Controller Magazin 6/2019

76 Möglich wurde dies durch den Einsatz einer maßgeschneiderten Software: 1. Mobile Standards: Tätigkeiten und Arbeitsschritte können direkt am Arbeitsplatz durch mobile Geräte (IOS, An- droid) schnell, effizient und intuitiv über stan- dardisierte Eingabemasken dokumentiert wer- den und stehen anschließend auf Dauer zur Verfügung. 2. Multimedia Streaming: Entsprechend des jeweiligen Bedarfs können text-, sprach- oder videobasierte Dokumentati- onen der beschriebenen Arbeitsschritte erstellt werden. Die Wissensvermittlung und der Lern- fortschritt können dadurch optimiert werden. 3. Schneller Zugang: Für jeden Arbeitsschritt werden QR-Codes au- tomatisch generiert, diese können abgedruckt und am Arbeitsplatz angebracht werden, was einen direkten individuellen Zugang ermöglicht. 4. Verschiedene Sprachen: Durch das Wiktionary können die Dokumenta­ tionen in verschiedenen Sprachen angelegt wer- den. Das System unterstützt bei der Überset- zung und ein Wechsel im Live-Betrieb in unter- schiedliche Sprachen ist jeder Zeit möglich. 5. Live-Übertragung Die Software bietet Live-Streaming, über Video- Telefonie kann der direkte Kontakt zum Exper- ten aufgenommen werden und Probleme kön- nen schneller gelöst werden, ohne dass der Experte direkt vor Ort kommen muss. 6. Graph-Datenbank Durch den intelligenten Aufbau der Datenbank werden die eingegebenen Suchbegriffe ver- knüpft und der höchsten Wahrscheinlichkeit nach vorgeschlagen. Dadurch verbessert sich nach jeder eingegebenen Suche das Suchver- halten der Software. Wie können Kosten und Nutzen für Wissenstransferprojekte bewertet werden? Für die Erfolgsmessung von Wissenstransfers gibt es keine fertigen und allgemeingültigen halten, passgenau konnten wir unsere Wis- sensgebiete und die einzelnen Tätigkeiten er- kennen.“ Die erfahrenen Mitarbeiter konnten jetzt die erforderlichen Arbeitsschritte incl. ihres Erfahrungswissen dokumentieren.“ Die Vorgehensweise ist sehr nachhaltig, weil so die wichtigen Inhalte eines komplexen Wis- senstransfers sehr konkret erfasst werden können. Die beteiligten Praktiker konnten das Wissen sofort nutzen. Es entsteht kein Text- und Bilder-Chaos, sondern geordnetes Wis- sen, das genau dann abgerufen werden kann, wenn es der jeweilige Mitarbeiter benötigt. Dadurch ergibt sich genau die Unterstützung, die ein Maschinenbediener in der Anlaufsitua- tion braucht. Bei einem Wissenstransfer ist jede Vereinfa- chung, insbesondere in der Prozessdokumen- tation sowie in der Erfassung des konkreten Wissens von Erfahrungsträgern entscheidend. Dadurch erhält der Wissenstransfer eine hohe Qualität, die Maschinen erreichen in kurzer Zeit eine gute Prozesssicherheit. Das Wissen zur Behebung von bekannten Störungen kann schon im Anlauf zu 100% genutzt werden. Da- für wurden im zugrunde liegenden Praxisbei- spiel neben strukturierten Schritt-für-Schritt- Anleitungen mit erklärendem Text auch kurze Videosequenzen zur Verfügung gestellt, die an- schaulich zeigen, wie die Arbeitsaufgaben erle- digt werden. So wurden alle Inhalte für den Wissenstransfer von Deutschland nach Spanien erfasst und in der Software dokumentiert, die damit zur digi- talen Plattform für die Durchführung des Wis- senstransfers wurde. Das Wissen von drei er- fahrenen Maschinenbedienern aus Deutsch- land ist jetzt in spanischer Sprache in Spanien direkt nutzbar. Zu Beginn des Projektes wurde für jede Ma- schine eine Wissenslandkarte mit den einzel- nen Wissensbereichen erstellt. Eine Wissenslandkarte ist ein Standard für die Analyse von komplexen Wissensgebieten, sie gibt eine Übersicht aller Tätigkeiten und Ar- beitsschritte. Nach Festlegung der zu erfas- senden Maschinen werden anhand dieser die Struktur, der jeweilige Tätigkeitsbereich, die Tätigkeit und die einzelnen Arbeitsschritte festgelegt. In dem Verlagerungsprojekt wurden folgende Tätigkeitsbereiche mit Hilfe der Wissensland- karten analysiert und beschrieben: · · Sicherheitshinweise · · Anlagenbedienung · · Wartung/Instandhaltung · · Werkzeugwechsel · · Qualität · · Störungen „ M it dem Aufbau der Wissenslandkarten haben wir die Komplexität reduziert.“ Jeder Tätigkeitsbereich wurde mit den ge- nannten Informationen beschrieben. Inputge- ber ist der Personenkreis aus dem Maschi- nenpark. In Folge der analytischen Vorge- hensweise anhand der Wissenslandkarten und der systematischen Einbindung der erfah- renen Mitarbeiter konnte bereits die Pla- nungsphase um 50 % verkürzt werden. Ein Mitarbeiter brachte es auf den Punkt: „Mit dem Aufbau der Wissenslandkarten haben wir die Komplexität reduziert, eine klare Sichtwei- se auf das Projekt und unsere Aufgaben er- Autor Dr. Volker Engert ist Geschäftsführer der Leaneo Consulting GmbH in Heidelberg. Als langjährige Führungskraft bei der Daimler AG hat er ein digitales Wissensmanagementsystem für die Produktionsberei- che bei Daimler-Truck entwickelt und weltweit implementiert. E-Mail: volker.engert@leaneo.de www.leaneo.de Wissensmanagement als Erfolgsfaktor

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