CONTROLLER Magazin 5/2019
82 Das Vertrauen der Bürger zu gewinnen, ist eines der Hauptanliegen von Regierungen. Und eine Regierung, die nichts zu verbergen hat, kann sämtliche Finanzinformationen und -entschei- dungen veröffentlichen, um dieses Ziel zu errei- chen. So lauteten vermutlich die Gedanken von Oliver Paasch, Ministerpräsident der Deutsch- sprachigen Gemeinschaft Belgiens, dessen Visi- on es war, durch die Offenlegung der aktuellen Haushaltszahlen maximale Transparenz zu schaffen. Dafür kam eine Business-Intelligence- Lösung zum Einsatz, die die Basis für den soge- nannten Finanz-Monitor darstellt. Wo fließt das Steuergeld hin? Wie hoch ist der aktuelle Schuldenstand? Welche Projekte wer- den durch welchen Haushaltsposten finanziert? Und kommt es am Ende den Bürgern wieder zugute? In Ostbelgien können sich die Men- schen diese Fragen seit Sommer 2018 mit nur wenigen Klicks beantworten: Seitdem ist ein Online-Tool live, dessen Zweck es ist, jederzeit und weltweit einen Echtzeit-Einblick in die Fi- nanzlage der Gemeinschaft zu geben. Die zahl- reichen Vertrauenskrisen der letzten Jahre, wie zum Beispiel die Finanzkrise, haben die Ver- trauenskultur in Europa maßgeblich geprägt und beschädigt 1 – nun stellt das Ministerium ein modernes Instrument bereit, um dieses Vertrauen wiederherzustellen bzw. zu sichern. Ein modernes Instrument zur Vertrauensbildung Eingebunden in das Bürgerinformationsportal ostbelgienlive.be hat jeder schnell und einfach Zugriff auf die aktuellen Einnahmen, Ausgaben, Verbindlichkeiten, Schulden- und Kontostände, geplanten und getätigten Investitionen sowie Infrastrukturpläne. „Der Ministerpräsident woll- te den Bürgern einen detaillierten Einblick in das Handeln und Tun des Ministeriums geben. Nun erfolgt das in bis dato nie zuvor dagewese- ner Tiefe“, sagt René Miribung, Referent für Finanzen und Haushalt im Ministerium der Deutschsprachigen Gemeinschaft. So sehen die Bürger zum Beispiel, wie viel in die Themen Gesundheit und Soziales investiert wird und wie viel sie von den verfügbaren Mitteln wieder zu- rückbekommen. „Hier möchte die Regierung keine Fragen mehr offenlassen“, ergänzt René Miribung. Aber auch internen Wünschen aus dem Parlament wollte man nachkommen, denn die täglichen Recherchen zu aktuellen Haus- haltszahlen verschlangen sehr viele Ressour- cen. Die Arbeit der Regierungsmitglieder sollte leichter werden, sodass neue Freiräume für an- dere Aufgaben entstehen. Für das neue Tool bestand im Ministerium be- reits eine Basislösung: Dany Bongartz, der stell- vertretende Generalsekretär für Finanzen und Haushalt, wünschte sich seit Jahren intelligent aufbereitete und jederzeit verfügbare Haus- haltszahlen für die interne Nutzung. Deshalb entwickelte valantic Business Analytics GmbH, langjähriger Partner des Ministeriums, 2017 den Vorreiter des heutigen Finanz-Monitors. Dabei handelt es sich um ein Dashboard auf Basis der Business-Intelligence-Lösung IBM Cognos BI, das die Einnahmen, Ausgaben und die Bilanzkennzahlen der Deutschsprachigen Gemeinschaft in tabellarischer Form darstellt. Das Ministerium schrieb den Auftrag 2017 europaweit aus, auch valantic nahm an der Ausschreibung teil – und erhielt den Zuschlag. Projektbeginn: Wechselspiel der Entwürfe Was danach folgte, war ein iteratives Vorgehen: „Die erste Herausforderung bestand darin, ge- nau zu definieren, wie das Endergebnis ausse- hen sollte. Man hatte zwar eine gewisse Vor- stellung und spezielle Wünsche, jedoch kein vergleichbares Vorbild. Also mussten wir uns Gedanken zu den Details machen: „Was genau wollen wir darstellen und wie?“, sagt René Miribung. Die Anfangszeit bestand aus einem Maximale Finanztransparenz durch Business Intelligence Ministerium legt aktuelle Haushaltszahlen durch Online-Tool dauerhaft offen von Tatjana Müller Maximale Finanztransparenz durch Business Intelligence © Brad Pict – www.stock.adobe.com
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