CONTROLLER Magazin 5/2019

79 Wer hat es eigentlich noch nicht gelesen, ge- sagt oder gar geschrieben: Controlling ist weit mehr als Kontrolle, vielmehr handelt es sich neben der Informationsversorgung um die Pla- nung, Steuerung und Kontrolle in Unterneh- men. Controlling als Funktion sorgt dafür, dass Unternehmen „auf Kurs bleiben“ – und das ge- schieht ganz wesentlich über Planung, Steue- rung und Kontrolle im Sinne eines Regelkrei- ses. Stimmt das so? Das Problem Der „Controlling-Dreiklang“ Planung, Steuerung und Kontrolle impliziert in seiner Formulierung zweierlei. Zum einen liegen die drei Begriffe auf der gleichen Hierarchieebene und zum anderen geht es um eine Prozessabfolge, nämlich erst planen, dann steuern und anschließend kont- rollieren. Spätestens wenn man sich die Frage stellt, was Steuerung und Kontrolle genau be- deuten und voneinander unterscheidet, fällt eine gewisse Unschärfe auf. Ist Steuerung und Kontrolle nicht doch irgendwie das Gleiche? Oder kann man überhaupt erst steuern und dann kontrollieren, oder ist nicht Steuerung das Ergebnis einer Kontrolle? Schauen wir uns die Begriffe daher etwas genauer an. „Planung ist eine Ausprägung von Willensbil- dung. Sie hat zum Ziel, Ausführungshandlun- gen antizipativ festzulegen.“ 1 Planung ist ein bewusster geistiger Prozess, der zukünftiges Geschehen gestaltet. Planung umfasst die Ent- scheidungsvorbereitung und den Entschei- dungsakt, der sich in Plänen niederschlägt. 2 Kontrolle i.e.S. besteht aus einem Vergleich, bei dem vorgegebenen Plan-Werten Ist-Werte gegenübergestellt werden. Wird eine Abwei- chung festgestellt, schließt Kontrolle i. w. S. die Analyse der Abweichung sowie die Erarbeitung von Handlungsvorschlägen als Korrekturmaß- nahmen mit ein. 3 Lassen sich die Begriffe Planung und Kontrolle zumindest auf der hier verwendeten Detaillie- rungsebene relativ eindeutig fassen, sieht das beim Steuerungsbegriff anders aus. Hier vari- iert das Begriffsverständnis im Sinne von (eine Auswahl): Steuerung ist gleich Controlling 4 oder Steuerung bedeutet Fein- und Kurzfristplanung oder auch Steuerung ist vielmehr Planungsrea- lisation, d. h. also Durchsetzung, Umsetzung, „Execution“. 5 Wie also nun den Begriff präzisieren und von Planung und Kontrolle abgrenzen? Schauen wir dazu einfach mal hinüber zu unseren Technik- kollegen, denn von hier, so scheint es, haben Betriebswirte den Begriff „übernommen“. Zu- mindest haben Ingenieure ein ziemlich klares Verständnis davon was Steuerung bedeutet und was nicht. Steuerung und Regelung Aus Ingenieurssicht wird Steuerung gerne in Ver- bindung bzw. Abgrenzung zum Regelungsbegriff erklärt. Ein „Klassikerbeispiel“ ist die Erwärmung eines Wohnraumes auf eine gewünschte Raum- temperatur als Plangröße, z. B. 20 Grad C. 6 Ein Sensor misst die aktuelle Außentemperatur. Die Steuerung entscheidet in Abhängigkeit dieser Messung, wie viel Wärme dem Raum zugeführt wird. Werden außen z. B. minus 15 Grad gemes- sen, wird die Heizung zu 90% „aufgedreht“, bei plus 5 Grad reichen 50% und bei plus 20 Grad außen sind es 0%, d. h. keine Wärmezufuhr über die Heizung. Es gibt eine feste „Kennlinie“ in der Steuerung, in der die Wärmemenge (über den Heizungsöffnungsgrad) als Funktion in Abhän- gigkeit von der Außentemperatur festgeschrie- ben ist. Die Steuerung kann schnell auf die Außentemperatur reagieren. Eine Kontrolle, ob 20 Grad erreicht wurden durch Messung der Innentemperatur, findet nicht statt. Steuerung funktioniert also ohne Kontrolle. Ein bei kalter Witterung ungeplant geöffnetes Controlling bedeutet Planung, Steuerung und Kontrolle: Das passt nicht! Zur Unschärfe des Steuerungsbegriffs zwischen Planung und Kontrolle von Andreas Mengen Abb. 1: Steuerung der Raumtemperatur CM September / Oktober 2019

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