CONTROLLER Magazin 2/2020
11 und die Berechnung und Interpretation von Kennzahlen umfasst, in Zukunft kleiner werden oder ganz wegfallen könnte. Zudem wird in den Informatikern und Wirtschaftsinformatikern – unter dem Stichwort „Data Scientists“ – eine wachsende Konkurrenz gesehen. In der Folge hat sich eine starke Diskussion nicht nur in der Controlling-Community, aber auch außerhalb entwickelt: Während einige den Untergang des Controllings, wie wir es kennen, prognostizieren, sprechen andere zumindest von neuen Aufgaben, damit notwendigen neu- en Kompetenzen und somit einer Neuerfindung dessen, was wir den „Kern des Controllings“ nennen möchten. „ W ährend einige den Untergang des Controllings prognostizieren, sprechen andere von einer Neuerfindung dessen, was wir den „Kern des Controllings“ nennen. “ Der vorliegende Beitrag nähert sich aus einer Controlling-Perspektive der Frage, ob und in- wieweit sich Kompetenzen und Rollenprofile von Controllern in der Praxis aufgrund der Digi- talisierung ändern und inwieweit sich Controller in der Praxis auf die Herausforderungen der Di- gitalisierung vorbereitet sehen. Hierzu wurden im Jahr 2019 200 praktisch tätige Controller in einer Online-Erhebung befragt. Untersuchungsrahmen Die Erhebung der Querschnittuntersuchung er- folgte im Juni 2019. In diesem Zeitraum war es möglich, über den Umfragelink an der Befra- gung teilzunehmen. Die Verteilung der Befra- gung erfolgte per E-Mail. Mithilfe der Daten- bank Nexis konnten relevante E-Mail-Adressen recherchiert werden, wobei deutsche Unter- nehmen mit mindestens 100 Mitarbeitern so- wie einem jährlichen Umsatz von 10 Mio. € ausgewählt wurden. Bei der Selektion der E-Mail-Adressen wurden aus Datenschutz- gründen keine personalisierten Adressen aus- gewählt. Zusätzlich dazu wurde die Online-Befragung auch gezielt an den ICV sowie die International Group of Controlling (ICG) ver- sendet. In Summe konnten 7.318 relevante Mail-Adressen herausgefiltert werden. An die- se E-Mail-Adressen erfolgte der Versand der Online-Befragung. Von den versendeten E- Mails kamen 927 Mails wieder zurück, weshalb in Summe von einer relevanten Anzahl von 6.391 E-Mails ausgegangen werden kann, auf die zugegriffen wurde. Der Link zur Befragung wurde zudem auf dem Online-Portal LinkedIn gepostet. In Summe wurde innerhalb des Zeit- raums der Befragung der Online-Fragebogen von 624 Personen aufgerufen. Der Beitrag auf LinkedIn wurde 248 Mal besucht, dies führt zu einer Anzahl von 6.639 Einladungen (EL) sowie einer Teilnahmequote von 9.4 %. Insgesamt haben 207 Personen an der Umfrage teilge- nommen, wobei ein Teilnehmer die Befragung vorzeitig beendet hat. Dies führt zu einer Aus- schöpfungsquote von 33.2%. Sechs der 207 Personen haben weder eine Controllertätigkeit noch arbeiten sie mit dem Controlling zusam- men, weshalb der Datensatz um diese Perso- nen korrigiert wurde. Dies führt zu einer Rück- laufquote von 3.0%. Beschreibung der Stichprobe Von den 200 Teilnehmern sind 34% im Alter zwischen 25 und 35 Jahren, gefolgt von 30% der 46-60-jährigen. Auf dem dritten Platz be- finden sich mit 27% die 36 bis 45-jährigen. Die 18 bis 25-jährigen und über 60-jährigen befin- den sich mit 10 % in der Minderheit. Bei der Auswertung der Position geben über die Hälfte der Teilnehmer (54%) an, Führungskräfte (FK) zu sein, gefolgt von Fachmitarbeitern (FM) mit 36 %. Dem schließen sich CFOs mit 8 % an, 2% sind sonstige Teilnehmer. 29% der Befrag- ten sind bei einem Arbeitgeber (AG) mit < 250 Mitarbeitern (MA) tätig. 43% geben an, bei ei- nem AG mit 250-1.000 MA beschäftigt zu sein, während 19% bei einem AG mit 1.000-5.000 MA tätig sind. Lediglich 11% arbeiten bei einem AG, der mehr als 5.000 MA angestellt hat. Einfluss der Digitalisierung auf das Controlling Die Digitalisierung scheint zunächst fernab von der Rollenthematik ein wesentliches Zukunfts- thema des Controllings für den Großteil der teil- nehmenden Unternehmen darzustellen. So schätzt der Großteil (61%) der Teilnehmer die Auswirkungen der Digitalisierung als stark ein, wobei 18% der Unternehmen sogar von sehr starken Auswirkungen ausgehen. Konträr dazu stehen die 17% der Controller, die von mittel- mäßigen Auswirkungen ausgehen sowie die le- diglich 4 % der Unternehmen, die ebenfalls schwache Auswirkungen der Digitalisierung an- nehmen. Festzuhalten gilt es hierbei auch, dass keiner der teilnehmenden Controller die Aus- wahlmöglichkeit „gar nicht“ ausgewählt hat und entsprechend jeder der Teilnehmer von Verän- derungen im Zuge der Digitalisierung ausgeht (vgl. Abbildung 1). Die Befragung hinsichtlich der Auswirkungen der Digitalisierung zeigt, dass die Unternehmen unabhängig von ihrer Größe die Digitalisierung wahrnehmen und sich deren Veränderungen bezogen auf das Control- ling bewusst sind. Abb. 1: Einschätzungen zu den Auswirkungen der Digitalisierung auf das Controlling CM März / April 2020
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