Controllermagazin 6/2020

33 Controller Magazin | Ausgabe 6 AKTUELL wird ein iteratives Vorgehen mit Design Thinking, Lean Start-up und agiler Entwick- lung empfohlen. Ein angepasstes Geschäfts- modell bzw. neue Produkte können bereits beim ersten Anlauf zum Erfolg führen, je- doch ist jeder erste Versuch stets mit Risiken verbunden. In verschiedenen Branchen sind Neuproduktprozesse bzw. Test-Serien regu- latorisch vor einer Produkteinführung zwin- gend erforderlich (z. B. im Finanz- und Ge- sundheitswesen). Diese haben risikoredu- zierenden Charakter. Ebenso müssen die wirklichen Kundenbedürfnisse (Desirability/ Wünschbarkeit), das Wertangebot und das Geschäf tsmodell iterativ entwickelt und dokumentiert werden. Dazu eignet sich z. B. das Lean Canvas. Bevor neue Produkte produziert und ausge- rollt werden, sollten daher in verschiedenen Reihen Prototypen entworfen und mit Kun- den getestet werden. Die Ergebnisse daraus fließen in den Optimierungsprozess ein, bis von einem MVP (Minimum Viable Product) ein MMP (Minimum Marketable Product) entstanden ist, das über die Kanäle (vgl. Business Model Canvas) vertrieben werden kann. In regelmäßigen Reflektionen werden Produkte, Lösungen und Dienstleistungen angepasst, um für den Kunden echte Prob- lemlösungen zu bieten, das eigene Leis- tungsangebot aktuell und modern zu halten sowie den Produktlebenszyklus und damit die zu erzielenden Erträge zu verlängern und gleichzeitig die Risiken des Geschäfts- modelles zu minimieren. Fazit Krisen sind im Risikomanagement immer ein Resilienz-Training – die Corona-Krise trifft die Unternehmen besonders stark. Sie hat jetzt schon wirtschaftliche Schäden in einem vorher nicht vorstellbaren wirtschaft- lichen Ausmaß hinterlassen. Sie zeigt aber auch, dass sich schon länger bestehenden Trends verstärken, z. B. die Digitalisierung. Wert- und Profitgedanken kommen eher ins Gleichgewicht – Nachhaltigkeit, Vertrauen, Wertschätzung gewinnen an Bedeutung. Jedes Unternehmen sollte das eigene Ge- schäf tsmodell in verschiedenen Zeithori- zonten hinterfragen. Die Anpassung des ei- genen Geschäftsmodells und die ganzheit- liche Neuausrichtung an das neue Umfeld mit und nach der Corona-Pandemie kann es Unternehmen ermöglichen, gestärkt und stärker auf den Menschen fokussiert – so- wohl Kunde als auch Mitarbeiter – aus der Krise hervorzugehen. ⬛ Literatur M. Lewrick, P. Link und L. Leifer (2019): Das Design Thinking Toolbook. München, Vahlen Verlag O. Gassmann (2017): Geschäftsmodelle entwickeln. München, Carl Hanser Verlag M. Lewrick, P. Link und L. Leifer (2018): Das Design Thinking Playbook. 2. Aufl. München, Vahlen Verlag A. Osterwalder und Y. Pigneur (2010): Business Model Generation. Frankfurt, Campus Verlag Abb. 5: Business Model Canvas: Neuausrichtung Geschäftsmodell mit Covid-19 (i.A. an „Business Model Generation” (Osterwalder und Pigneur, 2010))

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