Gender Pension Gap 13 auch das Risiko einer späteren Rentenlücke verringert werden. „Private Vorsorge sollte deshalb nicht ausschließlich an das individuelle Einkommen gekoppelt sein. Vielmehr empfiehlt sich ein gemeinsames Vorsorgeverständnis“, schreiben die Autoren und veranschaulichen dies anhand eines Rechenbeispiels: Eine Frau verfügt in einem Paarhaushalt durchschnittlich über ein monatliches Nettoeinkommen von rund 1.930 Euro, während ihr Partner im Schnitt knapp 3.410 Euro verdient. Zusammen ergibt sich daraus ein Haushaltseinkommen von etwa 5.340 Euro. Bei gleichmäßiger Aufteilung würden beiden jeweils 2.670 Euro zur Verfügung stehen. Angenommen beide Partner sparen privat jeweils 4 Prozent ihres Nettoeinkommens, so wären das im Fall des gemeinsamen Vorgehens jeweils rund 110 Euro. Bei der üblichen individuellen Betrachtung und einem klassischen Rollenbild spart hingegen der Mann etwa 140 Euro, die Frau aber nur rund 80 Euro. Susanne Kazemieh, Geschäftsführerin und Gründerin der Frauen-Finanz-Gruppe, warnt allerdings davor, Konten oder Verträge auf Gemeinschaftsbasis zu führen. Ganz gleich, ob es sich um vermögensbildende Versicherungen, Wertpapierdepots oder Konten handelt. Haben beide Partner Verfügungsgewalt, könne jeder Ein- und Auszahlungen ebenso vornehmen wie Wertpapiere kaufen und verkaufen, ohne dass der andere gefragt wird. Gleiches gelte bei Versicherungen zum Beispiel für die Festlegung der bezugsberechtigten Person. „Die wenigsten machen sich klar, was passiert, wenn es zum Beziehungsstress kommt. Deshalb gilt: eigene Verträge schließen, wo immer möglich“, sagt die Geschäftsführerin. Das gilt auch für die sogenannte Zugewinngemeinschaft, da die Ermittlung und Aufteilung der während der Ehe erzielten Wertsteigerungen erst bei einer Scheidung greift. „Bis dahin gehört jedem der Partner das, was auf seinem oder ihrem Namen angelegt ist“, sagt Kazemieh. Davon abgesehen, rät die langjährige Vorsorgeexpertin Frauen, für Finanzen ein gewisses Interesse zu entwickeln, ähnlich wie Fragen der persönlichen Gesundheit. „Nicht kümmern hat in beiden Fällen erhebliche Auswirkungen“, sagt sie und weist noch auf ein anderes Lebensrisiko hin. Stichwort Berufsunfähigkeit. Psychische Gründe gelten hier inzwischen als Hauptursache. Die Problematik: Sobald Behandlungen bei Therapeuten oder Psychologen aktenkundig geworden sind, versagen Versicherer in der Regel einen Versicherungsschutz, erläutert die langjährige Vorsorgeexpertin und gibt zu bedenken: „Frauen sind davon viel stärker betroffen, weil wir uns bei psychischen Problemen eher fachkundige Unterstützung einholen würden.“ Effektiver vorsorgen Hoschützky wünscht sich von Frauen mehr Mut beim Vermögensaufbau. Statt eines herkömmlichen Banksparplans könnte beispielsweise ein Fonds- oder ETF-Sparplan bevorzugt werden, um mit dem eingesetzten Geld eine größere Effektivität zu erreichen. Für den Fall, dass die finanzielle Lage keinen Vorsorgeschritt zulasse, sei es wichtig, die Rentenlücke im Bewusstsein zu behalten, um den nächsten Schritt zu gehen, Eine faire Verteilung des gesamten Haushaltseinkommens würde nicht nur die Carearbeit angemessen würdigen, sondern auch das Risiko einer späteren Rentenlücke verringern. Eigene Alterssicherungsleistungen hängen aber auch vom individuellen Finanzwissen, von persönlichen Netzwerken sowie vom jeweiligen Ehe-/Versorgungskonzept des Paares ab“. Letzteres bezieht sich vor allem auf die Asymmetrie in vielen Beziehungen und Ehen dahingehend, dass die Karriereplanung des Mannes oftmals dadurch ermöglicht wird, dass die Frau einen Großteil der unbezahlten Carearbeit übernimmt und dafür beruflich zurücksteckt. Für Paare wäre es eine Idee, aus dem gemeinsamen Haushaltseinkommen eine gleichberechtigte Vorsorge für beide zu realisieren, schlägt Unrau vor, um den strukturellen Nachteilen entgegenzuwirken. Laut Prognos-Studie erzielten Frauen in Paarhaushalten im Jahr 2022 etwa 43 Prozent weniger Einkommen als Männer. Wer aber mit einem geringeren Einkommen auskommen muss, hat natürlich weniger Möglichkeiten, Rücklagen für das Alter zu bilden. Durch eine faire Verteilung des gesamten Haushaltseinkommens auf beide Partner könnte somit nicht nur die Leistung unbezahlter Carearbeit angemessen gewürdigt, sondern
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