Controller Magazin 9/10-2020
77 Controller Magazin | Ausgabe 5 IT / DIGITALISIERUNG Datenkategorie, Werteinheit und Anzahl der Datenreihen. Diese Kriterien sind voneinan- der unabhängig zu beurteilen. Daher gibt es keine bestimmte Reihenfolge bei der Ent- scheidungsfindung. Den Empfehlungen der IBCS® (International Business Communication Standard/ibcs. org) folgend lassen sich zwei Arten von Da- tenkategorien unterscheiden: Zeitperioden und andere Dimensionen. Zeitreihen wer- den grundsätzlich in Säulendiagrammen mit horizontaler Achse gezeigt. Alle anderen Kategorien (Strukturaufrisse) werden als Balkendiagramme mit vertikaler Achse ge- zeigt. Dies können z. B. Produkte, Länder oder Kostenarten sein. Außerdem gibt es Portfoliodiagramme, welche zwei Wertgrö- ßen aufreißen (siehe Abb. 1, erste Reihe). In der Praxis sind teilweise Liniendiagramme („Fieberkurven“) anzutref fen. Diese sind jedoch keine empfehlenswerte Standard lösung für Managementberichte, weil sie sich nicht für die später hinzukommenden Abwei- chungsanzeigen eignen. Daher gehören Lini- endiagramme zu den Sonderformen, die für Spezialfälle eingesetzt werden, z. B. für reine Trendaussagen, ohne Abweichungsanzeige oder für den Vergleich mehrerer Szenarien. Unterschiedliche Diagrammtypen für Zeitrei- hen und Strukturaufrisse zu verwenden hat mehrere praktische Vorteile. Zeitreihenana- lysen werden intuitiv richtig von links nach rechts gelesen. Die Beschriftung der Katego- rien ist unproblematisch, weil sich Perioden- bezeichnungen mit wenigen Zeichen abkür- zen lassen. Strukturaufrisse werden wie Lis- ten intuitiv von oben nach unten abgelesen. Die Achsenbeschriftungen bestehen oft aus längeren Wörtern. Die vertikale Achse er- laubt es, Bezeichnungen ohne Zeilenumbrü- che neben den Balken zu platzieren. Soll ein Diagramm nur eine einzelne Daten- reihe darstellen, steht der Grundtyp jetzt bereits fest. Sollen jedoch mehrere Daten- reihen gezeigt werden, dann ist eine weitere Entscheidung zu treffen. Wenn für die Aus- sagekraft des Diagramms die Summenwer- te wichtiger sind als die Einzelwerte, dann ist ein gestapeltes Diagramm der richtige Typ. Sollen hingegen primär Aussagen zu einzel- nen Datenreihen vermittelt werden, dann ist ein Mehrfachdiagramm (Small-Multiple) die richtige Wahl (siehe Abb. 1, dritte Reihe). Manchmal kann eine Entscheidungsfrage hinsichtlich der Diagrammtypen nicht ein- deutig beantwortet werden, weil mehrere Sichtweisen wichtig sind (z. B. Struktur und Zeitreihe). In solchen Fällen ist konsequentes Denken wichtig. Entweder eine der Varianten erhält bei nochmaliger kritischer Betrachtung Priorität (z. B. Zeitreihe). Dann kann die ande- re Variante bei Bedarf als ergänzende Tabelle in den Bericht einfließen. Müssen jedoch bei- de Sichtweisen visualisiert werden, sind bei- de Grafiken separat zu erstellen, jede klar strukturiert und leicht verständlich. Im nächsten Schritt entscheidet man, wel- che Abweichungen in welcher Form visuali- siert werden sollen. Abweichungen sind der Hauptgegenstand von Analysen, Kommen- taren und Begründungen. Die Basiswerte sagen oft wenig aus, z. B. ein Umsatz von 10 Mio. Euro. Erst die Abweichung von einem Vergleichswert ermöglicht eine entschei- dungsorientierte Bewertung der gezeigten Daten. Die wichtigsten Abweichungen soll- ten daher unbedingt visualisiert werden. Summary Jede Art der Visualisierung betont be- stimmte Aspekte besser oder schlechter. Um demAnwender Sicherheit zu geben, werden in diesem Beitrag Vor- und Nachteile verschiedener Darstellungs- formen erläutert und typische Entschei- dungsoptionen im Visualisierungspro- zess beschrieben. Abb. 1: Auswahl der Grundform von Diagrammen
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