Controller Magazin 9/10-2020

32 Controller Magazin | Ausgabe 5 RISIKOMANAGEMENT & RATING Quantifizierung der Risiken Wenn ein Risiko im ersten Schritt mit der Relevanz 2 oder 3 eingestuft wurde, wurde dieses im zweiten Schritt quantifiziert und modelliert. Die Planungsunsicherheiten wurden jedoch grundsätzlich betrachtet, da hier einerseits eine Relevanzabschät- zung nicht sinnvoll ist, andersseits diese auch das Aggregat der Risiken der Rele- vanzskala 1 beinhalten. Damit wurden auch die Risiken der Relevanz 1 mitbe- trachtet. Alle Angaben wurden schließlich im zweiten Workshop kritisch geprüft und anschließend ein finales Risikoinventar abgeleitet sowie die Quantifizierung und Modellierung in der Sof tware „Strategie- Navigator“ der FutureValue Group vorge- nommen. Die Planungsunsicherheiten – Schwankungen der Einsatzquoten der wichtigsten Planungsgrößen – wurden als Normalverteilung mit dem Planwert als Er- wartungswert sowie der ermittelten Mög- lichkeit der Planabweichungen – beschrie- ben durch eine Standardabweichung – er- fasst. Die Normalverteilung kann gewählt werden, wenn – wie hier – keine Asymmet- rien in den Planungsunsicherheiten abge- bildet werden müssen (siehe vertiefend Fuchs 2018). Trifft dies nicht zu, muss auf andere Verteilungen (z.B. die Dreiecksver- teilung oder Betaverteilung) ausgewichen werden. Dabei wurden die Schwankungen wie in Abbildung 3 modelliert. Neben den Schwankungen der Quoten der jeweiligen Positionen ist bei der Bestim- mung der Risikotragfähigkeit von hoher Be- deutung, wie sich die Kostenpositionen in Bezug auf eine Absatzmengenausweitung („nach oben“) bzw. Absatzmengenrück- gang („nach unten“) verändern. Diese Vari- abilität der Positionen wurde im Fallbeispiel mit folgenden Annahmen in Abbildung 4 berücksichtigt. Die 22 identifizierten relevanten Risiken wurden pragmatisch entweder in Form einer Gleichverteilung, einer Dreiecksverteilung oder einer sog. Szenarioverteilung model- liert, um die Komplexität gering zu halten. Bei der Gleichverteilung wird lediglich eine Unter- und Obergrenze für ein Risiko erfasst (z.B. 0 bis 2 Mio. EUR) und alle Werte zwi- schen diesen Grenzen werden als gleich wahrscheinlich modelliert. Bei einer Drei- ecksverteilung wird zusätzlich ein wahr- scheinlichster Wert festgelegt (z.B. hier 1,2 Mio. €), der am häufigsten eintreten wird. Diesen Verteilungen wurden Wahrschein- lichkeiten für den Eintritt bzw. Nicht-Eintritt eines Ereignisses in Form einer Binomialver- teilung „vorgeschaltet“. Die Szenariovertei- lung ist eine Kombination von – hier drei – verschiedenen Szenarien, die jeweils aus ei- ner Wahrscheinlichkeit sowie einer Scha- denshöhe bestehen, die zusammen jedoch maximal 100% Wahrscheinlichkeit ergeben. Ein Beispiel wäre hier ein Feuer, das mit 60% Wahrscheinlichkeit einen Schaden von 1 Mio. € zur Folge hätte, mit 30% einen Schaden von 2 Mio. € und mit 10%Wahrscheinlichkeit 8 Mio. € Schaden nach sich ziehen könnte. Nach der Freigabe des Risikoinventars sowie der Quantifizierung dieser Risiken wurde die Risikoaggregation mittels Monte-Carlo-Si- mulation durchgeführt. Bei der Monte-Car- lo-Simulation werden die Wirkungen der wichtigsten Einzelrisiken den entsprechen- den Posten der Plan-GuV und Plan-Bilanz zugeordnet – unter Beachtung von Korrela- tionen sowie logischen Verknüpfungen und Beschreibungen z.B. durch die oben darge- stellten Wahrscheinlichkeitsverteilungen. In mehreren tausend unabhängigen Simulati- Abb. 4: Variabilität relevanter Planpositionen Abb. 3: Schwankungsbreiten relevanter Planpositionen

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