Volume 45, December 2019.  OECD (2012): OECD insights; debate the is- sue; price fixing. Erreichbar unter http://oecdin- sights.org/2012/03/26/price-fixing/. internationalen Verrechnungspreisen nicht un- bedingt im Interesse des MNUs ist. Diese These deckt sich auch mit aktuellen Beobachtungen, dass internationale Verrechnungspreise und Kennzahlen zur Steuerung in MNUs sehr wohl miteinander interagieren (siehe dazu etwa Cools et al. 2008). Abbildung 3 charakterisiert die optimale Lö- sung des eingeführten Beispiels. Der optimale nationale Verrechnungspreis für das Endpro- dukt liegt mit v E = 36 unter den Gesamtpro- duktionskosten c Z + c E = 40. Dieser Verrech- nungspreis berücksichtigt, dass pro geliefer- tem Zwischenprodukt über den internationa- len Verrechnungspreis v I eine Steuerersparnis lukriert werden kann. Deshalb wird die Pro- duktion idealerweise ausgeweitet. Obwohl der Vorsteuergewinn sinkt, führt diese Strategie zu einer Erhöhung des Nachsteuergewinnes auf 768. Der optimale Verrechnungspreis lässt sich wie folgt charakterisieren: In der Regel gilt, dass der nationale Verrech- nungspreis nur dann den tatsächlichen Pro- duktionskosten entspricht, wenn die Steuer- sätze in beiden Ländern ident sind. Ist t A klei- ner als t  B , sollte der nationale Verrechnungs- preis unter den Produktionskosten liegen. Dieser Verrechnungspreis steigert die Produk- tion und führt dazu, dass ein höherer Anteil des Erfolges im Niedrigsteuerland A versteuert wird. Ist t A dagegen größer als t B , sollte der na- tionale Verrechnungspreis über den Produkti- onskosten liegen. Dadurch wird weniger pro- duziert und ein größerer Anteil des Erfolges verbleibt im Niedrigsteuerland B. Das Ausmaß der Abweichung hängt von der Differenz der Steuersätze und von der Höhe des festgeleg- Anstatt Kennzahlen zu suchen, die grundsätz- lich unabhängig von den internationalen Ver- rechnungspreisen sind, kann man auch ver- suchen, Kennzahlen durch Adaptierung un- abhängig zu machen . Eine Möglichkeit zur Trennung der beiden Zielsetzungen wäre zum Beispiel die Aufgliederung der Tochtergesell- schaft. So können etwa Verfälschungen in der Kostenbewertung, die durch steuerlich notwen- dige Gewinnaufschläge entstehen, durch ge- eignete Anpassung von nachgeschalteten Ver- rechnungspreisen auf nationaler Ebene ausge- glichen werden. Der Zielkonflikt internationaler Verrechnungspreisgestaltung kann damit an ganz anderer Stelle behoben werden, als er auftritt. Verrechnungspreise zwischen Berei- chen im selben Land sind nicht Gegenstand der internationalen Verrechnungspreisrichtlinien und können daher von den Unternehmen deut- lich freier festgelegt werden. Um das hier eingeführte Beispiel fortzufüh- ren, wird angenommen, das MNU könnte die nachgelagerte Tochtergesellschaft in eine Produktions- und eine Verkaufseinheit unter- teilen. Eine grafische Darstellung liefert Abbil- dung 2. Die Produktionseinheit stellt aus dem Zwischenprodukt das Endprodukt her, wäh- rend die Verkaufseinheit sich um Marketing und Sales kümmert. Rechtlich hat dies keine Auswirkungen. Diese Aufgliederung ermög- licht aber die Einführung eines neuen Steue- rungsinstrumentes. Die Produktionseinheit erhält für die interne Weitergabe des von ihr hergestellten Endproduktes den Verrech- nungspreis v E = 40, der der Summe der an- fallenden Gesamtstückkosten c Z + c E ent- spricht. Die Verkaufseinheit kalkuliert nun den Verkaufspreis auf Basis der ihr entstan- denen Inputkosten, was den Preis p = 70 er- gibt. Der Nachsteuergewinn des MNUs be- läuft sich dann auf 765. In der Tat kann durch den nationalen Verrechnungspreis für das Endprodukt, v E , die Verzerrung aufgelöst wer- den. Das ist auch intuitiv, da mit diesem Ver- rechnungspreis die Verzerrung, ausgelöst durch den internationalen Verrechnungspreis v I , einfach wieder herausgerechnet wird. Zum Abschluss zeigt dieser Beitrag noch, dass eine Interaktion von Steuer- und Steue- rungszielen durchaus gewollt ist und daher eine Trennung von Steuerungskennzahlen und Autor Dr. Clemens Löffler ist Senior Researcher am Research Cluster der FH Wien der Wirtschaftskammer Wien. Seine Forschungsschwerpunkte lie- gen in den Bereichen (internationale) Verrechnungspreisge- staltung, Anreiz- und Steuerungsprobleme sowie der Analyse von Controllinginstrumenten. E-Mail: clemens.loeffler@fh-wien.ac.at CM März / April 2020

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