CONTROLLER Magazin 2/2020

42 Ambulante Pflegedienste gewinnen zunehmend an Bedeutung und sehen sich einem starken Wettbewerbs- und Kostendruck ausgesetzt. Vor diesem Hintergrund nähern sich die Autoren empirisch der Antwort auf die Frage, welche Be- deutung das Controlling institutionell als auch funktional in Berliner ambulanten Pflegediensten einnimmt. Zudem stellen sie eine erste Konzep- tion eines pflegedienstspezifischen Kennzahlen- systems vor, das definitorisch aufgebaut und in seiner Struktur ausgerichtet ist auf das zentrale Merkmal der Kostendeckung, gegliedert nach Leistungsbereichen ambulanter Pflegedienste. Motivation zur Betrachtung ambulanter Pflegedienste Die ambulante Pflegebranche gewinnt zu- nehmend an Bedeutung . Das Statistische Bundesamt verzeichnet für Deutschland seit der Jahrtausendwende einen starken Anstieg an Pflegebedürftigen einerseits 1 und an ambu- lanten Pflegeeinrichtungen andererseits  2 . Dar- über hinaus beobachten viele Autoren im Be- reich der ambulanten Pflege eine Zunahme von marktwirtschaftlichen Phänomenen wie Wett- bewerbs- und Kostendruck . 3 Diese Beobachtungen führen zu zahlreichen betriebswirtschaftlichen Fragestellungen. Auf zwei offene controllingbezogene Themen geht dieser Artikel ein. Zum einen versucht er sich der Antwort auf die Frage zu nähern, welche Rolle das Controlling in ambulan- ten Pflegediensten einnimmt . Zum ande- ren wird hier aus dem Wettbewerbs- und Kostendruck die Annahme abgeleitet, dass sich ambulante Pflegedienste zunehmend mit der Existenzsicherung beschäftigen müssen und stellt hierzu – mangels literaturbezogener Alternativen – ein auf ambulante Pflegedienste zugeschnittenes, definitorisch aufgebautes Kennzahlensystem vor, das auf die dienstleis- tungsspezifische Kostendeckung ausgerichtet ist. Controlling-Bedeutung in ambulanten Pflegediensten Quantitativ-empirische Erkenntnisse zur insti- tutionellen als auch zur funktionalen Control- ling-Bedeutung in der ambulanten Pflege- branche liegen nicht vor. So lassen sich in der durch Baltzer durchgeführten umfangreichen Literaturrecherche von wissenschaftlichen Ar- beiten zum Einsatz von Controlling-Instru- menten in der Unternehmenspraxis keine Stu- dien mit explizitem Bezug auf den ambulanten Pflegesektor finden. 4 Auch die Autoren dieses Artikels konnten keine weiteren Arbeiten iden- tifizieren, die die hier genannte Fragestellung beantworten. Charakteristik der Studie Aufgrund des unbefriedigenden Informations- standes wird sich hier empirisch mittels einer eigenen, also primärstatistischen Datenerhe- bung der Frage nach institutioneller und funkti- onaler Controllingbedeutung in ambulanten Pflegediensten genähert, mit Fokus auf die Re- gion Berlin. Methodisch wurde dies bewerkstel- ligt durch eine quantitativ-explorative Feldstu- die unter Heranziehung eines onlinebasierten standardisierten Fragebogens mit ausschließ- lich geschlossenen Fragen. Grundlage der explorativen (und damit nicht repräsentativen) Studie bilden 53 ambulante Pflegedienste mit Sitz in Berlin, die an der Studie teilgenommen haben. Kontaktiert wur- den 418 ambulante Pflegedienste Berlins. Die Rücklaufquote betrug damit 12,68%. Die Da- tenerhebung erfolgte Ende des Jahres 2018. Von den 53 an der Befragung teilgenomme- nen ambulanten Pflegediensten sind 50 in pri- vater (94%), zwei in freigemeinnütziger (4%) und einer in öffentlicher Trägerschaft (2 %). Die Europäische Kommission empfiehlt jene Unternehmen als Kleinst-, Klein- oder mittel- ständische Unternehmen (KMU) einzustufen, Controlling in ambulanten Pflegediensten von Lukasz Bublitz-Kozuch und Thomas Henschel © yavdat – www.stock.adobe.com Controlling in ambulanten Pflegediensten

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