Controller Magazin 9/10-2020

101 Controller Magazin | Ausgabe 5 aggregation, die Betrachtung auch der Kom- binationswirkungen von Einzelrisiken, wird zwar deutlich. Es wird aber nicht klargestellt, dass die Erfüllung dieser Anforderung aber eine Analyse einer großen repräsentativen Anzahl risikobedingt möglicher Zukunfts- szenarien fordert, typischerweise also eine Monte-Carlo-Simulation der Risiken mit Be- zug auf die Unternehmensplanung (und da- mit die Risikotragfähigkeit). Die heute noch in der Praxis vorzufindenden „qualitativen Verfahren“ oder die „Addition von Schadens- erwartungswerten von Risiken“ zur Bestim- mung der Gesamtrisikoposition sind keine geeigneten Verfahren und helfen nicht, die gesetzlichen Mindestanforderungen an ein Risikofrüherkennungssystem zu erfüllen. Zu hoffen bleibt, dass trotz der „Formulie- rungsunschärfe“ mit dem neuen IDWPS 340 n.F. die Abschlussprüfer nun (endlich) prü- fen, ob das Risikofrüherkennungssystem eines Unternehmens tatsächlich „bestands- gefährdende Entwicklungen“, auch aus Kom- binationsef fekten von Risiken, erkennen kann. Dies geschieht offenbar bisher nicht, wie obige Studienergebnisse zeigen. Ent- sprechend der Anforderungen des DIIR RS Nr. 2 sollte die Methode der Risikoaggrega- tion zukünf tig ein zentrales Prüfungsfeld werden. Ohne eine simulationsbasierte Risi- koaggregation ist eine Erfüllung der zentra- len gesetzlichen Mindestanforderungen i.d.R. nicht möglich und die Monte-Carlo-Simulation ist damit eine Schlüsseltechnolo- gie des Risikomanagements (siehe Anger- müller et al., „Gemeinsame Stellungnahme zum IDW EPS 340“, 21.1.2020).  Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen, Prof. Dr. Werner Gleißner Impressum Ralf Kimpel Vorsitzender des Vorstands der RMA Risk Management & Rating Association e.V. ralf.kimpel@rma-ev.org, V.i. S.d.P. RMA-Geschäftsstelle RMA Risk Management & Rating Association e.V. Zeppelinstr. 73 , D-81669 München Tel.: +49.(0)1801 - RMA TEL (762 835) Fax: +49.(0)1801 - RMA FAX (762 329) office@rma-ev.org, ww w.rma-ev.org Prof. Dr. Werner Gleißner fachartikel@futurevalue.de, Tel .: 0711 79735830 Arbeitskreis Strategisches Risikomanagement Grundprinzipien der künstlichen Intelligenz, Nutzen und Auswirkungen auf das strategische Risikomanagement Viel wird und of t mit einem gewissen Mythos über KI gesprochen – von vielver- sprechenden Chancen bis zu der Mensch- heit ausrottende Möglichkeiten. Wir haben KI deshalb als Thema für das am 26.05.2020 noch online stattgefundene Arbeitskreismeeting gewählt. Herr Dimitrios Geromichalos, Geschäftsfüh- rer der RiskDataScience hat die verschiede- nen Begriffe wie KI, Data Science, Machine und Deep Learning erklärt und die unter- schiedlichen Verfahren dargelegt. So kön- nen Algorithmen mittels Trainingsdaten neue Daten kreieren, es wird nach Gemein- samkeiten gesucht (Assoziationsanalyse), nach vorgegebenen Kategorien werden Da- ten Clustern zugeordnet (Cluster Erken- nung) oder es werden Daten ermittelt, die sich stark von den übrigen unterscheiden (Ausreißer Detektion), um nur einige der vielfältigen Teilgebiete zu nennen. Interes- sant waren die Anwendungsbeispiele für das Risikomanagement insbesondere Prog- nosen, Unterstützung von Frühwarnsystemen z. B. von Kreditrisiken, komplexe Muster­ erkennung, Auswertung von nichtlinearen Zusammenhängen z.B. zur Marktsegmen- tierung oder zur Betrugserkennung. Der Ein- satz effektiver Data Science-Verfahren kann die Informationsbasis deutlich verbessern und Zusammenhänge wesentlich besser er- kennen lassen. Prozesse können durch bes- sere Analysen, höhere Flexibilität und ad- äquatere Darstellung von Ergebnissen opti- miert und Kosten gesenkt werden. Aber die Nutzung von KI-Verfahren bietet neben den Chancen auch spezifische Risi- ken. So können KI-Verfahren zu Fehlent- scheidungen führen und sind selbst fehler- anfällig. Zudem bieten KI-Verfahren neu­ artige Sicherheitsrisiken und ermöglichen entsprechende dolose Handlungen. Auch können KI-Verfahren zu Diskriminierung und Ethik-Verstößen führen. Schließlich be- steht die Gefahr einer unbedachten Overre- liance. Jedenfalls bieten KI-Verfahren, sofern sachgerecht angewendet, das Potential und ungeahnte Möglichkeiten für eine deutliche Verbesserung des Risikomanagements. Schließlich geht es im strategischen Risiko- management darum, die wesentlichen Be- einträchtigungen der Erfolgspotentiale ei- nes Unternehmens in der Zukunft frühzeitig zu erkennen und daraus die „richtigen“ - nämlich die als opportun erscheinenden Entscheidungen aus den strategischen Handlungsoptionen in Hinblick auf einen nachhaltigen Erfolg des Unternehmens zu treffen. Gestaltenwir gemeinsamdie Zukunft! Bei Interesse amMitwirken und Erfahrungsaus- tausch des Arbeitskreises Strategisches Risi- komanagement wenden Sie sich bitte an brigitta.john@rma-ev.org.

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