CONTROLLER Magazin 2/2020
51 Geschäftsentscheidungen auf der Grundlage ungenauer Daten getroffen hat. Betrachtet man die unterschiedlichen Positionen im Unterneh- men, werden markante Unterschiede bei dieser Einschätzung klar: Während sich 57 Prozent der C-Level-Befragten definitiv sicher sind, schon einmal Entscheidungen auf Basis unkor- rekter Zahlen getroffen zu haben, bestätigen dies unter den Finanzprofis lediglich knapp 15 Prozent. Eine Frage der Verantwortlich- keiten? Aufgrund dieser Ergebnisse stellt sich automa- tisch eine Frage: Können Fehler in Unterneh- men identifiziert werden, und wenn ja, wer ist dafür verantwortlich? Immerhin gaben etwa zwei Drittel (65 Prozent) der Befragten an, dass sie schon in einem Unternehmen gearbei- tet haben, das seine Gewinne aufgrund nicht rechtzeitig erkannter ungenauer Finanzdaten, noch einmal anpassen musste. Allerdings ver- trauen nur 17 Prozent der Befragten darauf, dass der CFO- und das Finanzteam alle Fehler identifiziert haben und damit ein valides Re- porting gewährleistet ist. In diesem Zusam- menhang besonders interessant sind die An- gaben hinsichtlich der Verantwortung: 50 Pro- zent der Finanzprofis sehen die Korrektheit der Finanzdaten in der Verantwortung des CFO. Nur 43 Prozent der C-Level-Befragten schlos- sen sich dieser Meinung an; eine eindeutige Verantwortung scheint in vielen Unternehmen nicht klar verankert zu sein. Fehler erkennen und Auswirkungen vermeiden Ungenaue Finanzdaten haben sowohl intern wie auch extern negative Auswirkungen für Unternehmen. Diesbzgl. sind Unternehmen durchaus sensibilisiert und im Rahmen der Studie geben sie diverse negative Auswirkun- gen an: Reputationsschäden (42 Prozent), Auswirkungen auf die Investitionssicherheit (41 Prozent) oder eine steigende Verschuldung (40 Prozent). Etwa ein Drittel (32 Prozent) befürch- tet sogar Bußgelder und Gefängnisstrafen. Ir- ritierend ist in diesem Zusammenhang ein weiteres Ergebnis der Studie: 65 Prozent der Befragten gaben an, dass ihr Unternehmen Buchungsfehler im Volumen von 2 Milliarden Dollar als unwesentlich einordnet. Es gilt, Fehlerpotenziale zu finden und zu eliminieren. Immerhin scheinen die Ursachen der Fehler bereits bekannt zu sein. Laut Studie geben 41 Prozent menschliches Versagen, 40 Prozent vielfältige Datenquellen, 28 Prozent einen Mangel an automatisierten Kontrollen sowie schwerfälligen Technologien (28 Prozent) an. Fazit: Hohes Risiko trotz existie- rendem Optimierungspotenzial Die heute bekannten und verheerenden Skan- dale könnten nur die Spitze eines noch größe- ren Eisbergs finanzieller Ungenauigkeiten sein. Es scheint klar zu sein, dass nicht nur bei der Berichterstattung Fehler weit verbreitet sind, sondern dass viele dieser Ungenauigkeiten un- ter der Oberfläche verborgen bleiben. Dabei lie- ßen sich viele der Probleme trotz hoher Kom- plexität bereits mit heutigen Mitteln und mit professionellen und vor allem hoch automati- sierten Lösungen beheben. Es gibt also keine Ausrede mehr, warum ein Unternehmen nicht über genaue Finanzzahlen verfügen sollte. *Details zur Studie: https://bit.ly/2JMLWdz Abb.: Unerwartete Studienergebnisse: Große Unsicherheit im Finanzbereich in Bezug auf das Vertrauen in die Richtigkeit von Finanzdaten. Autor Dr. Ulrich Müller BlackLine Solutions Consultant Finance Transformation E-Mail: ulrich.mueller@blackline.com Tel.: +49 175 851 52 38 CM März / April 2020
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