tagen 32 Tagen 11_2022 Olaf Feuerstein. Er sagt über sein Vier-Sterne-Haus schmunzelnd, dass es eine Seele habe, aber nie einen Architekturwettbewerb gewinnen werde. Fotos: Martin Pichler Olaf Feuerstein (59), gelernter Koch und Hotelbetriebswirt, ist seit mehr als 30 Jahren der Macher des Göttinger Hotels „Freizeit In“ (209 Zimmer, 46 Tagungsräume, 330 Mitarbeitende). Mit 29.500 Quadratmeter Veranstaltungsfläche und 90.000 Quadratmeter Grundstücksfläche gehört das „Freizeit In“ zu den größten privat geführten Tagungshotels in Deutschland. Wie haben Sie die beiden Coronakrisenjahre 2020 und 2021 erlebt? Olaf Feuerstein: In den beiden Jahren 2020 und 2021 hatte unser Vier-Sterne-Tagungshotel „Freizeit In“ einen gewaltigen Umsatzeinbruch zu verkraften. Wir sprechen von einem hohen zweistelligen Millionenbetrag. Im Nachhinein klingt es unfassbar: Es gab Wochen, an denen überhaupt kein Gast im Haus war und zusammengerechnet kommen wir auf rund sechs Monate, in denen keine einzige Tagung und kein einziges Seminar bei uns durchgeführt wurden. Wir haben auf zwei Arten reagiert. Wir haben zum einen in einer undenkbar radikalen Weise gespart und zweitens haben wir nach neuen Umsatzmöglichkeiten gesucht, um wenigstens etwas Geld in die Kasse zu bekommen. „ Nichts geht über die Fachsimpelei in der Pause“ TAGUNGSHOTELIER DES JAHRES. Olaf Feuerstein wurde Ende 2022 zum „Top-Tagungshotelier“ des Jahres 2022 gewählt. Ein Faible für bahnbrechende Innovationen und die Bereitschaft, seine Erfahrungen mit Branchenkollegen zu teilen – dafür lobte ihn die Jury. Im Interview gibt er sich zuversichtlich, dass Präsenzveranstaltungen durch nichts zu ersetzen sind. Wie wurde gespart? Feuerstein: Wir haben uns weniger Miete gezahlt, Gebäudeteile komplett stillgelegt, die Geschäftsführergehälter reduziert und die Arbeiten externer Dienstleister und Handwerker wurden überwiegend von unseren eigenen Mitarbeitern erledigt. Es blieb uns trotzdem nichts anderes übrig, als unser Erspartes anzugreifen. Aber Sie haben doch bestimmt staatliche Hilfen bekommen … Feuerstein: Der Staat hat mit seinen fünf aufeinander folgenden Überbrückungshilfen in Kombination mit dem Kurzarbeitergeld grundsätzlich schon einen guten Rettungsschirm aufgespannt. Das muss man festhalten. Aber als Unternehmer wollte ich unter keinen Umständen das Hotel komplett schließen – was im dritten Lockdown finanziell sehr lohnend gewesen wäre. Ich wollte unbedingt Zuversicht ausstrahlen und das Hotel geöffnet lassen. Das war dann schon eine krasse Herausforderung. Eines ist sicher: Wenn wir im dritten Lock-
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