Controller Magazin 9/10-2020
55 Controller Magazin | Ausgabe 5 AKTUELL gency Planning“ werden zum Schlüssel ei- ner erfolgreichen und proaktiven Unterneh- menssteuerung. Notwendig dafür ist so- wohl die Definition defensiver Maßnahmen (z. B. Sparmaßnahmen) als auch von Offen- sivmaßnahmen (z. B. Wachstumsinitiativen). Unterstützt wird die Identifikation mögli- cher Maßnahmen durch das Treibermodell, das die verschiedenen Anknüpfungspunkte aufzeigt. Anschließend müssen die Maß- nahmenwirkungen jeweils einschließlich der zugehörigen Kosten und möglicher Vorlauf- zeiten operationalisiert werden. Um ihre volle Wirkung zu entfalten, muss die Modellierung und Betrachtung von Sze- narien zum kontinuierlichen Begleitinstru- ment von Management und Controlling und in die Steuerungsprozesse integriert wer- den. Hier können verschiedene Anlässe un- terschieden werden: ▶ Szenarien-basierte Top-down Planung: Zur Diskussion und Verabschiedung der Top-down Planung werden verschiedene mögliche Entwicklungen diskutiert, mit dem Fokus auf die jeweils zugehörigen Maßnahmen. Neben dem Ziel-Szenario als Top-down-Planung sollten weitere relevan- te Szenarien entschieden werden, die beim Überschreiten von Schwellwerten zum Ein- satz kommen. Diese Schwellwerte bezie- hen sich auf zentrale Steuerungsgrößen (Absatz, Profitabilität und Liquidität) und ermöglichen so ein stufenweises Auslösen der damit verbundenen Maßnahmen ▶ Szenarien-Modellierung als Teil des Ri- sikomanagement: Entweder als Be- standteil der Top-down Planung oder als separater Prozess, in dem die Auswirkun- gen verschiedener Negativ-Szenarien („downside“) auf die finanzielle Stabilität betrachtet und auf dieser Basis proaktiv Stabilisierungsmaßnahmen definiert werden ▶ Szenarien-Betrachtung bei relevanten Umfeldänderungen: Deuten sich unter- jährig Umfeldänderungen an, so sollten die definierten Szenarien aktualisiert und ggf. um weitere Szenarien einschließlich angepasster bzw. neuer Maßnahmenplä- ne erweitert werden. Die Umfeldände- rungen können sich auf einzelne Märkte (z. B. „Brexit“), auf einzelne Lieferketten (z. B. Ausfall eines strategischen Lieferan- ten) oder auch das gesamte Unterneh- men (z. B. Auftreten neueWettbewerber) beziehen und kurzfristige oder auch län- gerfristige Betrachtungen erfordern ▶ Szenarien-Betrachtung bei Entschei- dung wichtiger Maßnahmen: Bei der Entscheidung wichtiger Maßnahmen ins- besondere als Ergebnis der Strategiear- beit sollte standardmäßig ebenfalls eine Szenarien-Betrachtung erfolgen. Beispiele hierfür sind Investitions-Entscheidungen (z. B. Automatisierung von Teilen der Pro- duktion), Make-or-buy-Entscheidungen sowie M&A-Entscheidungen. Zusammenfassung und Aus- blick: Szenarien-Modellierung wird zum Standardinstrument Mit dem richtigen Verständnis und einem leistungsstarken Simulationsmodell als Kernelement einer digitalen Steuerungs- plattform wird die Szenarien-Modellierung ein zentrales Element der Unternehmens- steuerung – schließlich bietet sie, wie ein- gangs aufgeführt, dem Unternehmen klare Wettbewerbsvorteile und dem Controlling die Chance zur Verwirklichung der regelmä- ßig angestrebten Business-Partner-Rolle. Dafür sind jedoch einige Herausforderun- gen zu bewältigen (vgl. Abbildung 7). Eine Ausbaustufe der skizzierten Simulationsmo- delle stellen stochastische Modelle dar, wie z.B. im Beitrag von Berger/Kamaras zur Risi- koaggregation in dieser Ausgabe beschrie- ben werden. Ein Verharren in alten Struktu- ren und Instrumenten stellt aus unserer Sicht keine Option dar – das Controlling soll- te sich aktiv für diese Weiterentwicklungen einsetzen und an die Spitze der Veränderun- gen stellen. Der Anspruch: „Wir modellieren die Zukunft des Unternehmens“ sollte Teil des Selbstverständnisses und Mission State- ments jedes Controlling-Teams werden. Literatur Gleißner, W.: Risikogerechte Unternehmensbewertung und Analyse der Unternehmensrisiken – Die Nutzung der Risikoanalyse für eine konsistente Ableitung von „Zähler“ und „Nenner“, in: Bewertungspraktiker, Heft 3/2018, S. 66-70 Abb. 7: Herausforderungen auf demWeg zur Etablierung einer kontinuierlichen Szenarien-Modelierung in der Unternehmenssteuerung
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