Tagen 1/2024

tagen tagen 01.24 54 Foto: Carkhe / gettyimages.de Die „Self-Determination Theory“ (Selbstbestimmungstheorie) der Psychologieprofessoren Richard M. Ryan und Edward L. Deci von der Universität von Rochester (USA) geht davon aus, dass nur drei psychologische Grundbedürfnisse (Autonomie, Kompetenz und Verbundenheit) eine Rolle spielen, um die Teilnehmenden einer Tagung oder Konferenz dazu zu bringen, sich aktiv am gemeinsamen Lernen zu beteiligen. Diese Bedürfnisse sind angeboren. Ihre Befriedigung ist obendrein auch noch von grundlegender Bedeutung für die Förderung der intrinsischen Motivation. Laut Lichtenegger lassen sich diese drei Grundbedürfnisse wie folgt zusammenfassen: 1. Autonomie Das Bedürfnis nach Autonomie bezieht sich auf den Wunsch der Lernenden, so oft wie möglich selbst die Initiative zu ergreifen. Sie brauchen das Gefühl der psychologischen Freiheit, wenn sie sich auf eine Lernaktivität einlassen. Die Wahlfreiheit beginnt schon, wenn die Menschen über die Teilnahme an einem Event selbst entscheiden können und vielleicht sogar im Vorfeld Einfluss auf die Inhalte oder die Abläufe haben. Umfragen im Vorfeld („Welche Themen interessieren Sie besonders?“) haben sich bewährt. Auf alle Fälle ist es zwingend erforderlich, den Wunsch nach Autonomie dadurch zu erfüllen, dass in einem Kongress mehrere Parallelangebote (thematische Vortrags- oder Workshop-Stränge) gemacht werden, die Teilnehmenden sich ihre persönliche Agenda zusammenstellen können und vielleicht sogar die Wahl haben, mitten in einem Workshop aufzustehen, um zu einem anderen zu wechseln. Die Autonomie wird nicht nur dadurch ermöglicht, dass Wahlmöglichkeiten geboten werden, sondern auch dadurch, dass die Referierenden darauf verzichten, die „einzig richtige Problemlösung“ anzubieten. Die Zuhörenden freuen sich dagegen über ein Bündel an „Quick Tipps“, die ihnen verschiedene Zugänge zu einer Problemlösung bieten. Natürlich „muss“ auch niemand die Tipps befolgen. Besser ist der Hinweis, die Tipps „könnten“ oder „dürften wohl“ Sinn machen. Ein gewisses Maß an Autonomie ist auch erforderlich, um die Identifikation mit dem Event zu steigern. Die hohe Kunst der Autonomiegewährung Tagungsgäste zu aktivieren, kann so leicht sein Von Martin Pichler Wer das Programm von Tagungen und Kongressen auf die Beine stellt, sollte sich an der „Self-Determination Theory“ orientieren, schlägt Georg Lichtenegger, der Autor der „Toolbox Eventthinking“ (Beltz 2022), vor. Das gelte insbesondere dann, wenn eine Veranstaltung neues Wissen vermitteln oder zu neuen Problemlösungsideen verhelfen wolle.

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