Controller Magazin 9/10-2020

48 Controller Magazin | Ausgabe 5 AKTUELL B2B-Kontext: Prozesse im Forderungsmanagement lassen sich nur dann automatisieren, wenn die inter- nen Abstimmungsprozesse harmonisiert und besten- falls automatisiert sind (mehr dazu unter Instrument 6: Dispute Management.) Instrument 4: Kreditversicherung Sobald die Begleichung einer Rechnung mit Zahlungsziel gewährt wird, entsteht automatisch ein Kreditrisiko. Denn es gibt keine Garantie dafür, dass der Schuldner die offene Forderung begleicht und der Kreditor nicht auf den Kosten für die bereits erbrachte Leistung sitzen- bleibt. Mit einer Kreditversicherung lässt sich dieses Risi- ko eindämmen. Dabei schützt ein Finanzinstitut vor For- derungsausfällen, indem es im Falle einer Nichtzahlung dem Kreditor die Kosten erstattet. Dieses Mittel dient also vor allem der nachhaltigen Liquiditätssicherung und bietet sich besonders für große Unternehmen an. Bei der Wahl einer Kreditversicherung ist zu empfehlen, auf ei- nen Anbieter zu setzen, der auf Einzelforderungsbasis Forderungen in Echtzeit absichert. Somit wird nicht der komplette Bestand an offenen Forderungen versichert, sondern ein Unternehmen entscheidet, welche Rechnun- gen es absichern möchte. So ist eine Kreditversicherung probates Mittel, um sich gerade beim Neukundenge- schäft zusätzlich abzusichern. Bestandskunden, deren Zahlungsgewohnheiten bekannt sind, können dagegen separat behandelt werden. Somit können im Vergleich zu einer allumfassenden Kreditversicherung Kosten ge- spart werden. Instrument 5: Factoring Eine sinnvolle Ergänzung oder als Alternative zur Kredit- versicherung bildet Factoring. Auch mithilfe dieser Maß- nahme wird das Forderungsausfallrisiko an ein externes Finanzinstitut – den sogenannten Factor – ausgelagert. Der entscheidende Unterschied zur Versicherung ist, dass die Zahlung nicht erst im Falle eines Ausfalles vom Institut übernommen wird. Stattdessen zahlt der Factor die offene Forderung direkt nach Rechnungsstellung aus und behält das Ausfallrisiko ein. Der große Vorteil ist also, dass die Liquidität kurzfristig und schnell gewahrt werden kann – gerade in der aktuell unsicheren Zeit ist dies also ein besonders wertvolles Instrument. Vor allem für kleinere Unternehmen, die Working Capital für ihre reibungslosen Geschäftsprozesse brauchen, bietet sich Factoring deshalb an. Wichtig ist aber zu bedenken, dass es unterschiedliche Arten dieser Maßnahme gibt. So bleibt beim „unechten“ anders als beim „echten“ Facto- ring das Forderungsausfallrisiko beimUnternehmen und dieses muss im Falle der Nichtzahlungsfähigkeit des Kunden die Rechnung an den Factor begleichen. Weiter- hin lohnt sich die Wahl eines Anbieters von „stillem“ Fac- toring statt „offenem“ Factoring. In letzterem Fall erfährt der Kunde nämlich vom Forderungsverkauf, was negati- ve Auswirkungen auf die Kundenbindung haben kann. Instrument 6: Dispute Management Zu guter Letzt lohnt es sich für Unternehmen, ein funk­ tionstüchtiges Dispute Management einzuführen. Dabei werden Informationen von verschiedenen Abteilungen übersichtlich in einer Plattform gebündelt, um die Kom- munikation zu vereinfachen und interne Prozesse zu be- schleunigen. Gerade große Unternehmen mit vielen Mit- arbeitern und Abteilungen an verschiedenen Standorten haben oft das Problem, dass unterschiedliche Informa- tionen im Umlauf sind und interne Abstimmungen zu Problemen mit Forderungen aufwändig sind oder ganz fehlen. Insbesondere betrifft dies den Vertrieb und die Buchhaltung. So hat es sich gezeigt, dass offene Rech- nungen auch deshalb lange nicht beglichen werden, weil die Abstimmungen zwischen diesen beiden Abteilungen nicht stimmen. Gibt es beispielsweise spezielle Zah- lungszielvereinbarungen zwischen einem Kunden und dem Vertrieb, sind diese oft nicht in der Buchhaltung ab- gebildet und führen zu Fehlern im Forderungsmanage- ment. Das wiederum hat zur Folge, dass Mahnstopps zu lange bestehen und unnötig viel Kapital im Order-to- Cash-Prozess gebunden bleibt. Ein konsequentes und di- gitales Dispute Management verhindert diese Schwach- stellen, indem die Kommunikation zwischen Vertrieb und Buchhaltung vereinfacht wird, einzelne offene For- derungen für beide Abteilungen übersichtlich dargestellt sind und sich unkompliziert bearbeiten lassen. Mit der richtigen Software lässt sich so ein Prozess letzlich auto- matisieren und öffnet so die Möglichkeit, den gesamten Bereich Debitoren- und Forderungsmanagement zu au- tomatisieren. Fazit: Liquiditätsmanagement imUnternehmen aufsetzen Liquidität und damit Zahlungsunfähigkeit zu sichern ist eine der wichtigsten unternehmerischen Aufgaben, die nicht nur während Krisenzeiten, sondern grundsätzlich für den Geschäftserfolg entscheidend ist. Je nach Unter- nehmensgröße, Branche und Kundenstamm sind unter- schiedliche Instrumente besonders zu empfehlen. Sicher ist allerdings eins: Wer auf jegliche Maßnahme verzich- tet und Liquiditätsmanagement nur hemdsärmelig ne- benher betreibt, wird in dieser und jeder folgenden Krise vor erheblichen Problemen stehen.  Florian Kappert hat in Augsburg iBWL studiert und arbeitet seit über 15 Jahren imUmfeld Enterprises-Software & Finance. Er ist Mit-Gründer und -Geschäftsführer der Bilendo GmbH, die 2015 in München geründet wurde. info@bilendo.de

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