Tagen 11/2022

down ganz zugemacht hätten, hätte es laut den Förderrichtlinien mehr Geld vom Staat gegeben. Darauf habe ich bewusst verzichtet. Sie haben eben Prinzipien und dazu gehört auch der Wunsch, niemanden zu entlassen … Feuerstein: In der Tat sollten keine Mitarbeiter entlassen werden. Wenn Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt wurden, haben wir darauf geachtet, dass sie nur in eine zeitlich begrenzte Kurzarbeit gingen, sodass sie das finanziell verkraften konnten. Als wir nur wenige Gäste hatten, nutzen wir die Zeit, uns um den Nachwuchs zu kümmern und ihn in Projekte einzubinden. Wir haben zum Beispiel einen Onlineshop eröffnet mit vom Hotel vorgekochten Speisen wie den Ochsenbäckchen in leckerer Bratensoße. Für einen optimalen Geschmack werden die Ochsenbacken ausgiebig geschmort – und so zu einer echten Delikatesse. Außerdem kann man weitere exklusive Speisen, Getränke und von unseren Köchen entwickelte Gewürzmischungen kaufen. Als wir unser Restaurant nicht öffnen durften, haben wir mit bis zu 25 Fahrern vorbestellte Weihnachtsmenüs gleichzeitig ausgeliefert. Das waren unsere „Gänsetaxis“, die zu Schnitzeltaxis und zu Grilltaxis wurden. Wie entwickelte sich Ihr Hotel bislang im Jahr 2022? Feuerstein: Wir sind nach wie vor mit Leib und Seele ein Seminar- und Tagungshotel, das seinen Umsatz zu rund 80 Prozent aus diesem Bereich generiert. Unsere 46 Seminar- und Tagungsräume sind seit Ende des Sommers bis Weihnachten ausgebucht. Die Nachfrage zog bereits im Mai stark an und legte dann im Sommer die übliche Pause ein. Diese Pause konnten wir gut mit einer überraschend großen Zahl an privaten Kurzurlaubern und Gästen, die uns wegen unseres Wellnessangebots gebucht haben, überbrücken. Das Buchungsverhalten ist speziell für das erste Halbjahr 2023 sehr vielversprechend. Aber wir wissen auch, dass wir uns wegen unserer sehr großzügigen Stornobedingungen auf sehr dünnem Eis bewegen. Wir schließen schlechte Nachrichten nicht aus, ohne uns verrückt zu machen. Ich glaube, die Hotellerie ist krisenerprobter als manch andere Branche. Ich sage immer: Unsere Branche hat den Begriff Kurzfristigkeit ganz neu definiert. Gibt es einen Nachholbedarf in Sachen Tagung? Feuerstein: Diesen Nachholbedarf erleben wir gerade und er bestärkt mich in meiner Meinung, dass nur Präsenzveranstaltungen den von den Unternehmen erwünschten, wertvollen Erfahrungsaustausch unter den Mitarbeitern ermöglichen. Life-Treffen im Hotel werden bleiben. Diese Formate haben Bestand. Die Menschen brauchen den Austausch im Gespräch vor Ort, die kommunikative Kaffeepause, die Zigarette in der Kleingruppe, die Fachsimpelei nach dem Abendessen. Das persönliche Gespräch ist unersetzbar - gerade wenn Unternehmen die interne Zusammenarbeit und die Innovationskraft verbessern wollen. Welche Rahmenprogramme sind derzeit in Mode? Feuerstein: Gefragt ist alles, was die Kommunikation fördert und das Teambuilding festigt. Wir docken mit unseren Rahmenprogrammen auf Wunsch an die vom Unternehmen entwickelten Trainings an. Es gibt viele Tagungen, da sollen mehrere Events gleichzeitig angeboten werden und jeder nimmt dann in einer Kleingruppe an der Aktion teil, die ihm persönlich zusagt. Es kann sein, dass einige Teilnehmer und Teilnehmerinnen zum Teamkochen gehen und andere zum Cocktailkurs an die Bar und wieder andere zum Yogakurs. Der eine liebt das Waldbaden, der andere den Zigarrenabend in der Kellerbar. Unser Ehrgeiz besteht darin, dass wir als Hotel beides ermöglichen können. R

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