Tagen 11/2021
tagen 26 Tagen 11_2021 Auch bei digitalen Events haben sich unterschiedliche For- mate entwickelt, die jeweils ihre eigenen Vor- und Nachteile mit sich bringen: Rein digitale Veranstaltungen So genannte Desktop-Broadcastings finden komplett online statt. Teilnehmer, Moderator und weitere Akteure werden je- weils von ihren Bildschirmen aus zugeschaltet. Ganz bewusst wurde hier jedoch auf die Bezeichnung „Event“ verzichtet, da der Spielraum, einen Erlebnischarakter zu er- zeugen, relativ klein ist. Vorteile: komplett dezentrale Durchführung für Veranstalter, Publikum und Gäste, technisch relativ einfach durchführbar, Fokus stark auf Content, kostengünstig durch geringen Tech- nikbedarf Nachteile: kein einheitlicher Look & Feel, kein Eventcharakter, ohne Studiosituation für die Zuschauer recht losgelöst, Dauer: maximal zwei Stunden Geeignet für: Expertentalk, Webinar, Lunchbreak-Sessions oder ähnliche Veranstaltungen Kommunikationsziel: stark inhaltlich Hybride Events Bei einem klassischen hybriden Event werden zwei Publi- kumsgruppen – live vor Ort und digital zugeschaltet – gleich- berechtigt angesprochen. Dasselbe gilt für die weiteren Ak- teure. Die Herausforderung eines hybriden Events besteht darin, die Eventdramaturgie für die digitalen Teilnehmer gleichberech- tigt zum Livepublikum zu konzipieren. Der Teilnehmer am Bildschirm sollte nicht das Gefühl eines Zaungastes haben, sondern ebenso Erlebnisse erfahren wie ein Teilnehmer, der sich vor Ort aufhält. Dazu sollte das zentrale Bühnenprogramm so konzipiert wer- den, dass beide Publikumsarten unter ihren jeweiligen Rah- menbedingungen ein möglichst ähnliches Veranstaltungser- lebnis erfahren. Alternativ können Teile des Events sich für das jeweilige Publikum unterscheiden. Gehen beispielsweise die Liveteilnehmer in die Mittagspause, könnte den digitalen Teilnehmern ein Behind-the-scenes-Interview mit den Vor- tragsrednern präsentiert werden. Vorteile: Durch Publikumsreaktionen wie Applaus und Lachen vor Ort entsteht eine Liveatmosphäre, die sich auch auf die Akteure auf der Bühne auswirkt. Über das Livepublikum hi- naus ist eine fast unbegrenzt skalierbare digitale Reichweite zu erzielen. Nachteile: Das Event muss sehr komplex konzipiert werden, um digitales und Livepublikum gleichberechtig abzuholen. Hochwertige Kameraeinstellungen mit Livepublikum sind nur mit Arenabestuhlung möglich. Das schränkt die Wahl der Lo- cation ein. Kostenintensivste Variante durch doppelte Planung, große Location und doppelten Technikbedarf (Livebeschallung und Streamingtechnik). Geeignet für: große Arenaveranstaltungen oder aber gezielt kleinere Events, mit Fokus auf digitaler Reichweite und Live- publikum Das Format passt gut zu wiederkehrenden Veranstaltungen wie Meetings, Tagungen und Kongresse, bei denen sich die Teilnehmer flexibel für die Teilnahme in Präsenz oder digital entscheiden können. Kommunikationsziel: inhaltlich und emotional Teilhybride Events Grundsätzlich hat die Anzahl der hybriden Events im letzten Jahr zugenommen. Dabei handelte sich im engeren Sinne je- doch hauptsächlich um teilhybride Events, da das Publikum zumeist ausschließlich online teilnimmt, das Programm des Events hingegen mit Gästen, Show Acts und Keynotes in einem Streamingstudio stattfindet. Bei teilhybriden Events gibt es ein Streaming- oder Pop-up- Studio, zum Beispiel direkt im Unternehmen oder einer the- matisch passenden Location. Der Moderator und einige Ak- teure sind live vor Ort im Studio, andere werden nach Bedarf und Verfügbarkeit in den Livestream zugeschaltet. Das Publi- kum verfolgt die Veranstaltung rein digital vom PC, Smart- phone oder Tablet aus. Vorteile: flexible Planung und Durchführung des teilhybriden Events, authentische Präsentation des Unternehmens in eige- ner Kulisse, abwechslungsreiche Bilder im Stil einer TV-Show plus Interaktionsmöglichkeiten in Echtzeit. Publikum kann dezentral und skalierbar teilnehmen. Reisezeiten und -kosten fallen in diesem Zusammenhang nur für Akteure an, die vor Ort im Studio auftreten. Nachteile: kein persönliches Netzwerken möglich R Ralf Schmitt ist Geschäftsführer der Veranstaltungs- agentur Impulspiloten GmbH, die sich neben unkonventionellen Business events auf die Konzeption und Durch- führung von digitalen/hybriden Events spezialisiert hat. Ralf Schmitt moderiert seit über 20 Jahren Firmenevents, tritt als Keynote Speaker zum Thema „Flexibles Mindset“ auf und hat mehrere Bücher veröffentlicht, zuletzt gemeinsam mit Thorsten Jekel und Melanie Eschle: „30 Minuten Digitale Events“ (Gabal Verlag). www.impulspiloten.de AUTOR Buchtipp. Melanie Eschle, Thorsten Jekel,Ralf Schmitt: Digitale Events, Gabal Verlag, Offenbach 2020, 100 Seiten, 9,90 Euro
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