Controller Magazin 9/10-2020
33 Controller Magazin | Ausgabe 5 RISIKOMANAGEMENT & RATING onsläufen (S1, ..., Sn) werden mögliche risiko- bedingte Zukunftsszenarien durchgespielt und dabei jeweils eine Ausprägung der GuV oder Bilanz berechnet. Im vorliegenden Fall wurde dazu die out-of-the-box Softwarelö- sung Strategie-Navigator der FutureValue Group verwendet, es sind jedoch auch Ad- dins für MS Excel wie Crystal Ball, @Risk oder Risk Kit auf demMarkt, mit deren Hilfe eine Simulation durchführbar ist. Für die Simulation wurden auch die jeweili- gen möglichen Kreditrahmen einbezogen und in der Simulation berücksichtigt, ob diese in den einzelnen Szenarien zur De- ckung des Kapitalbedarfs ausreichen. Dazu wurden zwei Grenzen der Kreditaufnahme hinterlegt: Das 6-Fache des EBITDA (Er- tragskraf t bzw. Zinsdeckung) sowie das 4-fache des Eigenkapitals (Verschuldungs- quote). Wurden beide dieser Grenzen bei der Simulation verletzt, wurde eine Illiqui- dität für diesen Simulationslauf angenom- men. Die Überschuldung – als anderer möglicher Insolvenzgrund – entsteht in ei- nem Simulationslauf, bei dem die Verluste so hoch sind, dass sie durch das (wirt- schaf tliche) Eigenkapital nicht mehr ge- deckt werden können. Ergebnisse der Simulation Nach Durchführung der Simulation mit 100.000 Durchläufen zeigte sich, dass der Gewinn vor Steuern selbst im schlechtesten Fall – im Jahr 2021 – mit einer Wahrschein- lichkeit von 74%noch positiv war. In anderen Jahren waren die Wahrscheinlichkeiten ei- nes positiven Gewinns sogar deutlich über 90%, wie auch Abbildung 5 zeigt. Es wird sichtbar, dass über den Analysezeitraum 2021 das kritische Jahr darstellt. Der Plan- wert (gelbe Linie) ist stets über dem simu- lierten erwarteten Wert. Es besteht also ein „Gefahrenüberhang“, was typisch ist, da bei Unternehmensplanungen außerordentliche Risiken – die so gut wie immer mehr Gefah- renpotenzial als Chancen haben – nicht be- rücksichtigt werden. Der dunkelblaue Be- reich stellt das 66%.-Konfidenzintervall dar („zwei Drittel der möglichen Ereignisse“), der hellblaue Bereich das 99%-Konfidenzin- tervall („Jahrhundertfall“). Es wird sichtbar, dass mit zwei Drittel Wahrscheinlichkeit kein Verlust im untersuchten Zeitraum in der Simulation auf trat (dunkelblauer Be- reich). Wenn man 99% aller Szenarien ein- bezieht, ist der höchste ermittelte, mögliche Verlust, mit knapp über 2 Mio. €, im Jahr 2021, was jedoch zum Teil an den erhöhten Abschreibungen, bei noch anlaufender Pro- duktion im neuen Standard zu erklären ist. Für die Ableitung des Ratings ist jedoch die Betrachtung in Bezug auf einen möglichen Insolvenzgrund relevant. Covenants hatte das Unternehmen keine, entsprechend kon- zentrierte sich die Analyse auf eine mögliche Überschuldung und die Gefahr der Illiquidi- tät. So wurden zum einen die Wahrschein- lichkeit einer Illiquidität oder Überschuldung für jedes Jahr abgeleitet und zusätzlich die kumulierte Insolvenzwahrscheinlichkeit (Ein- tritt der Illiquidität oder Überschuldung) er- mittelt, was in Abbildung 6 dargestellt ist. Die Daten zeigen, dass eine Überschuldung in kei- nem Szenario, die Gefahr der Illiquidität in späteren Jahren jedoch sehr wohl sichtbar ist. Im Zeitraum bis 2027 ist die höchste jährli- che Ausfallwahrscheinlichkeit mit 4,6% im Jahr 2022 zu erwarten. Dies ist durch die In- vestition in den zweiten Standort 2021 zu er- klären. Es wird sichtbar, dass sich die mit diesem Projekt verbundenen Mittelabflüsse deutlich in den Simulationsdaten widerspie- geln. Dies zeigt sich vor allem im Jahr der Durchführung der Investition (2021) sowie Abb. 5: Simulierter Gewinn vor Steuern bis 2027 (TEUR)
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