Tagen 1/2023

Wenn ich mich daran erinnere, wie ich als Kind „Mensch ärgere dich nicht“ gespielt habe, dann muss ich jetzt im Rückblick feststellen, dass es beim Spielen natürlich nicht nur ums Gewinnen ging, sondern auch darum, etwas fürs Leben zu lernen. Wie man Spiele dazu nutzt, Erwachsene zum Lernen ernsthafter Inhalte zu motivieren, davon handelt unser Titel (S. 14) und ein Artikel über das Präsentieren (S. 38). Alle, die heute nach Spielen suchen, um ihre Vorträge und Seminare lehrreicher zu machen, werden an den alten bundes- republikanischen Fernsehshows nicht vorbeikommen. Dort wurden sehr viele Varianten von Ratespielen oder Geschicklichkeitsspielen erdacht, die immer noch Spaß machen. Als ich mir einige Folgen der ZDF-Spielshow „Dalli Dalli“ (von 1971 bis 1986 entstanden 153 Sendungen) bei Youtube anschaute, fiel mir auf, dass der Moderator in den frühen 1970er Jahren die Sendung manchmal mit der umständlichen Entschuldigung eröffnete, man wolle nur nett unterhalten: „Wir wollen, dass Sie Ihre Alltagssorgen einmal ein wenig vergessen – jedenfalls für eine gewisse Zeit.“ Heute ist man selbstbewusster. Jeder weiß, dass Spiele auf einem festivalisierten Business-Event nie nur nett sind, sondern immer auch einem Zweck dienen. Und der besteht darin, dass die Teilnehmenden motiviert werden, in der Interaktion mit anderen etwas dazuzulernen und so durch das Spielen in einen Dialog mit etwas (beruflich) Neuem treten. Aber das kennen wir ja schon aus unserer Kindheit: Spiel und Leben sind eins. Viel Erfolg beim Tagen und viele nützliche Anregungen beim Lesen wünscht Martin Pichler Chefredakteur Das Leben ist ein Spiel editorial 1_2023 Tagen 3

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