Controllermagazin 6/2020

31 Controller Magazin | Ausgabe 6 AKTUELL Ein sehr komprimiert gehaltenes Template zu diesen Faktoren zeigt Abb. 3, das mit Beispielen befüllt ist. Die erarbeiteten Maßnahmen verbessern die Handlungsfä- higkeit und Entscheidungsqualität des Managements, wenn sich der Eintritt der Szenarien bereits mit den Früh- indikatoren andeutet. Weiterhin sollen sie das Manage- ment auch in der Krise handlungsfähig lassen, wenn das Szenario wirksam eintritt, was sich in den Kennziffern widerspiegelt und mit vorbereitetem Maßnahmenma- nagement besser managen lässt. Modell als Instrument für die Neuausrichtung Die Corona-Pandemie erfordert von den Marktteilneh- mern ein schnelles und sicheres (Re)Agieren auf sich än- dernde Marktsituationen. Die Umfeld- und die Szenario- analyse sind gute Grundlagen, um das eigene Geschäfts- modell zu reflektieren und neu auszurichten. Die erste und sehr entscheidende Frage, die es zu beant- worten gilt: Muss das Geschäftsmodell nur leicht ange- passt werden oder ist es radikal zu innovieren, d. h. ist ein komplett neues Geschäf tsmodell erforderlich? Dazu müssen zuerst die Kunden analysiert, beobachtet und interviewt werden, um festzustellen, wie sich deren Situ- ation geändert hat, welche neuen Herausforderungen und Probleme sie haben und wie wir helfen können, dass sie ihre Aufgabe (Jobs to be done) besser machen kön- nen. Erst wenn wir unsere Kunden und Stakeholder ver- stehen, können wir entscheiden, ob wir ein neues Leis- tungsangebot entwickeln und/oder unser Geschäf ts­ modell anpassen müssen. (Siehe „Das Design Thinking Toolbook“ (Lewrick et al, 2019)) Ist – getreu dem Motto „Never waste a good crisis” - an- gestrebt, das Geschäftsmodell nicht nur leicht anzupas- sen, sondern radikal zu innovieren, so weist Gassmann in seinem Buch „Geschäftsmodelle entwickeln“ darauf hin, dass über 90% der neuen Geschäftsmodelle eine Rekom- bination existierender Geschäftsmodelle sind. So kann man sich z. B. fragen, wie unser Geschäftsmodell ausse- hen würde, wenn wir es ähnlich wie „Harley Davidson“ oder wie „Spotify“ machen würden. Die Analyse dieses potenziell neuen Geschäftsmodells erfolgt unter der Be- trachtung der potenziellen Chancen und Risiken. Um schnell Ideen für alternative Geschäftsmodelle zu gene- rieren, bietet sich die Analogietechnik an. Ein möglicher Gina Heller-Herold berät als Risikomanagement- Spezialistin, Interims-Managerin und Inhaberin der beku Consult regulierte Finanzunternehmen. Dabei verknüpft sie Risikomanage- ment mit agilen Manage- mentmethoden und ist Dozentin sowie Autorin von Fachbüchern und -artikel. ghh@beku-consult.de Prof. Dr. Patrick Link ist Professor für Produkt­ innovation an der Hochschule Luzern (HSLU) im Institut für Innovation und Technologie- management, Co-Founder von Trihow und international anerkannter Design Thinking Experte. Er ist Herausgeber der beiden internationalen Bestseller „Das Design Thinking Playbook” und „Das Design Thinking Toolbook”. patrick.link@hslu.ch Abb. 3: Template für Szenarioanalyse (mit integrierten Beispielen)

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