CONTROLLER Magazin 5/2019
101 CM September / Oktober 2019 Fall 2: ZWL Zahnradwerk Leipzig GmbH Analyse-Auszug zum Geschäftsbericht 2014: „Die Analyse des Jahresabschlusses 31.12.2014 zeigt, dass den Ansprüchen von Kredit- und Leasinginstituten von rund 16 Mio. als Besicherung Sachanlagen und Umlauf vermögen von schätzungsweise 30 Mio. Euro gegenüberstehen. Die Eigenkapitalquote ist im Jahr 2015 vor allem wegen der Emission der 2. Anleihe im Vorjahresvergleich von 17% auf 13% gesunken.“ „Es wurde eine gesellschaftsrechtliche Ausge- staltung zwischen NZWL und NZWL Internatio- nal (NZWLI), der Holding für das China-Enga- gement TTP, gewählt (Schwestergesellschaf- ten), die eine Konsolidierung bei der Emittentin vermeidet.“ Sofort erkennbar ist hier die hohe Besicherung von Kredit- und Leasinginstituten mit aktivier- ten Werten, die nahezu das Doppelte ihrer An- sprüche ausmachen. Das sinkende Eigenkapi- tal im Zuge der Emission der damals zweiten Anleihe zeigt, dass die angemessene Finanzie- rung des Geschäftsmodells mit Eigenkapital bei deren Konzeptionierung vernachlässigt wurde. Hinzu kommt: Den Anleihegläubigern wurde erklärt, dass die vollständige Rückfüh- rung der Anleihen aus dem Cashflow in Anbe- tracht der Geschäftsausweitung nach China möglich sei. Stattdessen folgten noch 2 weite- re Anleihen, mit deren Hilfe die beiden ersten zumindest teilweise refinanziert wurden. Au- ßerdem mangelt es bei Fehlen eines Konzern- abschlusses inkl. der Schwestergesellschaften an der Transparenz. Fall 3: Beate Uhse AG Analyse-Auszug zur Zwischenmitteilung 30.09.2015: „Der veröffentlichte Zwischenabschluss zum 30.6.2015 weist ein Abschmelzen der restli- chen flüssigen Mittel von 9,7 Mio. EUR um 5,0 Mio. Euro. auf 4,7 Mio. EUR aus. Davon waren am 9.7. noch die Anleihe-Zinsen (2,325 Mio.) zu zahlen; diese wurden wegen des negativen Cashflows letztlich aus den Mitteln der 2014 emittierten Anleihe (30 Mio. Euro) bezahlt. In der aktuellen Zwischenmitteilung wird zwar die Umsatz- und Ertragsentwicklung wiederge geben. Ein Hinweis zur Liquiditätsentwicklung findet sich leider nicht.“ Die Beate Uhse AG hat am 15.12.2017 Insol- venz in Eigenverwaltung angemeldet. Das Ab- schmelzen der flüssigen Mittel konnte nicht verhindert werden, da der Cashflow aus der laufenden Geschäftstätigkeit (bereits ohne das stark negative Zinsergebnis) in 2015 (letzter veröffentlichter Geschäftsbericht) bei einem Minus von 0,3 Mio. Euro verharrte. Statt offen über die Gründe der Liquiditätsentwicklung zu kommunizieren und Lösungen anzusprechen (die Präsentation eines entsprechenden Maß- nahmenpaketes wurde mehrfach verschoben), wurde in der Zwischenmitteilung kein Hinweis zur Liquiditätsentwicklung mehr aufgenom- men. Hiermit wurde offensichtlich das letzte Vertrauen verspielt. Fall 4: Karlsberg Brauerei GmbH Analyse-Auszug zum Geschäftsbericht 2015: „2015 erhöhte sich das EBIT ohne Einmalerträ- ge und Einmalaufwendungen um 3 %, trotz eines Umsatzrückgangs um 3 %. In der GuV finden wir ergebnisneutrale 23 Millionen a. o. Erträge und a. o. Aufwendungen im Zusam- menhang mit der Ausgliederung von 70% der Pensionsverpflichtungen in eine Unterstüt- zungskasse und deren Dotierung. Die Auslage- rung ermöglicht Karlsberg die Erhöhung der Ei- genkapitalquote durch Reduzierung der Bilanz- summe, eine Entlastung beim Zinsaufwand für Pensionsrückstellungen und damit eine größe- re Unabhängigkeit des Jahresergebnisses von dem künftig weiter sinkenden Abzinsungssatz.“ Die Transparenz bei der Kommunikation von Finanzdaten stellt eine neue besondere Herausforderung dar. Die Zinsschmelze am Kapitalmarkt führte zu ei- ner gesetzlich vorgeschriebenen Höherbewer- tung der Pensionsrückstellungen laut BilMoG. Dies wurde in 2015 durch die Ausgliederung der Pensionsverpflichtungen für Pensionäre, d.h. bereits zahlungswirksame Versorgungs ansprüche, gestoppt. Die Transparenz wurde dennoch nicht vernachlässigt; über das De- ckungsvermögen des Versorgungswerks wird im Anhang berichtet. Fall 5: FC Gelsenkirchen-Schalke 04 e.V. Analyse-Auszug zum Geschäftsbericht 2018: „Die EBIT-Zinsdeckung war in dem besonders guten Jahr 2018 sehr gut, selbst ohne den Transfererlös für Kehrer. Lt. Kapitalflussrech- nung war der Cashflow vor Ertragsteuern und Zinsen seit der Emission der 1. von bisher 3 An- leihen im Juni 2012 stets positiv und betrug im Schnitt das Fünffache der gesamten Zinszah- lungen. Die Zinsen auf die beiden ausstehen- Dieter Pape, Wirtschaftsprüfer und Senior Analyst der URA RESEARCH GmbH, ist Aufsichtsratsvorsitzender der Pape Consulting AG, München, und Gründer der Pape & Co. GmbH Wirtschafts- prüfungsgesellschaft Steuerberatungsgesellschaft, München und Traunstein. Er unterstützt Familienunternehmen als Aufsichts- rats- und Beiratsmitglied und auch gemeinnützige Einrichtungen als Kuratoriumsmitglied. dieter.pape@dieterpape.com
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==