Tagen 4/2022

tagen 42 Tagen 04_2022 Mit welchem Gefühl schauen Sie in die nahe Zukunft, wenn Sie an Ihre Hotels denken? Markus Göbel: Verhalten positiv. Die Buchungen haben deutlich zugelegt, wenngleich wir zurzeit noch nicht wissen, wohin die Reise geht. Viele Fragen sind noch offen wie zum Beispiel „Wann ist Corona endlich besiegt?“, „Was tun wir gegen die extrem gestiegenen Energiepreise?“, „Wie wirkt sich der Krieg in der Ukraine auf das Buchungsverhalten aus?“, „Können wir unsere längerfristigen Firmenverträge mit dem Verbraucherpreisindex versehen, damit wir die vereinbarten Preise nachträglich anpassen können?“ Die wirtschaftliche Lage ist im Moment so unvorhersehbar, dass wir uns mit aktuellen Investitionsentscheidungen schwertun, lieber auf Nummer sicher gehen und abwarten. Wir sehen auch, dass größere Veranstaltungen für Herbst/ Winter 2022 ins Ausland abwandern, da die Firmen das Gefühl haben, in Ländern mit etwas „entspannterer“ Coronapolitik langfristig besser planen können. Um mehr Planungssicherheit zu bekommen, habe ich die Frage verschiedenen Politikern gestellt: „Welchen Masterplan hat die Politik für die nächste, kalte Jahreszeit, falls es zu einer fünften Welle kommt?“ Leider bisher ohne Antwort. Welche konkreten Themen beschäftigen Sie als Unternehmer derzeit am meisten? Göbel: Energiekosten und Personalfragen stehen bei uns im Fokus. Natürlich haben auch wir uns einiges einfallen lassen, um neue Mitarbeiter zu gewinnen oder zu halten. Wir suchen Mitarbeiter aus dem Ausland und vergeben Prämien für aktive Mitarbeiter, die neue anwerben. Über unsere regelmäßig erscheinende Mitarbeiterzeitung halten wir die aktuellen und ehemaligen Mitarbeiter auf dem Laufenden. Wir kommunizieren sehr transparent über News im und um das Unternehmen. Es gibt ein E-Bike-Leasing für unsere Mitarbeiter und eine be­ „ Keine Angst: Die Tagungen kommen wieder“ TAGUNGSHOTELIER DES JAHRES. Markus Göbel, Inhaber des Göbel‘s Schlosshotel Prinz von Hessen in Friedewald und Mit-Geschäftsführer der Göbel Hotelgruppe wurde Ende 2021 zum Top-Tagungshotelier des Jahres 2021 gewählt. Ein Faible für das Neue und die Bereitschaft, seine Erfahrungen und sein Wissen mit Branchenkollegen und -kolleginnen zu teilen, bescheinigte ihm die Jury. triebliche Krankenzusatzversicherung, was beides sehr gut ankommt. In einem nächsten Projekt versuchen wir aktiver mit den Arbeitgeberbewertungsplattformen wie zum Beispiel Kununu besser zusammenzuarbeiten, da wir glauben, dass wir da in Zukunft sowieso nicht mehr drum herumkommen werden. Das Thema Nachhaltigkeit spielt schon länger eine große Rolle. Wir haben in Photovoltaikanlagen und Blockheizkraftwerke investiert, uns mit dem Thema Müllvermeidung beschäftigt und die Öffnungszeiten der Außenpools in den Wintermonaten gekürzt. Was auch immer wichtiger wird, ist der Faktor Regionalität und gesunde Ernährung. Natürlich wird das argentinische Rumpsteak mit Pommes am Abend oder auch mal eine Avocado zum Frühstück in Zukunft immer noch gerne gegessen, aber der Anteil der Gäste, die sich bewusster ernähren wollen, ist in den letzten zwölf Monaten deutlich gestiegen. Glauben Sie, dass das Seminar- und Tagungsgeschäft jemals wieder anspringt? Göbel: Auf jeden Fall. Wir bewerben das mit dem Slogan: „100 Prozent Präsenz = 100 Prozent Lernerfolg!“ Die Firmen haben in den letzten zwei Jahren reichlich Erfahrung mit Onlinekonferenzen gemacht und bestätigen uns im Gespräch, dass sie wieder zusammenkommen, sich treffen wollen. Die Unterhaltung in den Pausen oder abends an der Bar, das sind die Momente, die online einfach fehlen. Bei mehrstündigen Onlinetrainings ist der Lernerfolg auf jeden Fall schlechter, als wenn sie das in direkter Interaktion in einem neutralen Umfeld machen können. Die Hygiene- und Sicherheitskonzepte hat es bereits lange vor Corona auch gegeben. Zusätzlich investiert haben wir daher nur noch in UV-C-Licht in den Lüftungsanlagen und CO-2-Messgeräten in den Tagungsräumen, was ganz nebenbei dazu führt, dass mehr gelüftet wird und die Teilnehmer weniger schnell ermüden. Welche Erfahrungen machen Sie mit den sogenannten hybriden Veranstaltungen? Göbel: Das war ein Hype in der Pandemie, der aber nach unserer Erfahrung im Moment deutlich nachgelassen hat. „ Hybride Seminare und Tagungen waren ein Hype in der Pandemie, der deutlich nachgelassen hat.“

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