Controller Magazin 9/10-2020
65 Controller Magazin | Ausgabe 5 PRAXIS Das Projekt- und Investitionscontrolling ist ge- mäß der International Group of Controlling (IGC) einer der Kernprozesse des Controllings. 1 In Zeiten von Industrie 4.0 und dem hierdurch veränderten Kompetenzprofil des Controllers steht auch dieser Kernprozess sowohl vor neu- en Herausforderungen als auch neuen (tech- nischen) Möglichkeiten, insbesondere mit Blick auf die Bereitstellung von Daten als Grundlage späterer unternehmerischer Inves- titionsentscheidungen. Zunehmend einge- setzte Manufacturing Execution-Systeme (MES-Systeme) als Teil der Unternehmens-IT- Architektur können hierbei die Brücke zwi- schen dem Shop-Floor Bereich und dessen Da- tenquellen auf der einen und den notwendi- gen Analyse- bzw. Berechnungssystematiken mit Hilfe von ERP-Systemen oder auch Busi- ness Intelligence Tools bis hin zu einfachen MS-Excel Anwendungen auf der anderen Seite schlagen. Nachdem in einem ersten Beitrag zum ope- rativen Produktionscontrolling bereits eine maschinenbezogene und artikelspezifische Kennzahl zur Messung und Einlastung von Artikeln auf Fertigungs- und Verpackungs- maschinen auf Basis von MES-Daten bei der DEGRO vorgestellt wurde 2 , soll in dem vor- liegenden Beitrag nun auf eher langfristige Entscheidungen im Rahmen des Investiti- onscontrollings auf gleicher technischer Grundlage eingegangen werden. Nach einer kurzen Vorstellung des Produktionscontrol- lings bei der DEGRO und erforderlicher Pro- duktivitätskennzahlen bzw. KPIs wird an- hand eines konkreten Fallbeispiels einer Ver- packungsmaschine im Anlagenverbund des Unternehmens eine Investitionsrechnung auf Basis von Simulationen eines MES-Sys- tems vorgestellt. Die so durchgeführten Berechnungen von Handlungsalternativen im Rahmen eines PDCA-Prozesses ermög- lichten deren Fundierung und führten letztlich so sogar zu einer Desinvestitions- entscheidung. Produktionscontrolling bei der DEGRO Die DEGRO GmbH & Co. KG steht für DE hner GRO ßhandel und ist ein Tochterunterneh- men der Dehner-Gruppe. Das Geschäftsfeld ist im klassischen B2B-Geschäf t verankert und umfasst sowohl die Vermarktung von Handelswaren als auch eigenproduzierter Er- zeugnisse. Hierzu werden Heimtier- und Wildvogelfutter, sowie Düngererzeugnisse und Sämereien nach eigenen und kundenspe- zifischen Rezepturen hergestellt. Das Produk- tionscontrolling der DEGRO ist Teil des Kon- zerncontrollings der Dehner-Gruppe und hat die Hauptaufgaben, Produktionsprozesse und deren Kosten zu überprüfen, Transparenz über die Prozesse zu schaffen und diese zu optimieren. Als IT-Systeme stehen bei der DE- GRO dazu u.a. ein Warenwirtschaftssystem, ein Lagerverwaltungssystem sowie als Schnittstelle zur Fertigungsebene das MES- System HYDRA aus dem Hause MPDV 3 zur Verfügung. Der Einfluss des Einsatzes von Digitalisie- rungskonzepten, insbesondere von MES- Systemen ermöglicht imRahmen von Indus- trie 4.0 für den Controlling-Hauptprozess Projekt- und Investitionscontrolling nach Thiele, Munck und Riechmann 4 : ▶ Das Echtzeit-Monitoring und Controlling von Fertigungsabläufen, ▶ die ex-ante Simulationen in Echtzeit sowie ▶ die Reduktion des Zeitverlustes zwischen Datenerhebung, Datenbereitstellung und operativer Steuerung. Im Rahmen der Aufgaben des Produktions- controllings bei der DEGRO gilt es daher, diese Möglichkeiten zu nutzen und hierzu insbesondere die Key Performance Indica- tors (KPIs) der Fertigungsebene zu definie- ren, zeitnah zu erheben und zu überwachen. Darauf aufbauend Kostentransparenz her- zustellen, Kostentreiber zu identifizieren und monetär zu bewerten, Gegenmaßnah- men einzuleiten und schließlich auch län- gerfristig den Return of Investment (ROI) bzw. die Amortisationszeit von Investitions- alternativen zu bestimmen. Produktionscontrolling mit Key Performance Indicators Indikatoren können grundsätzlich in ver- schiedene Arten eingeteilt werden. Den Rand bilden die Key Result Indicators (KRI), welche – zumeist einfach zu ermitteln – als Ergebnisgrößen aber bereits das Resultat der Steuerungsentscheidungen darstellen. Über die Result Indicators (RI) und Perfor- mance Indicators (PI), z.B. Kostentreiber, ge- langt man im Kern schließlich erst zu den Key Performance Indicators (KPIs), die es als kritische Vorsteuerungsgrößen in den Un- Abb. 1: Von den Key Result Indicators zu den Key Performance Indicators in Anlehnung an (Parmenter 2010, S. 2) Summary Das Investitionscontrolling steht in Zei- ten von Industrie 4.0 u. a. vor der Heraus- forderung, Investitionsentscheidungen in diese Technologien zu bewerten. Gleich- zeitig verfügt es mit neuen IT-Systemen, die den Shop-Floor Bereich anbinden, über neue Datenquellen und Funktionali- täten. Das Anwendungsbeispiel bei DE- GRO zeigt hierzu das Zusammenspiel zwischen Kennzahlen bzw. KPIs, dem PDCA-Zyklus und den Möglichkeiten von MES-Systemen auf.
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