CONTROLLER Magazin 2/2020

43 die weniger als 250 Beschäftigte und einen Umsatz von nicht mehr als 50 Millionen € pro Jahr erzielen. 5 Diesen Empfehlungen folgend können alle an der Studie teilgenommenen ambulanten Pflegedienste als KMU angese- hen werden, da kein ambulanter Pflegedienst der Stichprobe zugleich beide Schwellenwerte überschreitet. Wesentliche Ergebnisse der explorativen Studie Auf die Frage, ob die teilgenommenen ambu- lanten Pflegedienste in ihrem Unternehmen eine oder mehrere Stellen haben, die sich offi- ziell als Controlling bezeichnen, antworteten 30,2% mit ja und 69,2% mit nein. Hierbei ist ein Zusammenhang zwischen der institutio- nellen Controlling-Existenz und der Be- schäftigtenzahl festzustellen: Während alle Pflegedienste, die eine Beschäftigtenzahl zwi- schen 1 und 9 Mitarbeiter aufweisen, keinen Controller in ihrem Unternehmen beschäfti- gen, gaben bereits 23% der Pflegedienste mit 10 bis 49 Beschäftigten an, mindestens eine Controllingstelle zu enthalten. Deren Anteil er- höht sich in der nächstgrößeren Beschäftig- tenklasse (50 bis 249 Beschäftigte) auf 35%. Schließlich geben alle Pflegedienste mit min- destens 250 Beschäftigten an, einen oder mehrere Controller zu beschäftigen. Aus der funktionalen Perspektive lässt sich ein unterschiedliches Bild feststellen, abhängig vom betrachteten Controlling-Instrument. In der Studie wurde auf sieben ausgewählte Control- linginstrumente abgestellt, die in Abbildung 1 dargestellt werden, wohl wissend, dass die Ins- trumentenpalette im Controlling deutlich größer ist. Auf dieser Basis wurden die Pflegedienste danach befragt, wie intensiv – ein halbes Jahr betrachtend – diese Instrumente von ihnen ge- nutzt werden. Die Antwortmöglichkeiten waren für jedes dieser Instrumente nie, selten, durch- schnittlich oder häufig. Das Target Costing und die Break-Even-Ana- lyse können als eher weniger interessant inter- pretiert werden. So gaben 51% (Target Costing) bzw. 45% (Break-Even-Analyse) der betrachte- ten Pflegedienste an, diese Instrumente gänz- lich nicht anzuwenden; nur 4% (Target Costing) bzw. 13% (Break-Even-Analyse) nutzen diese Instrumente häufig. Als eher uninteressant kann gleichfalls die Prozesskostenrechnung (PKR) bewertet werden: 58% der Pflegedienste nut- zen sie entweder nie (30 %) oder nur selten (28%). Diese Ergebnisse überraschen vor fol- gender Überlegung: Kosten ambulanter Pflege- dienste sind nahezu vollständig fix. 6 Fixkosten sind in aller Regel Gemeinkosten. 7 Die operati- ven Leistungen des Pflegesektors „... erweisen sich bei näherer Betrachtung nicht selten als hochgradig repetitiv ...“ 8 Damit scheint gerade die PKR für ambulante Pflegedienste ein beson- ders geeignetes Instrument zu sein, denn sie ist zentral auf Gemeinkosten einerseits 9 und auf repetitive und entscheidungsarme Prozesse andererseits 10 ausgerichtet. Die verbliebenen vier Instrumente können hingegen als eher interessant interpretiert wer- den: Sie werden jeweils von der Mehrheit der teilgenommenen Pflegedienste mindestens durchschnittlich intensiv genutzt. Allen voran ist hier die Kostenarten-, Kostenstellen- und Kostenträgerrechnung zu nennen: Jeder zweite hier betrachtete Pflegedienst (51 %) nutzt dieses Instrument häufig, weitere 30% der Pflegedienste durchschnittlich. Dies liegt sicherlich an der Pflegebuchführungsverord- nung (PBV), die eine Kostenrechnung für zuge- lassene Pflegeeinrichtungen vorschreibt (§ 7 PBV). Betrachtet man zusammenfassend die Gesamtzahl der Nennungen, die von den 53 Pflegediensten abgegeben wurden (53 Pflege- dienste ∙ 7 Instrumente = 371 Nennungen), dann ist festzustellen, dass im Mittel 24% der Pflegedienste die genannten Instrumente häu- fig nutzen, weitere 30% durchschnittlich. Der übrige Teil (46%) gibt an, die genannten Instru- mente nicht (25%) oder nur selten (21%) im Mittel zu nutzen. Abb. 1: Intensität der Anwendung von Controllinginstrumenten bei betrachteten 53 ambulanten Pflegediensten, bezogen auf ein halbes Jahr; dabei gilt: BWA = Betriebswirtschaftliche Auswertung, DB = Deckungsbeitrag, KAR/KSR/KTR = Kostenarten-, -stellen-, -trägerrechnung, Werte auf-/abgerundet (eigene Darstellung). CM März / April 2020

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