CONTROLLER Magazin 5/2019
76 Im zweiten Teil dieser dreiteiligen Artikelreihe werden integrative bzw. integrierte Manage- mentsysteme (IMS) betrachtet, die den Ansatz einer ganzheitlichen Organisation des Unter- nehmens berücksichtigen. Sie fassen die Anfor- derungen aus den einzelnen Bereichen – ge- meint sind die Einzelmanagementsysteme (z. B. QM, Arbeitsschutz, Umwelt, aber auch Finanzen, Logistik etc.) und somit verschiedene Elemente, Funktionen und Blickrichtungen – in einer ein- heitlichen Struktur 1 zusammen. 2 Diese Systeme sind häufig im Beteiligungscontrolling von Toch- tergesellschaften zu finden. Aus der diesem Artikel zugrundeliegenden Stu- die aus den Jahren 2010 und 2018 wurden fol- gende Familienunternehmen und Hidden Champions befragt: PERI GmbH, Amazonen Werke H. Dreyer GmbH & Co. KG, GROB-WER- KE GmbH & Co. KG, ANDREAS STIHL AG & Co.KG , Leopold Kostal GmbH & Co. KG, B. Braun Melsungen AG, PFEIFER Holding GmbH & Co. KG, Bedford Fleischwaren GmbH & Co. KG, Piepenbrock Unternehmensgruppe GmbH & Co. KG, Dachser GmbH & Co. KG, TRUMPF GmbH + Co. KG, FIEGE Stiftung & Co.KG und Zollner Elektronik AG. Man kann daraus dedu- zieren, dass insbesondere eine strukturierte Führung auf internationaler Ebene für die Un- ternehmen der Schlüssel zum Erfolg ist. Dabei gelten unter anderem Managementsysteme als hilfreiches Mittel. Gestaltungsmöglichkeiten eines Managementsystems Nachfolgend werden Vor- und Nachteile zwei extremer Systemausprägungen gegenüber gestellt. Zunächst wird ein rein informatives System reflektiert, das Dokumente nur edukativ bereitstellt. Im Anschluss wird ein restriktives System in Augenschein genommen, das allen Inhalten einen handlungslimitierenden Vorga- be-Charakter verleiht und diese Inhalte dann im Hinblick auf den dezentralen Durchsetzungs erfolg auditiert. Abbildung 1 veranschaulicht diese Gegenüberstellung. Beide Systemaus prägungen werden jeweils mit einer SWOT- Analyse betrachtet. Dabei werden zunächst die Stärken und Schwächen der jeweiligen System ausprägung aus betriebswirtschaftlicher Sicht analysiert. Bei Chancen und Risiken wird dann herausgearbeitet, welchen Einfluss die System ausprägungen auf die Produktivität einer Orga- nisation haben können. Es wird auf eine explizit konzeptionelle Betrachtung der SWOT-Matrix- schnittpunkte (z. B. Stärken / Chancen-Kombi- nation) sowie auf die Ableitung einer Strategie verzichtet. Keines der beiden beschriebenen Systeme soll in Reinform als Ideallösung gese- hen werden. Das rein informative Managementsystem Diese Systemausprägung ist so zu verstehen, dass Dokumente wie Prozessbeschreibungen, Methoden, Werkzeuge und Hilfsmittel im Sys- tem bereitgestellt werden und weder explizit als verbindlich vorgeschrieben definiert noch auf deren Durchsetzung hin auditiert werden. Es besteht dabei keine formulierte und zentral do- kumentierte Verpflichtung zur Einhaltung von Vorgaben. Die Aufgabe der zentralen Unterneh- mensführung beschränkt sich auf die Bereit- stellung von Inhalten, was den Tochtergesell- schaften eine große Autonomie und Hand- lungsfreiheit sichert (vgl. Abbildung 2). Das restriktive, weltweit verbindlich vorgeschriebene Managementsystem Diese Systemausformung stellt den Tochterge- sellschaften dieselben Inhalte wie im informati- ven Ansatz zur Verfügung, schreibt allerdings die Pflicht zur Einhaltung ausdrücklich vor und auditiert die Vorgaben im Hinblick auf deren er- folgreiche Durchsetzung. Die zentrale Unter- nehmensführung orientiert sich dabei an den Grundsätzen des traditionell mechanistischen Führungsprinzips (vgl. Abbildung 3). Gestaltungsmöglichkeiten eines Management- systems für mittelständische Unternehmen von Alexander Okl und Kai-Uwe Wellner Gestaltungsmöglichkeiten eines Managementsystems Abb. 1: Grad der Verbindlichkeit von Inhalten und Durchsetzung mittels Audits (Quelle: Autoren)
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==