CONTROLLER Magazin 2/2020
46 Kostendeckungsbereichs weitere Informationen hinsichtlich leistungsspezifischer Kostende- ckung zu erhalten. Analog zum Erlösbereich weist der Kostenbe- reich in seiner Kopfzeile die gesamten Perio- denkosten des Unternehmens aus. Unterhalb der Kopfzeile werden diese Kosten sodann auf- geteilt in operative und sonstige Kosten . Ers- tere gelangen in die Leistungsbereiche und bil- den dort jene Kosten ab, die unmittelbar durch die operative Tätigkeit des ambulanten Pflege- dienstes und damit durch die einzelnen Leis- tungen verursacht werden. Sie werden prozess- orientiert, also in Abhängigkeit von ihrer In- anspruchnahme durch die Leistungen, auf eben diese innerhalb der Leistungsbereiche verteilt. Kosten, die nicht mit der operativen Tä- tigkeit des ambulanten Pflegedienstes zusam- menhängen, werden als „sonstige Kosten“ ge- bündelt und in der Fußzeile des Kennzahlen- systems innerhalb der gleichnamigen Position ausgewiesen. Diese sind entsprechend des Deckungsbeitragsverständnisses durch die Ge- samterlöse des Unternehmens nach Deckung aller operativen Kosten noch zu decken, um ein positives Periodenergebnis zu erzielen. Aus der Vielzahl an Kostenpositionen, die ein Pflegedienst aufweist, werden jene als „ope- rativ“ eingestuft , deren Daseinsberechtigung unmittelbar begründet werden kann mit der Ausführung operativer Leistungen. Als solche werden hier angesehen die Kosten der Pflege- dienstleitung (PDL), der Pflegefachkräfte (PFK) und Pflegehilfskräfte (PHK) sowie die PKW- Kosten. So beschäftigt sich die PDL mit der Ein- satzplanung des operativen Personals 19 und ist damit in ihrer dispositiven Tätigkeit mit den Leistungen des Pflegedienstes unmittelbar ver- bunden. Die Pflegekräfte (PFK und PHK) er- bringen die operativen Leistungen. Der Fuhr- park dient der Beförderung der Pflegekräfte zum Einsatzort und ermöglicht die Leitungsaus- führung. Der Kostenbereich beinhaltet zum einen abso- lute Kennzahlen, die für jeden Kostenträger kostenartenspezifisch aufzeigen, welche ope- rativen Kosten dieser durch seine Ausführung verursacht hat. Zudem enthält der Kosten- bereich relative Kennzahlen. Diese weisen zum einen aus, welchen Anteil die Kosten des Leis- tungsbereiche ambulanter Pflegedienste, den SGB XI-, SGB V- und SGB XII-Leistungsbe- reich 18 (siehe Abbildung 2). Erlösbereich Die genannten Leistungsbereiche werden hori- zontal in rechnungswesenbezogene Bereiche strukturiert. Die linke Seite des in der Abbil- dung 2 dargestellten Kennzahlensystems re- präsentiert dabei den Erlösbereich. Dieser lie- fert für die Leistungsbereiche die Information, welchen Erlös sie und ihre Leistungsgruppen in der betrachteten Periode erzielt haben. Zu- dem wird außerhalb der Leistungsbereiche in der Kopfzeile des Kennzahlensystems der Ge- samt-Periodenerlös des Pflegedienstes ausge- wiesen. In der Fußzeile erfolgt die Zusammen- fassung aller sonstigen Erlöse, die nicht Teil ei- nes der Leistungsbereiche abbilden. Neben diesen absoluten Kennzahlen beinhaltet der Er- lösbereich relative Kennzahlen, die den Anteil der Erlöse des jeweiligen Bereichs bzw. der sonstigen Erlöse am gesamten Periodenerlös des Unternehmens wiedergeben. Zudem dient der Erlösbereich als Mittel zum Zweck insofern, als seine Erlös-Kennzahlen den Kostenkenn- zahlen des Kostenbereichs horizontal gegen- übergestellt werden, um entsprechende Kos- tendeckungsinformationen zu erhalten. Der Wert einer jeden Erlöskennzahl der Leis- tungsbereiche ist abhängig von der Prozess- menge (also von der Durchführungshäufigkeit) der dahinterstehenden Leistungen und ihren Preisen. Kostenbereich Die rechte Seite des Kennzahlensystems bildet den Kostenbereich ab. Er erfüllt zum ei- nen den Zweck, die Geschäftsführung darüber zu informieren, welcher Leistungsbereich bzw. welche Leistungsgruppe welche operati- ven Kosten in der betrachteten Periode durch die Ausführung der Leistungen des ambulanten Pflegedienstes verursacht hat. Zum anderen gilt der Bereich (analog zum Erlösbereich) als Mittel zum Zweck: Er stellt seine absoluten Kosten-Kennzahlen den Erlöskennzahlen hori- zontal gegenüber, um daraus im Rahmen des fähig sein, die entsprechenden operativen Kos- ten den jeweiligen Leistungen abhängig von ih- rer Inanspruchnahme zuzurechnen. Allerdings stellt die Zurechenbarkeit der Kosten zu die- sen Kostenträgern das zentrale Problem dar. Denn die Kosten ambulanter Pflegedienste sind weitestgehend fix . Der Personalkosten- anteil in ambulanten Pflegediensten liegt in aller Regel bei 70 bis 80%. 11 Der Rest der Kosten ambulanter Pflegedienste besteht u. a. aus Kosten für Rechts- und Steuerberatung, aus Verbandsbeiträgen, aus Kosten für die genutz- ten Geschäftsräume, der Büroausstattung und Fuhrparkkosten. 12 Da Fixkosten (bis auf die Sondereinzelkosten) in aller Regel Gemeinkos- ten darstellen 13 , fallen sie als solche für ein Bündel an Leistungen gemeinsam an und kön- nen dementsprechend einer einzelnen Leistung verursachungsgerecht nicht zugerechnet wer- den 14 . Die mit der Leistungsdurchführung zu- sammenhängenden Kosten (hier bezeichnet als „operative Kosten“) sollen im Rahmen des Kennzahlensystems dennoch den einzelnen Kostenträgern möglichst verursachungsgerecht zugeordnet werden. Zur Lösung dieses Prob- lems bedienen sich die Autoren der Prozess- kostenrechnung. Des Weiteren sind die Kennzahlen des Kenn- zahlensystems definitorisch miteinander ver- bunden. Sie sind also insofern miteinander ver- knüpft, als sie in ihrer definitionsgemäßen Zu- sammensetzung jeweils andere Kennzahlen des Kennzahlensystems vollständig oder einige ihrer Komponenten enthalten. 15 Symbolisiert wird dies durch die im Kennzahlensystem der Abbildung 2 dargestellten Verbindungslinien. Aus der breiten Vielfalt möglicher Funktionen, die Kennzahlen einnehmen können (nach We- ber und Schäffer sind das die Anregungs-, Operationalisierungs- Vorgabe-, Steuerungs- oder Kontrollfunktion 16 ), dienen die Kennzahlen des hier vorzustellenden Kennzahlensystems vorrangig der Anregungsfunktion, wobei hier nur auf die „... Erkennung von Auffälligkei- ten ...“ 17 im Sinne der leistungsspezifischen Kostendeckungsfähigkeit abgestellt wird. Zur Erreichung des genannten Zieles wird das Kennzahlensystem horizontal in die drei Rech- nungswesen bezogenen Bereiche Erlös-, Kos- tendeckungs- und Kostenbereich strukturiert und vertikal in die besonders wichtigen Leis- Controlling in ambulanten Pflegediensten
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