Controller Magazin 9/10-2020

57 Controller Magazin | Ausgabe 5 JEKEL-KOLUMNE eine Ampelfarbe „serviert“ und mit „Zack! Ja, so ist es!“ nehmen wir ohne Weiterzudenken die Farbe einfach hin!? Versetzen wir uns in die Lage eines Aufsichtsrats, Vorstands bzw. der Geschäf tsleitung: Sie bekommen eine Vielzahl an Risiken gemeldet und wollen diese mit- einander vergleichen, um noch bessere Entscheidungen zu treffen. Meist liegt der Fokus auf den Daten oder den fett markierten, also den hervorgehobenen Werten. Doch wie findet man die richtigen Risiken? 1. In manchen Unternehmen wird dann die Summe der Ri- siken nach dem Alphabet sortiert. Dies kann in einigen Bereichen sinnvoll sein. Relevant ist jedoch, dass den erst genannten Aspekten meist mehr Gewicht beige- messen wird, als den später genannten. Ist die Reihen- folge folglich wichtig? Es geht um Relevanz vor Firle- fanz. Doch auch hier ist die Frage, welcher Sprache man sich bedient. Werden z. B. Länder sortiert, so steht ein Land an unterschiedlichen Plätzen im Alphabet: In deutscher Sprache ist Deutschland bei ‚D‘, in englischer Sprache bei ‚G‘ für Germany bzw. Österreich bei ‚Ö‘ oder ‚A‘ für Austria. In der EU wird beispielsweise jedes Land nach Alphabet in seiner Heimatsprache sortiert. Das ist eine Möglichkeit, um eine Gleichrangigkeit zu erzielen. In manchen Bereichen mag dies eine perfekte Sortie- rung sein, doch es ist nicht immer eine hilfreiche Varian- te, wenn es z. B. um Euro-Beträge geht. 2. Bei Euro-Beträgen wäre es wohl passend, wenn wir eine Ampel hätten. Die meisten Unternehmen nutzen hierzu die absolute Abweichung (Ist-Plan) als auch die relative Abweichung (Ist-Plan/Plan). Nutzen wir dazu eine Fallstudie mit drei Geschäftsfeldern (GF): GF1, GF2 und GF3 (siehe Abb. 1). Wenn wir beispiels- weise im GF1 200‘ Euro eingeplant haben und 150‘ Euro erzielt haben, so ist die absolute Abweichung -50‘ Euro und die relative Abweichung beträgt -25 %. Kleine prozentuale Abweichungen stellen einerseits bei Millionenbeträgen große Einbußen dar; andererseits merkt man diese bei kleineren Beträgen eher nicht. Da- Prof. Dr. Nicole Jekel ist nach 20 Jahren bei der Siemens AG seit 2008 Professorin, seit 2012 für BWL und Controlling an der Beuth Hochschule für Technik Berlin mit den Schwerpunkten Perfor- mance Management, Marketingcontrolling und Gamification. Sie ist Jury-Vorsitzende für den Controlling Newcomer Award des Internationalen Controller Vereins (ICV), Buchautorin, Trainerin, Erfinderin von Controllings- Apps, Investorin, Vor-, Nach- und Querdenkerin auf Kongressen rund um das Thema Controlling und wie man Menschen für Zahlen begeistert. njekel@beuth-hochschule.de Abb. 1: Vergleich von drei Geschäftsfeldern (GF: GF1, GF2 und GF3) nach absoluten (abs.), relativen (rel.) und gewichteten (gew.) Abweichungen Einen Audio-Podcast von Nicole Jekel zu diesem Artikel finden Sie unter www.controllermagazin.de bei Ausgabe 5/2020. her empfiehlt auch Nicolas Bissantz, zusätzlich die ge- wichtete Abweichung hinzuzunehmen. Diese gute Idee ist recht einfach: Man gewichtet (bzw. multipliziert) den absoluten mit dem relativen Betrag (hier: -50‘*-25 %= 13‘). Das Ergebnis dieser Betrachtung ist, dass sich kriti- sche Geschäftsbereiche genau am Anfang dieser Liste befinden. Wenden wir den Fokus auf die absolute Abwei- chung, so ist bei den drei betrachteten Geschäftsfeldern, das Geschäftsfeld 1 (GF1) mit -50‘ Euro das kritischste Geschäftsfeld. Betrachten wir die relative Abweichung, so ist es Geschäftsfeld 3 (GF3) mit -40%. Werden beide Kriterien – also die absolute als auch die relative Abwei- chung – berücksichtigt, so ist Geschäftsfeld 3 (GF3) das kritischste Geschäftsfeld mit 16‘. Werden z. B. 20 bis 30 Geschäftsfelder miteinander verglichen, so werden über diese Betrachtung die kritischsten Felder aufgezeigt. Da- her empfiehlt die Autorin, alle drei Abweichungen, also die absolute, relative als auch die gewichteten Abwei- chung parallel aufzuzeigen. To Go’s:  ■ Risikomanagement sieht gern Rot  ■ oder ist auch Grün das neue Rot?  ■ Und Ihr Controlling rockt mit einemGehAMPEL um die AMPEL!  FALLSTUDIEMIT DREI GESCHÄFTSFELDERN

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