CONTROLLER Magazin 2/2020
36 Als Data Scientists arbeiten Controller künftig eng mit den operativen Abteilungen zusammen. Der bereits begonnene Veränderungsprozess beschränkt sich nicht nur auf das Controlling, sondern betrifft in Zeiten von Big Data und Digi- talisierung auch die Software- und Informa tionssystemlandschaft. Ziel der Bestrebungen ist es, ein wertorientiertes unternehmensweites Controlling-Informationssystem einzusetzen. Die Relevanz von Big Data für das Controlling Sich auf Veränderungen in und außerhalb der Unternehmensumwelt einzustellen kostet oft- mals viel Zeit, Ressourcen und Überzeugung. Primär auf Neugestaltungsprozesse in Unter- nehmen trifft folgendes Zitat zu: „Jedes Ding erscheint zuerst lächerlich, dann wird es be- kämpft, schließlich ist es selbstverständlich“ (Schopenhauer). Neugestaltungsprozesse und ähnliche Vorhaben stoßen größtenteils zu- nächst auf Widerstand beim Management und den Betroffenen in den Fachbereichen der be- troffenen Organisationen. Mit einer systemati- schen Vorgehens- und Arbeitsweise werden Betroffene zu Beteiligten, sodass umzusetzen- de Neugestaltungsprozesse erfolgreich imple- mentiert werden können. Derzeit und zukünftig werden Controller als sogenannte Data Scien- tists eine Verantwortung für die Entwicklung und den Erfolg des Unternehmens tragen. 1 Der vorliegende Artikel verdeutlicht, wie sich die Anwendungs- und Informationssystemland- schaft der Unternehmen künftig entwickeln wird. Heute umfasst diese oft noch eine An- sammlung unterschiedlicher Informationssys- temlösungen. Die zielorientierte Denkweise des Managements muss es sein, ein unterneh- mensweites Informationssystem oder zumin- dest eine nur geringe Anzahl von Informations- systemen, die über Schnittstellen miteinander verbunden sind, einzusetzen. Bei den alltäg- lichen Aufgaben und Tätigkeiten hat das Con- trolling jederzeit die Unternehmensziele im Blick zu behalten. In dieser Funktion stellt das Con- trolling die erforderlichen betriebswirtschaftli- chen Instrumente und Informationssysteme be- reit. 2 Auf diese Weise kann ein Unternehmen erfolgreich gesteuert und größtmögliche Trans- parenz geschaffen werden. Zu beachten ist zudem, dass die Digitalisierung das Controlling verändert. Ein anhaltender Da- ten-Tsunami, durchwegs als Big Data betitelt, rollt durch die Unternehmen. Eine Vorhersage, welche konkreten Auswirkungen dieser Wandel für das Controlling haben wird, gleicht einem Blick in die Glaskugel: Ist Big Data mit einem fundamentalen Bedeutungsverlust des Control- lings verbunden oder können Controller mittels Big Data ihre Rolle als Data Scientist durch Da- tenorientierung besser durchführen? 3 Wie wird der Begriff Big Data definiert? Durch mobile Endgeräte, Social Media und Sensorik wird eine enorme Datenfülle erzeugt, die poten- zielle Informationen für betriebswirtschaftliche Entscheidungen bzw. für die Entscheidungsfin- dung von Controllertätigkeiten enthalten. Inso- fern definiert Big Data nicht die Datenfülle an sich – sondern die Chance, aus Daten Informa- tionen, Wissen und letztendlich Wettbewerbs- vorteile zu generieren. Daher sind leistungsfä- hige Algorithmen und entsprechend qualifizier- te Mitarbeiter erforderlich. Unentbehrlich sind künftig Controller, die mit diesen Algorithmen und deren Kausalitäten umgehen können. In dieser Hinsicht ist Fingerspitzengefühl gefragt, um den wesentlichen vier Facetten von Big Data zu begegnen (vgl. Abbildung 1). Fokussierung von Big Data und Advanced Analytics in einem Controlling-Informationssystem Wie lässt sich Big Data in einem Controlling- Informationssystem verankern? Das Manage- ment und die Controller als Data Scientists müssen zunächst erkennen, dass Big Data nicht als ein großes Projekt aufzufassen ist, sondern als eine Ansammlung von Hand- lungsweisen bzw. Ansatzpunkten, die es zu implementieren gilt. Daneben existieren wei- terhin konventionelle Analyse-Informationen, die unbestritten zum Unternehmenserfolg bei- tragen und zugleich nicht durch Big Data ob- solet werden. Das Ziel von Controllern als Data Scientists muss somit die Aufwertung konventioneller Analysen und Prozesse mittels Big Data sein. Zu beachten ist, dass eine verwertbare Infor- mationsarchitektur erkennbar mehr Unterneh- menserfolgspotenzial und Datenquellen be- sitzt, als unstrukturierte Daten, Sensordaten, etc. Infolgedessen müssen die bestehenden Datenquellen bereits hinreichend strukturiert sein. Ergänzend kann eine Advanced-Ana- lytics-Ebene geschaffen werden, die aus flexi- blen Planungs-, Analyse- und Reporting-Inst- rumenten bestehen sollte. Das können einzelne Anwendungslandschaften für spezifische (Controlling-)Aufgaben sein oder auch univer- selle Anwendungslandschaften beziehungs- Die Notwendigkeit eines wertorientierten Controlling-Informationssystems in Zeiten von Big Data und Digitalisierung von Jürgen Petzold, Markus Westerkamp und Sandra Bogdahn Wertorientiertes Controlling-Informationssystem
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