CONTROLLER Magazin 5/2019
Kreutzer: Ich möchte bei diesen Entwicklun- gen gerne an der vordersten Stelle der Ak- teure stehen – und nicht als Mahner, der nur drohend den Zeigefinger hebt. Deshalb habe ich mir diesen Forschungsschwerpunkt selbst gewählt; um meine Studenten umfassend auf das Morgen vorzubereiten und auch, um Un- ternehmen bei ihrer digitalen Transformation zu begleiten. Denn eines ist sicher: Die digitale Transformation erfasst jedes Unternehmen und jede Branche – manche früher, manche später. Biel: In diesem Zusammenhang sprechen Sie auch vom Darwinismus und beziehen sich auf die von C. Darwin begründeten Lehre von der Entwicklung durch Mutation und Selektion. Kreutzer: Ja, die Unternehmen, die den Wan- del nicht schaffen, fallen dem digitalen Darwi- nismus zum Opfer. So der Begriff für diesen Auswahlprozess, den ich dafür schon 2013 mit dem Buch „Digitaler Darwinismus – Der stille Angriff auf Ihr Geschäftsmodell und Ihre Marke“ geprägt habe. Biel: Der Austausch analoger gegen digitale Daten sowie die damit verbundene Verände- rung der Prozesse, beispielsweise die Digitali- sierung der Finanzbuchhaltung, erscheint als „Grundstufe der Digitalisierung“, weitgehend angenommen zu werden. Die Digitalisierung schafft darüber hinaus neue Perspektiven und Alternativen, beispielsweise im Marktauftritt. Wo sehen Sie uns bei dieser „Ausbaustufe der Digitalisierung“ bzw. der erweiterten Nutzung der Digitalisierung? Kreutzer: Die Notwendigkeit einer umfas- senden Digitalisierung ist im Bewusstsein der meisten Entscheidungsträger inzwischen angekommen. Problematisch ist, wie Unter- nehmen heute noch agieren. Das möchte ich Ihnen anhand der Abbildung 1 einmal deutlich machen. Zunächst einmal kann festgestellt werden, dass sich das Veränderungspotenzial – d. h. die Handlungsmöglichkeiten für Unter- nehmen – kontinuierlich erhöht. Unternehmen schöpfen von diesen Möglichkeiten allerdings immer nur einen Teil aus. Biel: Welche Treiber machen Sie für diese Ent- wicklung aus? Sehen Sie Handlungslücken? Kreutzer: Treiber dafür sind entweder Kri- sen , die zum Handeln zwingen, oder aber cle- vere Manager . Die Lücke zwischen den Mög- lichkeiten des Handelns und dem aktiven Tun der etablierten Wettbewerber ist die Einflug- schneise für neue Unternehmen. Das heißt, durch aktives Nichts- oder Nicht-Genug-Tun la- den die bestehenden Unternehmen neue Player zum Mitspielen ein. Wichtig ist, dass diese neu- en Mitspieler meist nicht aus der eigenen Bran- che kommen. Deshalb haben viele Unterneh- men diese Start-ups auch nicht auf dem eige- nen Radar. Verschärft wird diese ganze Ent- wicklung dadurch, dass Start-ups disruptive Abb. 1: Wie groß ist die Bereitschaft zu Veränderungen in unserem Unternehmen? Aus: Kreutzer/Land, Digitaler Darwinismus, 2016, S. 10 Erleben Sie DeltaMaster und die neue DeltaApp auf diesen Veranstaltungen: 12.09. Düsseldorf 17.09. Berlin 19.09. Zürich 25.09. Wetzlar 14.11. Wien 26.11. Nürnberg Mit weniger Daten mehr entscheiden Jetzt anmelden unter: www.bissantz.de/events CM September / Oktober 2019
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