Controller Magazin 9/10-2020

Die Historie des Ratings Wie hier gezeigt, hat das Rating bzw. die durch dieses ausgedrückte Insolvenz- oder Ausfallwahrscheinlichkeit große Relevanz in der Betriebswirtschaft, ohne dass diese bisher adäquate Berücksichtigung findet. Selbstverständlich haben Ratings dennoch ihre Bedeutung. Diese ist aber beschränkt auf das enge Feld der Beurteilung von Fremdkapitalpositionen, wie Krediten oder Anleihen, aus Perspektive der Gläubiger. 12 Theorie, Methoden und Praxis des Ratings haben sich also in gewisser Weise in einer Nische der Betriebswirtschaftslehre entwickelt und die Verknüpfung mit anderen Themenfeldern hat bisher kaum stattgefunden. Die historische Entwicklung des Ra- tings sei hier nachfolgend knapp skizziert. Es lässt sich möglicherweise teilweise auch durch die Historie des Ratings erklären, dass noch heute Rating und Ratingmethoden trotz der hier skizzierten Bedeutung in der Betriebswirtschaft und Betriebswirtschaftslehre oft nur am Rande beachtet wer- den. Ratings und Ratingverfahren sind nicht aus einer betriebswirtschaftlichen Theo- rie abgeleitet, sondern weitgehend „eigenständig“ entstanden. 13 Wenngleich es schon immer ein Anliegen von Gläubigern war zu beurteilen, ob ein Kreditgeber seine Ver- bindlichkeiten zurückzahlen wird, kann man die Entstehung der heutigen Ratings pri- mär auf das 19. Jahrhundert und die USA zurückführen. Mit demhohen Finanzierungs- bedarf der neuen Eisenbahngesellschaften entstand dort nämlich ein großer, anony- mer und recht intransparenter Kapitalmarkt. Zur Finanzierung der hohen Investitions- volumina für den Schienenbau emittierten die Eisenbahngesellschaften Aktien und Anleihen. Um die Bonität der Anleihen-Emittenten vergleichen und letztlich die Zins- konditionen der Anleihen beurteilen zu können, entstanden Ratings. Es wurde begon- nen, die finanzielle Lage der Eisenbahngesellschaften systematisch und strukturiert zu beschreiben und zu beurteilen. 14 Die bis heute dominierenden drei Ratingagentu- ren Moodys, Standard & Poor’s und Fitch Ratings entstanden alle im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts und trugen mit ihren Ratings dazu bei, dass die Kredite von Unter- nehmen und anderen Kreditnehmern im Hinblick auf deren Ausfallrisiko besser ver- gleich- und beurteilbar wurden. Entscheidend für Reputation und Erfolg der Rating- agenturen war und ist insbesondere die Qualität der angebotenen Ratings. Daher haben alle Ratingagenturen kontinuierlich an einer Verbesserung ihrer Ratingverfahren gear- beitet. Zentrale Bedeutung für die Vergabe von Krediten, auch bei mittelständischen Unternehmen, haben Ratings mit den sogenannten Basel-II-Vorschriften erhalten (gül- tig seit 01.01.2007). Als Maß für die Beurteilung von Fremdkapital aus Perspektive der Gläubiger blieben Ratings aber bis heute primär ein Thema für den Fremdkapitalmarkt und die hier tätigen Akteure (wie Kreditinstitute und eben die Ratingagenturen). Warumwird Rating in Praxis und Forschung der BWL wenig beachtet? Hemmnisse und Implikationen Wie oben gezeigt, hat das Rating an vielen Stellen in der Betriebswirtschaft, in For- schung und Praxis, hohe Relevanz, die jedoch noch oft ignoriert wird. Man muss sich fragen, warum dies der Fall ist. Es liegt sicherlich nicht daran, dass in der „Nische Ra- ting“ selbst bisher keine adäquaten Methoden und wissenschaftlich fundierten Kon- zepte entwickelt worden wären. Wie oben erläutert, können Rating- und Insolvenzpro- gnoseverfahren auf eine lange Historie zurückblicken und es gibt eine Vielzahl leis- tungsfähiger Methoden, die eine Prognose von Ausfall- und Insolvenzwahrscheinlich- keit ermöglichen. 15 Die entwickelten Methoden, die speziell bei Kreditinstituten eingesetzt werden, unterliegen einer ständigen Qualitätssicherung und seit der Wirt- schafts- und Finanzkrise 2008/2010 werden von Ratingagenturen regelmäßig Validie- rungsstudien zu den von ihnen eingesetzten Verfahren gefordert. Die Insolvenz- und Ausfallwahrscheinlichkeit eines Unternehmens ist also eine gut messbare Größe, die für unterschiedliche oben skizzierte betriebswirtschaftliche Verfahren genutzt werden könnte. Dies gilt unabhängig des bekannten Sachverhalts, dass natürlich auch die in der Praxis verwendeten Ratingverfahren aus wissenschaftlicher Sicht weitere Verbes- serungspotenziale aufweisen, insbesondere im Hinblick auf die Erfassung der Risiken, Lernen Sie DeltaMaster und das Bissantz DashBoard kennen und erfahren Sie aus erster Hand, was diese Unternehmen damit erreicht haben: 17.09. Live-Webinar mit der Leuchtturm-Gruppe 23.09. Live-Webinar mit BitHawk 10.11. Bissantz-Matinee in Düsseldorf mit Wenco Mit weniger Daten mehr entscheiden Jetzt anmelden unter: bissantz.de/kennenlernen

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