Tagen 2/2024

zubereiten, zu konservieren und exakt wiederzugeben. Denken Sie daran, wenn Sie Ihre nächste Präsentation erstellen. Denken Sie auch daran, dass die meisten Präsentationen von hochabstrakten Dingen handeln, nämlich von Wirtschaft, Projektplänen, Organisationen, sozialen Netzen. Für diese Bereiche wurde die Sprache erfunden. Viele Bilder in Präsentationen (vielleicht sogar die meisten) sind im Wesentlichen dekorativ, und in dieser Eigenschaft sind sie auch austauschbar. Ich sage nicht, dass wir keine Bilder brauchen, aber ich sage, dass sie wenig bis keine inhaltliche Information übermitteln. Die dekorativen Bilder und schönen Fotos erfüllen genau betrachtet Funktionen wie diese: 1. Der Redner ist „professionell“ und hat Zeit und Mühe in die Vorbereitung gesteckt (oder die Marketingabteilung hat es getan, aber immerhin hat sich irgendwer Zeit dafür genommen und damit die Wertschätzung gegenüber den Zuhörern ausgedrückt). 2. Wir wollen die Zuhörer vom Einschlafen abhalten, indem wir den visuell verwöhnten Augen wechselnde Eindrücke vorsetzen. 3. Wir wollen das gesprochene Wort durch einen intuitiven Zugang zum Thema ergänzen. weilig wird. Aber glauben Sie bitte nicht, die Bilder hätten etwas gesagt, und erst recht nicht mehr als tausend Worte. Das, was Sie sagen, sagen Sie mit den tausend Worten. Natürlich fällt es vielen Zuhörern leichter, eine Struktur zu erkennen, wenn die Wörter visuell aufzunehmen sind, nicht nur hörend, und wenn sie grafisch angeordnet sind. Aber hier geht es um die Aufnahme der Inhalte, nicht um die Inhalte selbst. Die Bilder dienen als visueller Anker und in dieser Funktion sind sie auch außerordentlich wichtig. Aber nur, wenn diese Anker sehr bewusst so eingesetzt werden, dass sie das gesprochene Wort intuitiv ergänzen und nicht etwa damit in Konkurrenz stehen. Das passiert dann, wenn die Bilder und das Wort keine Einheit bilden. Nehmen Sie folgendes Beispiel, das Sie bestimmt auch schon vielfach in Präsentationen sehen konnten: Es ist von Schlüsseltechnologien, Schlüsselentscheidungen oder dergleichen die Rede, und daneben wird ein riesiger Schlüssel gezeigt. Das Dumme ist, dass ein Schlüssel rein gar nichts mit einer Schlüsseltechnologie zu tun hat und deshalb in unserem Gehirn in einem ganz anderen Assoziationsnetz abgespeichert ist. Wenn wir eine solche Folie sehen, dann läuft unser visueller Teil in eine andere Richtung als unser auditiver. Das können wir 4. Wir wollen verschleiern, dass wir eigentlich gar keinen Inhalt haben. Bitte sehen Sie sich einmal visuell aufbereitete Präsentationen an. Sie können fast sicher sein, dass Sie Folgendes irgendwo finden: • ein Puzzle • mehrere Säulen mit einem Dach darauf • e inen Globus oder eine Weltkarte • m ehrere Pfeile unter- oder nebeneinander, die einen Zeitplan angeben • konzentrische Kreise • e ine Matrix mit Kreisen darin • Z ahnräder, die ineinander greifen • eine Uhr, üblicherweise auf fünf vor zwölf. Außerdem finden Sie oft noch eine lächelnde junge Frau mit Telefonhörer (oder dem aktuell schicksten Kommunikationsmittel) oder einen jungen Mann und irgendeinem technischem Gerät. Schlüsseltechnologien mit einem Schlüssel bebildern? Der Inhalt? Kommt nicht vor, zumindest nicht in den Bildern. Der Inhalt steckt in den Wörtern, die verschämt irgendwo in dem Puzzle und den konzentrischen Kreisen versteckt sind. Die Bilder sind nur Show. Nichts gegen Show. Sie brauchen ein bisschen Action, damit es nicht lang49 Präsentation

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