Controllermagazin 6/2020
38 Controller Magazin | Ausgabe 6 AKTUELL arme Technologien und Aktivitäten zu täti- gen sowie weitere Maßnahmen zur Risiko- vermeidung anzustoßen 2. …zur Identifizierung und Bewertung kohlen- stof fbezogener Chancen: Aufdecken von strategischen Chancen und Investitions- möglichkeiten zur Kostensenkung und Steigerung der Widerstandsfähigkeit in der gesamtenWertschöpfungskette 3. …zur Transformation: Entwicklung einer Klimastrategie und Ausrichtung der Ge- schäfts- und Investitionsstrategie auf die Klimaziele des Pariser Abkommens durch die Förderung von Investitionen in Ener- gieeffizienz-Initiativen, Beschaffung er- neuerbarer Energien und Entwicklung von kohlenstoffarmen Produkten/ Dienst- leistungen. Neben der Relevanz des internen CO 2 -Prei- ses für die nachhaltige Ausrichtung und Steuerung des Unternehmens wird die un- ternehmensinterne Bepreisung von CO 2 auch durch externe Treiber gefördert. So sind besonders Investoren daran interes- siert, in welchem Maße Unternehmen Kli- marisiken vorbeugen und Chancen aus ei- nem nachhaltigenWirtschaften generieren. Zudem gewinnt die Einführung von internen CO 2 -Preisen und die verstärkte Verankerung von Klima-Auswirkungen in Unternehmens- prozessen bei Zertifizierungen und Nachhal- tigkeitsratings (wie z. B. CDP) wesentlich an Bedeutung. 9 Aufbau einer internen CO 2 -Bepreisung Voraussetzung für die Einführung einer in- ternen CO 2 -Bepreisung ist neben der Ver- pflichtung der Geschäftsführung vor allem eine belastbare Bilanzierung von CO 2 -Emis- sionen (Carbon Accounting). Den Rahmen hierfür bildet das GHG Protocol, das sich als de-facto-Standard etabliert hat. Diese allge- meinen Prinzipien und Regeln gilt es in den unternehmensspezifischen Kontext zu über- setzen und organisatorisch zu verankern. 10 Die Gestaltung der internen CO 2 -Bepreisung erfolgt entlang der drei folgenden Dimen sionen: Breite, Tiefe und Höhe des Preises, von deren konkreten Ausgestaltung die Wirksamkeit maßgeblich abhängt. Dimension „Breite“ – Emissionsprofil: Zu- nächst sind die Quellen von Treibhausgas- emissionen und damit relevante Bereiche der Wertschöpfungskette zu identifizieren. Zur Bestimmung der für einen internen CO 2 - Preis relevanten Aktivitäten wird typischer- weise das Emissionsprofil des Unterneh- mens als Grundlage genutzt. Unterschieden wird zwischen vier Emissionstypen: Scope 1, Scope 2, Scope 3 upstream und Scope 3 downstream (s. Abb. 4). Scope 1 fasst die Emissionen zusammen, die durch das Un- ternehmen selbst direkt verursacht werden. Im Scope 2 finden sich indirekte Emissionen wieder, die durch den Einkauf von Energie entstehen. Bei Scope 3-Emissionen wird noch einmal in Emissionen aus der Liefer kette (upstream) und der Nutzungsphase (downstream) unterschieden. Es ist zu beachten, dass die gewählte An- wendungsbreite maßgeblichen Einfluss auf die individuellen Zielsetzungen und Steue- rungsmöglichkeiten hat. 11 Dimension „Tiefe“ – Anwendungstyp: Beim Anwendungstyp wird zwischen der Ausgestaltung als „Schattenpreise“ und als „interne Abgaben“ unterschieden. Wäh- rend in der Variante „Schattenpreise“ ledig- lich hypothetische Kosten pro Tonne CO 2 als Kennzahl für Entscheidungen ausgewiesen werden, führt die Variante „interne Abga- ben“ zu direkten Belastungen der Ge- schäf tseinheiten. Bekannte Unterneh- mensbeispiele, die interne CO 2 -Preise erhe- ben, sind SwissRe und Microsoft. 12 Bei Be- darf können aber auch beide Varianten parallel zum Einsatz kommen. 13 Dimension „Höhe“ – Preissetzungsmetho- den: Unternehmen entscheiden zwischen einer Ausrichtung an externen Quellen (z. B. politische CO 2 -Preise, Benchmarking, Scha- denskosten) oder einem internen Preisfin- dungsmechanismus (z. B. Vermeidungskos- ten zur Erreichung eines Klimaziels). 14 Meh- rere Varianten sind zudem bei der Preis methodik möglich: ■ Einheitlicher Preis: Ein einziger unterneh- mensweiter Preis, unabhängig von Geo- grafie, Geschäftsbereich oder Art der Ent- scheidung ■ Differenzierter Preis: Ein nach Region, Ge- schäftseinheit oder Art der Entscheidung variierender Preis ■ Statischer Preis: Ein über die Zeit konstant bleibender Preis ■ Zeithorizont-abhängiger bzw. evolutionä- rer Preis: Ein nach Zeithorizont differen- zierender bzw. sich über die Zeit entwi- ckelnder Preis Auch hier können in Abhängigkeit von den individuellen Zielsetzungen parallel mehre- re Ansätze zum Einsatz kommen. So nutzt z. B. die BASF SE parallel zwei Varianten: Ei- nen intern ausgerichteten, regional dif fe- renzierten CO 2 -Schattenpreis mit zeitlicher Differenzierung bis 2035 sowie einen exter- nen, an Schadenskosten ausgerichteten, global einheitlichen CO 2 -Schattenpreis, der jährlich prozentual zunimmt. 15 Anwendung eines internen CO 2 -Preises in der Unternehmenssteuerung Elementar für die erfolgreiche Anwendung eines internen CO 2 Preises ist der Veranke- rungsgrad in die Entscheidungsprozesse. Es gilt zu verstehen, ■ wie das Instrument auf Geschäf tsent- scheidungen angewendet wird, ■ inwieweit ein Unternehmen die Verwen- dung des Preises durchsetzt und Abb. 4: Übersicht zu CO 2 -Emissionen
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==